Experiment gescheitert?

Nur gerade acht Wochen nach der Lancierung stellt das Crowd-Sourcing-Magazin Mag20 den Betrieb bis auf unbestimmte Zeit ein. Grund dafür ist die ungesicherte Finanzierung.

Mag20 wurde Mitte August dieses Jahres von Jungunternehmer Markus Bucheli als Experiment-Magazin ins Leben gerufen ). Die Idee des Crowd-Sourcing-Projekts war die Einbindung einer Online-Community, welche Beiträge schreibt, bewertet und für die Printausgabe auswählt. Die sieben Printausgaben, die mittlerweile erschienen sind, werden bis auf weiteres die einzigen bleiben. Auch auf Mag20.ch werden vorläufig keine Artikel mehr publiziert.

Zum Verhängnis wurde dem Jungunternehmer ein Missverständnis zwischen ihm und seinem Investor Georges Bindschedler. Bucheli ging davon aus, der Berner Anwalt werde, nachdem er ihm einen Businessplan für den Zeitraum bis Ende 2013 vorgelegt hatte, Mag20 längerfristig unterstützen. Bindschedler wollte dem Projekt jedoch lediglich mit einem Darlehen den Startschuss ermöglichen. «Eine anhaltende oder befristete Finanzierung habe ich persönlich nie beabsichtigt», teilte Bindschedler auf Anfrage der Werbewoche mit. Ferner habe er sich bereit erklärt, dem Verwaltungsrat der Medien Vielfalt Holding, bei der Bindschedler nach Tito Tettamanti der zweitgrösste Investor ist, «das Projekt vorzustellen und bei Zustimmung von ihr teilweise finanzieren zu lassen». Ob der bereits gestellte Antrag an die Holding, die auch die Basler Zeitung BaZ finanziert, überhaupt noch behandelt wird, ist fraglich. 

Doch wie konnte es bei einem so grundlegenden Punkt überhaupt zu einem Missverständnis kommen? «Wir haben aneinander vorbeigeredet», erklärt sich Bucheli gegenüber der Werbewoche. Auf eine schriftliche Fixierung, bei der sich das Missverständnis vermutlich geklärt hätte, bestand der gelernte Wirtschaftsprüfer in seiner Euphorie nicht. «Ich nehme das auf meine Kappe. Dass ich die Finanzierung nicht besser geklärt habe, ist mein Fehler.» Bindschedler will er nichts vorwerfen. «Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand überhaupt eine solche Starthilfe gibt.»

Kaum begonnen, schon zu Ende?

Wie es nun weitergeht, steht noch in den Sternen. Finanzielle Verpflichtungen gibt es beim Crowd-Sourcing-Projekt nur wenige. Mit der Druckerei bestand keine langfristige Vereinbarung. Die Verträge mit den Verteilern, die Bucheli zu Beginn mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist eingestellt hatte, wurden alsbald nach dem Start gekündigt und neue über die Verteilfirma Promokant aufgesetzt.

Derzeit herrscht bei Mag20 Stillstand. Nach neuen Investoren sucht Bucheli (noch) nicht. Die Stilllegung will er dazu nutzen, über die Bücher zu gehen. Seinen Optimismus hat Bucheli dennoch nicht verloren: «Ich kann mir gut vorstellen, dass wir einen Relaunch hinbringen. Bevor wir keine saubere Lösung haben, macht es allerdings keinen Sinn, wieder zu starten.» Verbesserungspotenzial sieht Bucheli besonders beim Bewertungssystem auf der Website. Dass Nutzer ihrer Sympathie für einen Artikel nur über Weiterempfehlung auf Social-Media-Plattformen Ausdruck verliehen konnten, hat zu einer geringen Beteiligung geführt. Offenbar wollten nicht alle ihr Umfeld auf Facebook, Twitter oder Google+ wissen lassen, dass sie einen Mag20-Beitrag gelesen hatten. (imp)

 

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