ROG und Syndicom verurteilen Hausdurchsuchung

Reporter ohne Grenzen (ROG) und Syndicom protestieren gegen das Vorgehen der Neuenburger Justiz gegen den Le Matin-Journalisten Ludovic Rocchi.

Seine Wohnung wurde gestern Dienstag durchsucht, dabei wurden EDV-Geräte und Unterlagen, die zum Teil auch Rocchis Frau gehören, beschlagnahmt (Werbewoche.ch berichtete). Ausserdem beschlagnahmten die Tessiner Behörden im Auftrag der Neuenburger Justiz Rocchis Laptop, denn der Journalist arbeitet aktuell am Filmfestival in Locarno. Ursache für dieses Vorgehen ist eine Klage wegen übler Nachrede und Verleumdung gegen Rocchi, die ein Professor der Wirtschaftsfakultät der Universität Neuenburg eingereicht hat. Rocchi hatte 2012 für Le Matin über eine Plagiatsaffäre an der Universität berichtet, in die der Professor laut der Zeitung verwickelt sein soll.

Wie Reporter ohne Grenzen in einer Mitteilung von Mittwoch schreibt, sei die Durchsuchung der Privaträume eines Journalisten ist ein Novum für die Schweiz. Sie zeige auch, dass die Justiz zu allem bereit ist, um an die Quellen eines Journalisten zu gelangen – selbst wenn dabei die Pressefreiheit tangiert werde.

«Schwerwiegenden Angriff auf den Recherche-Journalismus»

Auch Syndicom äussert sich in einer Mitteilung sehr besorgt um die Pressefreiheit und ist empört über diesen «schwerwiegenden Angriff auf den Recherche-Journalismus». Syndicom wende sich gegen diese «unverhältnismässigen Massnahmen der Justiz». Für die Gewerkschaft sei der Schutz der Informationsquellen von Journalisten grundlegend. Ohne diesen Schutz sei die Basis der Pressefreiheit gefährdet. In einem Land, in dem der Recherche-Journalismus bereits stark eingeschränkt sei, erscheine diese Durchsuchung am privaten Domizil eines Journalisten als inakzeptabler Einschüchterungsversuch. Obwohl ein Professor der Universität Neuenburg Klage gegen den Journalisten eingereicht habe, sei das unverhältnismässige Vorgehen einer Durchsuchung am privaten Domizil eines Journalisten – erstmalig in der Schweiz – in keiner Weise gerechtfertigt.

Comedia, die am 1. Januar 2011 in Syndicom aufging, hatte bereits drei Journalisten des Sonntagsblick verteidigt, die in der Affäre des «geheimen Faxes zu den CIA-Gefängnissen» eingeschüchtert worden waren, wie es in der Mitteilung heisst. Im April 2007 wurden sie schliesslich von einem Militärgericht freigesprochen und erhielten eine Entschädigung.

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