Kurz vor dem Kaufentscheid

Sonderwerbeformen Goldbach Media steigt ab Herbst in den Werbeverkauf für elektronische Plakate ein und erweitert damit ihr Crossmedia-Angebot.

Sonderwerbeformen Goldbach Media steigt ab Herbst in den Werbeverkauf für elektronische Plakate ein und erweitert damit ihr Crossmedia-Angebot.Wer bisher die elektronischen Medien im Portfolio des Crossmedia-Anbieters Goldbach Media buchte, erreichte die Konsumenten entweder über TV zu Hause, über Radio unterwegs oder über Internet am Arbeitsplatz. Beim Shopping oder auch in der Freizeit ausser Haus, dann also, wenn die meisten Kaufentscheide gefällt werden, war man jedoch mit den Goldbach-Medien kaum präsent.Das ändert sich nun. Goldbach-Vermarktungstochter IP Multimedia (IP) hat mit dem Verkauf von elektronischen Plakaten (12- bis 42-Zoll-Flachbildschirme) in Bars, Läden und Tankstellen begonnen. Die Vermarkterin will ihren Werbekunden die Möglichkeit bieten, Konsumenten kurz vor dem Kaufentscheid anzusprechen. Den Werbekunden stehen derzeit ein Netz und schon bald vier Netze zur Verfügung, über die schweizweit oder sprachregional verschiedene Zielgruppen angesprochen werden können. Ein fünftes Netz ist im Aufbau und zehn weitere sind in Prüfung.
Das bestehende Netz umfasst 76 Swisscom-Shops in der ganzen Schweiz, im Oktober kommen zwei weitere dazu, eines mit 75 Tamoil-Tankstellen und eines mit zwölf Manor-Centern. Das Vierte startet im November und umfasst 50 In-Lokale in Zürich, Basel, Bern, Luzern und St.Gallen. Über die Bildschirme können (Flash-)Spots, Standbilder und (animierte) Grafiken abgespielt werden – meist tonlos. Mit einer Ausnahme: Swisscom hat seine Screens mit Lautsprechern ausgerüstet.
Tabuzone Kassenstation
Bei diesen Netzen sind Bildschirme dort platziert, wo längere Verweilzeiten entstehen: Bei Manor an jeder Waage der bedienten Food-Rayons (durchschnittlich drei bis vier Minuten Wartezeit), bei Tamoil direkt an den Zapfsäulen (drei bis vier Minuten), bei den Swisscom-Shops neben dem Beratungsdesk (elf Minuten) und bei Restaurants in der Regel an der Barwand. Bewusst sind die Screens aber nicht in Kassennähe platziert. «Wer vor der Kasse wartet, hat seinen Kaufentscheid bereits getroffen. Er wird die Warteschlange kaum mehr verlassen wollen», sagt Fredy Grau, Projektleiter bei der IP.
Für den Betrieb der Netze sind die jeweiligen Besitzer zuständig, die IP ist Exklusivvermarkterin, die jedoch bei der Auswahl der Standorte beratend mitwirkt. Sie akquiriert und stellt Sendelisten und Sendematerial zusammen. Unter dem Arbeitstitel «AdScreen» hat sie neben Radio und TV deshalb eine neue Unit mit derzeit fünf Mitarbeitenden aufgebaut, die von Grau geleitet wird. «Dieses Business wollen wir vorantreiben», sagt IP-Chef Michi Frank. Seitens der Werbekunden macht er ein Bedürfnis aus: «Der Kunde wünscht neue Werbekanäle im elektronischen Bereich. Diese bieten wir nun – dazu an überraschenden Standorten. Ein weiterer Vorteil für TV-Kunden: Sie können ihre Spots telquel über die Screens ausstrahlen.» Das Marktpotenzial schätzt Grau auf derzeit 40 bis 50 Millionen Franken pro Jahr, Tendenz steigend. Davon will sich IP mittelfristig einen Anteil von 30 Prozent sichern. Hofft Grau auch auf Alkohol- und Tabakwerbung, die im öffentlichen Raum unter Druck gerät? «Sicher können die Screens ein Ausweichkanal werden. Aber nicht uneingeschränkt, denn das ist eine Imagefrage. Manor etwa will keine Werbung für Alcopops auf den Bildschirmen, Alkoholwerbung an Tankstellen ist zumindest problematisch», ergänzt Grau.
Wo der Konsument zulangt, wird er nun mit Werbung versorgt.
Mehrere Fische im Screen-MarktWerbung auf Screens kennt viele Formen. Das wohl erste nationale Netz lancierte die Post 1997 unter dem Titel Canal Poste. Mittlerweile sind 320 TV-Bildschirme in 200 Poststellen installiert. Seit 1999 betreibt die Post den Verkauf selbst, der Umsatz erhöhte sich von 0,2 Millionen Franken im Jahr 1997 auf eine Million Franken im Jahre 2000 – und stieg selbst 2001 und 2002 weiter auf rund 1,4 Millionen Franken.
Bigscreens (zwischen 10 und 60 Quadratmetern) betreibt die APG-Tochter E-Advertising AG in den Bahnhöfen Zürich, Bern und Genf-Cornavin. Die Firma schrieb 2002 noch rote Zahlen, rechnet dieses Jahr aber mit dem Break-even. Anders Clear Channel Plakanda: Sie hat ihre kleineren Screens am Flughafen Kloten wegen der wirtschaftlichen Situation vorübergehend abgestellt.
Mit interaktiven Screens (Terminals) ist die Zumiker Firma TerminalCompany präsent – bis Ende Jahr sollen 300 von diesen in Jugendherbergen und City-Disc-Läden aufgestellt sein. Den Verkauf besorgt E-Advertising. Weitere Anbieter von Screen-Netzen sind etwa Bison Schweiz AG und Screenimage. (mk)
Netz Standorte Anzahl Screens Hauptzielgruppe Reichweite/ Preis für 20“-
/Standort Monat Spot (4 Wochen)
Manor 12 (schweizweit) 20 – 25 Frauen, 14-54 1 Mio. Pers. 13300.–
Tamoil 75 (schweizweit) 4 – 12 Männer, 14-54 1 Mio. Pers. 17500.–
Swisscom 76 (schweizweit) 1 – 2 Männer + Frauen 450000 Pers. 19052.–
In-Lokale 50 (in fünf Städten 1 Männer, 14-34 400000 Pers. 10380.– der Deutschschweiz)
Quelle: IP Multimedia
Markus Knöpfli

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