Automobil Revue hat Liquiditätsprobleme

Wie Der Sonntag berichtet, steckt die 106-jährige Schweizer Zeitung Automobil Revue in einer Krise. Autobranche und Redaktion sind verunsichert. Verleger Hiltbrunner sieht das Überleben hingegen nicht in Gefahr.

Die älteste Automobilzeitung Europas kämpft mit fehlender Zahlungsfähigkeit, was laut Der Sonntag auf fehlende Einnahmen aus dem Inserateverkauf zurückgeht. Die Zeitung zitiert einen besorgten, «gut informierten Branchenvertreter»: «Die Zeitung ist daran, gegen die Wand zu fahren». Besorgt deshalb, weil die Automobil Revue für die gesamte Schweizer Automobilbranche eine gewichtige Rolle einnimmt – nicht zuletzt als politisches Organ.

Wichtige Kaderleute gehen

Vor einem Jahr wurde die Publikation von Tamedia an den 35-jährigen Basler Verleger Dominique Hiltbrunner verkauft. Gedruckt wird die Automobil Revue weiterhin bei Tamedia – allerdings nur gegen Vorauskasse, wie laut Der Sonntag Insider wissen. Freie Mitarbeiter würden oft monatelang auf ihr Honorar warten. Chefredaktor Olaf Kühlmann verlässt das Blatt Ende April, Geschäftsführer Rehné Herzig ist bereits weg und Anzeigenleiter Remo De Piano hat gekündigt. Die Redaktionsleitung wird bis auf weiteres von zwei bisherigen Redaktionsmitgliedern übernommen, die Anzeigen verantwortet der neue Geschäftsführer Robert Vego.

Umzug nach Bern und Kürzung der Sozialleistungen

Verleger Hiltbrunner mag die Krise nicht bestätigen. Die Inserateeinnahmen hätten bei Tamedia gelitten, da diese «Perle» im grossen Konzern nicht gepflegt worden sei. Seither seien die Einnahmen um 12 Prozent gestiegen. Als kleiner Verlag könne man zudem schneller reagieren und sei flexibler. So ziehe die Automobil Revue beispielsweise im Sommer nach Bern und spare auf diesem Weg Kosten im Umfang zweier Jahreslöhne ein. Weiter will Hiltbrunner den von Tamedia «abgestellten» Onlineauftritt wieder herauffahren – auch wenn bisher noch kein Online-Redaktor angestellt wurde. Nicht mehr leisten kann man sich die Tamedia-Bedingungen bei den Pensionskassen-Abzügen. Sie wurden bei der letzten Lohnabrechnung gekürzt. Die Gerüchte über einen erneuten Verkauf der Automobil Revue weist Hiltbrunner entschieden zurück.
 

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