Konkurs von Radio 3fach: Mässiger Aprilscherz

Radio 3fach kündigte am Montag seinen Konkurs an. Richtig lachen konnten über den verfrühten Aprilscherz die wenigsten.

Radio 3fach hatte am Montagmorgen in einer Medienmitteilung die Einstellung des Betriebs noch für den Montag bekanntgegeben. Dem Sender sei das Geld ausgegangen, und er müsse Konkurs anmelden. Konzession und Studio seien an einen Interessenten aus Zürich verkauft worden, der den Betrieb auf den Frequenzen von Radio 3fach weiterführen werde. Radio 3fach stellte denn auch umgehend den Sendebetrieb ein – bis am Nachmittag blieb es still auf seinen Frequenzen. Allerdings wusste man weder beim Bezirksgericht Luzern noch beim Konkursamt Luzern etwas von einer Konkurs- Anmeldung. Auf die ausdrückliche Frage, ob es sich um einen Aprilscherz handle, sagte Programmleiter Dani Glur gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, es handle sich um keinen Scherz. Auf die Frage nach dem Käufer des Studios, erklärte Glur, man stecke noch in Verhandlungen und werde den Namen später bekanntgeben. Dann war Glur telefonisch nicht mehr erreichbar.

«Sehr schlechter Scherz»

Erst das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) sorgte für Klarheit. Laut Sprecherin Deborah Murith hat die Aufsichtsbehörde keine Hinweise auf eine Pleite, und ihr sei nichts von einer Zahlungsunfähigkeit bekannt. Um 17 Uhr gab dann auch Radio 3fach bekannt, dass es sich bei der Konkurs-Ankündigung um eine Falschmeldung gehandelt habe. Der auf Ende März vorverlegte Aprilscherz kam nicht sehr gut an. Das Medienportal Klein Report schreibt von einem «sehr schlechten Witz». Und auch auf der sendereigenen Homepage gab es Schelte. «Langweilig und doof», «tiefstes Niveau» und «sowas von komplett daneben» schreiben die Kommentatoren. Dann könne man schon eine Woche vorher mit Aprilscherzen beginnen. Und die Hörerin Lisa meint: «ich chumm der cho hälfe met em Chlapf a Grend». Der erste Jugendkultursender der Schweiz nahm 1998 den Betrieb auf. Das werbefreie Radio 3fach richtet sich an 16- bis 25-Jährige aus der Region. Finanziert wird es vor allem aus Gebührengeldern des Bundes sowie Sponsoringbeiträgen. (SDA)

kleinreport
«…als ob es lustig wäre, die Bilanz deponieren zu müssen»: Der gewöhnungsbedürftige Humor der 3fach-Macher strapazierte Nerven und kostete Flash-Newsletter (Bild: Screenshot Klein Report).

Unbenannt-50_0
«…kleine 105-Parodie»: Radio 3fach feiert sich selbst (3fach.ch). SDA-Chefredaktor Bernard Maissen konnte in seinem auf dem 3fach-Blog geposteten, ausführlichen Kommentar verständlicherweise die Feierlaune nicht teilen:

Ja, wir sind auf euren «Scherz» reingefallen. Im einen Anflug von Infantilität und in der Meinung, besonders originell zu sein, hat Radio 3fach schon am 31. März einen Aprilscherz lanciert und den Konkurs vermeldet. Ja, wir hätten es vielleicht merken sollen, und ich gönne euch die Schadenfreude und das Triumphgefühl, das ihr sicher hattet, als ein Kollege der sda anrief und euch um die Bestätigung des Konkurses bat. Ja, vielleicht hätten wir euch wirklich so nehmen sollen, wie ihr seid, nämlich einfach nicht ernst. Ja, dann wären uns unnötige Arbeit und Ärger erspart geblieben.Und vielleicht amüsiert ihr euch auch meinen Kommentar.

Aber in einer Zeit, in welcher der Journalismus ein grosses Glaubwürdigkeitsproblem hat, leistet ihr der Branche einen Bärendienst, wenn ihr Kollegen einfach anlügt. Und das möchte ich nicht unwidersprochen lassen. Auch wenn ihr sich gerne als Kontrast-Radio bezeichnen, erlaube ich mir, euch auf einen Punkt eurer Konzession hinzuweisen, wo es heisst, dass ihr ein Qualitätssicherungssystem einrichtet, das unter anderem «inhaltliche und formale Qualitätsziele und -standards (journalistische Standards, redaktionelle Sendungskonzepte usw.)» umfasst.

Zu den journalistischen Standards gehören meines Wissens auch die Erklärung der Pflichten der Journalistinnen und Journalisten, wo als allererster Punkt aufgeführt wird: «Journalistinnen und Journalisten halten sich an die Wahrheit.» Im vorliegenden Fall hat euer Sicherungssystem schon sehr früh versagt, nämlich beim Konsultieren des Kalenders. Weiter verweise ich auf Artikel 4 RTVG, wo es klar heisst, «Sendungen mit Informationsgehalt müssen Tatsachen und Ereignisse sachgerecht darstellen». Das gilt auch für Infos auf eurer Site. Wir könnten jetzt also an die Ombudsstelle gelangen, euch Verletzung der Konzession und des RTVG vorwerfen, und wir würden sicher überall Recht bekommen. Ein solches Verfahren würde bei euch aber Kräfte binden, die ihr meiner Ansicht nach besser in Ihre eigene journalistische Aus- und Weiterbildung investiert. Vielleicht reicht es auch, wenn ihr euch – wenn ihr wieder besonders lustig sein wollt – in Erinnerung ruft, dass Journalismus nicht nur aus Spass und Tollerei besteht, sondern auch viel mit Verantwortung zu tun hat.

Weitere Artikel zum Thema