Tamedia: Kein Sozialplan trotz erneuter Proteste

Tamedia hat sich mit dem Personal der Zürcher Regionalzeitungen nicht auf einen Sozialplan einigen können. Die Entlassungen werden darum mit «Leistungen auf freiwilliger Basis» abgewickelt.

Dies wurde bei der Tamedia-Pressekonferenz am Donnerstag bekanntgegeben. Tamedia habe angeboten, den vorliegenden, kritisierten Sozialplan um 30 Prozent zu verbessern. Die Personalkommission von Landbote, Zürichsee-Zeitung und Unterländer sei jedoch nicht auf dieses Angebot eingetreten, sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer. Stattdessen habe sie konsequent auf den Leistungen des Tamedia-Sozialplanes aus dem Jahr 2009 bestanden. Dieser Sozialplan wurde für Entlassene des Tages-Anzeigers verhandelt und bot «verglichen mit dem aktuellen Angebot» bessere Leistungen. Tamedia will dieses Paket jedoch nicht für die Angestellten der Regionalzeitungen schnüren. Das wirtschaftliche Umfeld für Medienunternehmen habe sich seit 2009 deutlich verändert, begründete Zimmer diesen Entscheid. So seien etwa die Zeitungs- Werbeeinnahmen in der Schweiz um 200 Millionen Franken gesunken.

«Ein faires Angebot»

Das Angebot sei fair gewesen, sagte Tamedia-Chef Christoph Tonini. Es sei bedauerlich, dass es in diesem Fall nicht gelungen sei, einen Sozialplan zu verhandeln. «Wenn man aber als asozial betitelt wird, habe ich dafür kein Verständnis», sagte er weiter. Damit spielte Tonini auf die Proteste der Betroffenen und der Gewerkschaften an, die das Verlagshaus wiederholt als «asozial» bezeichneten. Am Donnerstagmorgen protestierten rund 50 Mitarbeitende der Regionalzeitungen sowie Gewerkschaftsvertreter mit einem Pfeifkonzert vor dem Tamedia-Gebäude gegen den «Asozialplan». Bereits vor drei Wochen hatte vor dem Landbote-Sitz in Winterthur eine ähnliche Demonstration stattgefunden (Werbewoche.ch berichtete). Für Tamedia sei das Thema Sozialplan aber abgeschlossen, sagte Zimmer. In Lausanne fand am Nachmittag eine weitere Unmutskundgebung statt.

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Tamedia streicht bei den Regionalzeitungen insgesamt 25 Stellen (Werbewoche.ch berichtete). Wegen zahlreicher Abgänge in den vergangenen Wochen müssen voraussichtlich aber nur etwa 15 Stellen abgebaut werden. Ab Juni erscheinen die Regionalzeitungen dann mit neuer Struktur und neuem Layout. Äusserlich werden sich Landbote, Zürcher Unterländer und Zürichsee-Zeitung künftig an der Berner Zeitung orientieren. Hintergrund für die Neuausrichtung ist die Übernahme des Landboten durch Tamedia.

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Fotos: Werbewoche/pcm

Proteste auch in der Westschweiz

Auch in Lausanne wurde am Donnerstag gegen das Zürcher Medienhaus demonstriert. Vor dem Edipresse-Turm protestierten rund 100 Angestellte gegen Abbaumassnahmen und Personalverschiebungen, die gemäss Angaben der Gewerkschaft syndicom ebenfalls ohne fairen Sozialplan abgewickelt würden. Die Resultate seien zwar zurückgegangen, blieben jedoch gut, sagte Christian Campiche, Vizepräsident der Gewerkschaft Impressum. Tamedia hatte im Frühling 2013 ein Sparprogramm angekündigt, von dem auch die Westschweizer Medien betroffen sind. Das gilt unter anderem für die Titel Le Matin, 24 Heures und Tribune de Genève. Zudem ist die Zukunft der Zeitung Le Temps offen, die von den Mehrheitsaktionären Tamedia und Ringier zum Verkauf ausgeschrieben wurde. (SDA)

 

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