Valora steigt in die Pedale

Presse Immer weniger Leute kaufen Zeitungen am Kiosk. Darum bringt Kioskbetreiberin Valora nun die Zeitungen per Velo zu den Leuten.

Presse Immer weniger Leute kaufen Zeitungen
am Kiosk. Darum bringt Kioskbetreiberin Valora nun die Zeitungen per
Velo zu den Leuten.Weil der Presseverkauf an Kiosken seit
Jahren rückläufig ist, brüten die Pressegrossistin Valora und der
Verband Schweizer Presse (CHP) immer wieder über neuen Ideen, den
Verkauf von Printprodukten anzukurbeln. Die neuste Idee holten sie sich
aus Deutschland und lancieren sie in den Sommermonaten Juli, August und
September – vorerst jedoch nur in Zürich.

40 Titel zur Wahl
Valora Press & Book und der CHP schicken ab 1. Juli sechs
dreirädrige «Swiss Press Bikes» in die Zürcher Fussgängerpassagen,
begleitet von je ein bis zwei
Verkaufspersonen. Diese Lastenfahrräder, eine Art Rikscha ohne
Passagiersitz, dafür mit einem Stufenaufsatz zur Präsentation von
insgesamt 40 verschiedenen Zeitungs- und Zeitschriftentiteln, werden
bei schönem Wetter während sieben Tagen jeweils acht Stunden lang
zwischen Platzspitz via Limmatquai beziehungsweise Bahnhofstrasse und
dem Zürcher Seebecken bis Landiwiese und LakeSide Casino unterwegs
sein. Der Gedanke dabei: Im Sommer flanieren die Leute gerne in
Fussgängerzonen oder verweilen in Freizeitanlagen. Oft haben sie Lust
und Zeit zum Lesen. Weil aber nicht immer gleich ein Kiosk in nächster
Nähe ist, will man ihnen nun mit den Swiss Press Bikes die Lektüre
vorbeibringen. Bikes und Verkaufspersonal sind mit «Schweizer Presse»
beschriftet.

Ähnliches geschah letztes Jahr erfolgreich in verschiedenen deutschen
Städten. In Frankfurt zum Beispiel waren in der Innenstadt drei Bikes
im Einsatz, von denen jedes täglich rund 100 Bild-Zeitungen und
wöchentlich 10 Hefte von Stern und 100 Exemplare von Spiegel verkaufte.
Allerdings ist nicht bekannt, an wie vielen Schönwettertagen die Bikes
tatsächlich unterwegs waren, zudem lässt sich kaum feststellen, ob
Zusatzverkäufe generiert werden konnten oder ob der Absatz bloss von
einem Verkaufskanal auf einen andern umgelagert wurde. Natürlich hofft
man beim CHP auf Zusatzverkäufe. «Wir sind zuversichtlich, wenn auch
das Wetter mitspielt», sagt Toni Vetterli, Leiter Marketing bei CHP.

Finanzierung durch Verlage
Ob die Aktion definitiv stattfinden kann, hängt wesentlich von der
Beteiligung durch die Verlage ab. In diesen Tagen wurden sie zur
Teilnahme aufgefordert. Wer mitmachen will, bezahlt 1500 Franken pro
Titel. Darin enthalten ist nicht nur die Auslage des Titels in den
ganzen drei Monaten (bis 30. September), sondern auch eine rund
dreitägige Promotion auf einer Radverkleidung. Zudem wird den Verlegern
bei Verkäufen ab Swiss Presse Bike dieselbe Marge wie am Kiosk
zugesichert. «Damit sich die Aktion rechnet, müssen 40 Titel
mitmachen», sagt Vetterli. Immerhin würden etwa 20 Personen für den
Verkauf rekrutiert. Doch er ist optimistisch. Denn im Projektteam
wirken auch Personen von Ringier und Tamedia mit, somit sitzen die
grössten Zeitungen- und Zeitschriftenverlage bereits im Boot.

Zudem bringt die Aktion den Verlagen keine Umtriebe. Das Warenhandling
übernimmt Valora, die auch die Einsätze des Personals koordiniert.
«Falls sich in Zürich der erwartete Erfolg einstellt, werden ab
nächstem Jahr auch in anderen Schweizer Städten Swiss Press Bikes zum
Einsatz kommen», stellt Vetterli in Aussicht.

Markus Knöpfli

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