Le Matin: «Krasse Verletzung der Pressefreiheit»

Die Wohnung eines Journalisten von Le Matin ist am Dienstagmorgen durchsucht worden, weil ein Professor der Uni Neuenburg Anzeige gegen ihn erstattet hatte. Le Matin und die Gewerkschaft Impressum sprechen von einer «schwerwiegenden Beeinträchtigung der Pressefreiheit».

Der Professor hatte Ende Juli wegen einer Serie von Artikeln gegen den Journalisten Ludovic Rocchi Anzeige erstattet. Er wirft ihm üble Nachrede, Verleumdung und Verletzung des Amtsgeheimnisses vor. Im Zusammenhang mit dieser Anzeige wurde die Wohnungsdurchsuchung angeordnet. Der Neuenburger Staatsanwalt Nicolas Aubert bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA eine entsprechende Meldung von Le Matin.

Bei der Durchsuchung wurden Notizen und Computer-Material beschlagnahmt, das zum Teil auch der Frau des Journalisten gehörte, die zu diesem Zeitpunkt alleine zu Hause war. An der Durchsuchung waren der Staatsanwalt, vier Inspektoren sowie ein Informatikexperte beteiligt. Laut Staatsanwalt Aubert war die Vorgehensweise verhältnismässig. Le Matin zeigte sich hingegen schockiert vom Vorgehen der Neuenburger Justiz. Die Journalistengewerkschaft Impressum kritisierte die Vorgehensweise ebenfalls. Diese stelle eine «krasse Verletzung der Pressefreiheit» dar.

Rocchis Artikel hatten im Frühling dazu geführt, dass der Neuenburger Staatsrat eine Administrativuntersuchung wegen Plagiatsvorwürfen an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Neuenburg beschloss. Der Staatsrat hielt damals zudem fest, dass die in einem Medienbericht veröffentlichten Sachverhalte die Unschuldsvermutung gegen einen Professor verletzt hätten. (SDA)

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