Communication Summit: Service public im Online-Zeitalter

Über 400 Kommunikationsfachleute besuchten auf Einladung des Zürcher Pressevereins ZPV und der Zürcher Public Relations Gesellschaft ZPRG den Communication Summit 2012 der ETH. Im Zentrum stand der Service Public im digitalen Zeitalter.

Nach einer Begrüssung durch ETH-Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach und ZPV-Präsident David Strohm machte SRG-Generaldirektor Roger de Weck im Eingangsreferat auf die Vorzüge und Leistungen der SRG aufmerksam. Hinblicklich des Onlinestreits zwischen der SRG und den Verlegern legte er dar, warum online für den Service public an Bedeutung gewinnt. Im Anschluss diskutierte de Weck zusammen mit AZ-Medien-CEO Christoph Bauer, Journalistin und Bloggerin Michèle Binswanger, Medienrechtler und Swisscom-Chefjurist Philip Kübler sowie Social-Media-Experte und PR-Unternehmer Marcel Bernet in einer Podiumsrunde.

Weshalb die SRG Unterhaltungsformate anbieten müsse, fragte SF-Moderator Reto Lipp («Eco»), der die Diskussion leitete. Jedem Sender käme es auf eine Mischung des Programms an, rechtfertigte sich de Weck. Komme man ausschliesslich mit Service public-Sendungen daher, hätte man keine Zuschauer. Kübler wandte ein: Das Internet werde sich in 25 Jahren als dominierendes Medium durchsetzen und das zeitgleiche Schauen eines Programmes damit an Bedeutung verlieren. Im Internet würden TV-Sender also nicht mehr als ganze Kanäle auftreten, sondern es gäbe vielmehr einzelne Formate. Dann gelte das Argument nicht mehr, dass die SRG neben den Service public-Sendungen auch andere anbieten müsse.

De Weck entgegnete, das Kanalprinzip werde in den nächsten zehn bis 20 Jahren noch anhalten. Die Idee, den Service public auf die Produktion einzelner Sendungen zu beschränken, die auf privaten Kanälen vertrieben würden, funktioniere nicht. Ein solches Modell habe es in Neuseeland gegeben. Allerdings hätten die Privaten kein Interesse an den Sendungen gehabt, da ihre Einschaltquoten in den Keller gingen. Ausserdem wolle jeder, der einen Kanal betreibe, diesen mit seiner Handschrift selber programmieren, so de Weck.

Lösung für den Onlinestreit in Sicht?

Während sich die Podiumsteilnehmer einig waren, dass neue technische Möglichkeiten, Social Media und der veränderte Medienkonsum die Anbieter vor Herausforderungen stellten, gelangte das Thema Service public teilweise in den Hintergrund. Gegen Ende kam Moderator Lipp auf den Onlinestreit zwischen der SRG und den Verlegern zu sprechen und verlangte von Bauer und de Weck eine Einschätzung. Der AZ-Chef verkündete, die Verleger hätten schlechtere Karten – gerade auch aufgrund unterschiedlicher Meinungen innerhalb des Verbandes. Er sprach von «sehr konstruktiven Gesprächen», um gleich anzufügen: «Ob dann ein Ergebnis herauskommt…» Da man gar noch nicht wisse, wie sich Medienmodelle und die Nutzung entwickeln, sei es schwierig, jetzt schon festzulegen, was die SRG machen dürfe.

De Weck meinte, es laufe auf einen Kompromiss heraus, wobei alles für punktuelle Kooperation spreche: Die kritische Masse hätten die SRG und die Verleger auf dem Werbemarkt nur gemeinsam. Ausserdem glaube er, dass Service public im digitalen Zeitalter auch bedeute, jene audiovisuelle Produktion zur Verfügung zu stellen, die sich kleine Private niemals leisten könnten. Zuletzt sei es gemeinsam auch möglich, bei der technischen Infrastruktur Kosten zu senken. Der Werbemarkt gehe immer mehr ins Internet. Wenn die durch Werbung kofinanzierte SRG dort nie werben dürfe, sei sie in zehn bis 15 Jahren nur noch gebührenfinanziert und könne gegenüber der globalen Konkurrenz kaum bestehen. (imp) 

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Bild (v.l.n.r.): Philip Kübler, Christoph Bauer und Reto Lipp.

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Bild (v.l.n.r.): Reto Lipp, Michèle Binswanger und Roger de Weck.

 

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