Roger de Weck als Experte in Wien

SRG-Generaldirektor Roger de Weck hat vergangenen Mittwoch als internationaler Experte in die Auseinandersetzung um die Organisation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ORF eingegriffen. Dies stösst auf Kritik.

Im Nachbarland tobt ein Streit um Vetternwirtschaft bei der Besetzung von ORF-Schlüsselposten, wie die Sonntagszeitung schreibt. Anlass war die Beschwerde der Redaktoren gegen die Berufung des Journalisten Thomas Prantner zum ORF-Online-Chef, dessen Stelle von einem internen Förderer extra für ihn geschaffen worden war. In diesem aufgeheizten Klima muss die Arbeitsgruppe nun Reformvorschläge für den ORF ausarbeiten.

Dass sich der SRG-Generaldirektor gerade jetzt im Ausland als Experte anbietet, ist pikant: Seine Gesellschaft hat soeben vier harzige Lohn-Verhandlungsrunden mit Vertretern seiner Mitarbeiter hinter sich. Die Gespräche sind vorerst gescheitert. Die SRG-Mitarbeiter werden womöglich das erste mal seit Jahren ohne Gesamtarbeitsvertrag dastehen.

SSM-Sekretär Ernst Gräub gehört zu denen, die von de Weck enttäuscht sind. Dass dieser ausgerechnet jetzt im Ausland seine Dienste als Experte anbietet, löst bei ihm Kopfschütteln aus. De Weck müsste in erster Linie schauen, dass er im eigenen Laden eine gute Sozialpartnerschaft erreichen könne, so Gräub. Auch FDP-Medienpolitiker Filippo Leutenegger kritisiert das Verhalten des SRG-Generaldirektors: «In dieser Situation, in der sich die SRG befindet – Stichworte sinkender Marktanteil, Konvergenz – sollte die Priorität im Inland liegen.», wird er in der Sonntagszeitung zitiert. Und SVP-Nationalrätin Natalie Rickli zeigt sich erstaunt darüber, dass De Weck Zeit hat, als Experte nach Wien zu reisen.

Roger de Weck sei auf Einladung nach Wien gereist, so SRG-Kommunikationschef Iso Rechsteiner gegenüber der Sonntagspublikation. Es handle sich nicht um ein Mandat, betont er zudem.

(Bild: Keystone)

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