Die Schere öffnet sich immer weiter

Radiocontrol Im ersten Halbjahr 2003 hat Radio DRS bei den Hörerzahlen Rekordhöhen erreicht, die Zahlen der Privaten dagegen sind auf einem Rekordtief angelangt.

Radiocontrol Im ersten Halbjahr 2003 hat Radio DRS bei den Hörerzahlen Rekordhöhen erreicht, die Zahlen der Privaten dagegen sind auf einem Rekordtief angelangt.In allen Landesteilen zeigt sich das gleiche Bild: Die SRG-Sender legen punkto Reichweite und meist auch bei den Marktanteilen zu, die ausländischen Sender verlieren. Die Privaten müssen ebenfalls Verluste beklagen – mit einer Ausnahme allerdings: Im Tessin können sie sogar leicht zulegen. Das belegen die neuesten Zahlen von Radiocontrol.Der Abstand zwischen den privaten und den SRG-Sendern vergrössert sich in der Deutschschweiz am stärksten. Radio DRS konnte seine Reichweite von 63,3 auf 65,4 Prozent ausbauen und auch beim Marktanteil um 2,2 Prozentpunkte zulegen, obwohl die Gesamt-Radionutzung von 124 auf 121 Minuten gefallen ist. Mit neu 2,812 Millionen Hörern pro Tag und einem Marktanteil von 63 Prozent hat Radio DRS somit seit der Einführung von Radiocontrol Höchstwerte erzielt. Punkto Reichweite haben sich alle DRS-Sender (Ausnahme: MW 531) leicht verbessert. Hingegen ging die durchschnittliche Hördauer bei DRS 1 um vier Minuten und bei MW 531 um fünf Minuten zurück.
Das grosse Nachsehen haben die Privaten: Sie kommen insgesamt noch auf 2,253 Millionen Hörer oder eine Reichweite von 52,4 Prozent (–1,6 %). So nah waren sie der 50-Prozent-Marke noch nie. Weil sie zudem zwei Minuten Nutzung einbüssten, erreichen sie noch ei-
nen Marktanteil von 25,1 Prozent
(–1,3 %). Dass die ausländischen Sender ebenfalls weiter zurückfielen, ist nur ein schwacher Trost.
Echte Gewinner, die nicht bloss bei der Reichweite, sondern auch bei der Hördauer zulegen konnten, gab es unter den Privaten nur gerade zwei: ExtraBern – und ganz am Listenende – der Kabelsender 32 Goldies. ExtraBern konnte sich offenbar dank kontinuierlichen Umbaus im letzten Semester vor allem bei der Hördauer um fünf auf 41 Minuten steigern – auf Kosten von BE1, das drei Minuten weniger lang gehört wurde. Damit konnte ExtraBern das Kopf-an-Kopf-Rennen in Bern aber keineswegs für sich entscheiden, denn auch BE1 hat zugelegt, und zwar um 5700 Hörer. Somit ist nun bei der Reichweite der Graben zwischen BE1 und ExtraBern wieder grösser geworden, bei den Marktanteilen hingegen liegen die beiden nur noch 0,1 Prozent auseinander.
Ebenfalls zu den Gewinnern zu zählen ist auch Radio 105. Zwar hat es gut 6000 Hörer verloren, dafür aber die Hördauer um sieben Minuten ausdehnen und den Marktanteil auf 0,5 Prozent steigern können. Das ist deutlich mehr als Konkurrent Virus, das bloss einen Marktanteil von 0,1 Prozent ausweisen kann.
Radio 24 bleibt Leader in Zürich
Klarer Verlierer ist Hitradio Z (selig), das gleich 25800 Hörer weniger ausweisen muss (–12,4 %) und deutlich unter die 200000-Hörer-Marke fiel. Damit konnte Konkurrent Radio 24 seine Position als Nummer 1 unter den Privaten trotz eines leichten Verlusts von 2900 Hörern festigen, umso mehr als auch Nummer 3 (Top) und 4 (Argovia) Federn lassen mussten (–10,2 und –7,1 %).
Ärgerlich verlief das erste Semester 2003 auch für Radio 32 und Central: Beide legten bei der Reichweite etwas zu (allerdings noch innerhalb des Vertrauensbereiches), bei der Hördauer büssten sie aber sechs und elf Minuten ein, was auch den Marktanteil reduzierte. Erwähnenswert ist ferner der Rangwechsel von Regenbogen, das seine Position mit Radio 7 tauschte, indem es von Platz 16 auf 22 zurückfiel (und umgekehrt).
Die neue Erhebung bleibt nicht ohne Folgen für die Werbekombis: Der One-Pool verliert Reichweite und vor allem Marktanteile, der Pool 2000 konnte sich nur knapp auf bisherigem Niveau halten, während der City-Pool dank ExtraBern und Pilatus leicht gestärkt aus dem letzten Halbjahr hervorgeht.
NRJ verliert in der Romandie
In der Romandie, wo die Radionutzung um zwei auf 118 Minuten zugenommen hat, gewannen die RSR-Sender 1,1 Prozent Marktanteil hinzu, dies klar auf Kosten der Privaten, die fast ebenso viel verloren. Der Verlust der ausländischen Sender blieb dagegen statistisch irrelevant.
Unter den Privaten zeigt sich zudem eine neue Situation: Das zur NRJ-Gruppe gehörende Nostalgie, bisher klar die Nummer 1 in der Westschweiz, muss um seine Position zittern. Seit Beginn der Radiocontrol-Messung hat es einen Drittel seiner Hörer verloren, so dass es jetzt nur noch knapp vor Lausanne FM liegt, das sowohl bezüglich Reichweite als auch Hördauer zulegen konnte.
Gleich einen doppelten Verlust hat NRJ zu verzeichnen: Bei der Hördauer büsste es vier Minuten ein, und die Reichweite ist mit 61500 Hörern auf dem Tiefststand angelangt. Angesichts der Verluste der beiden NRJ-Radios stellen sich Zweifel ein, ob die neuen konzeptionellen Ideen der NRJ-Gruppe für die Radios Edelweiss/Basel 1 und Hitradio Z/Energy Zürich auch zu entsprechenden Erfolgen verhelfen.
Weitere Westschweizer Radios verzeichnen ebenfalls Minusrekorde bei der Reichweite, so Rhône FM, One FM, Fréquence Jura, Jura Bernois, Chablais und Canal 3. Doch zwei von ihnen, One FM und Fréquence Jura, konnten umgekehrt ihre Hördauer um je fünf Minuten ausdehnen und erreichen nun mit 55 und 60 Minuten pro Tag die besten Nutzwerte unter den Privaten und immerhin Rang 3 und 4 unter allen Sendern der Romandie. Nur RSR1 und Option Musique mit 100 und 65 Minuten sind in der Hörergunst noch höher positioniert.
Im Tessin wurde täglich vier Minuten weniger Radio gehört (neu 119 Minuten). Diesen Rückgang der Radionutzung bekamen alle RSI-Sender sowie das ausländische Radio Studio Star deutlich zu spüren, Letzteres wird gar 8,5 Minuten weniger gehört. RSI 1 verlor zudem auch Reichweite und kommt noch auf einen Marktanteil von 51,7 Prozent. RSI 2 und RSI 3 hingegen konnten dank Reichweitengewinnen ihre Marktanteile ausbauen. Leader unter den Privaten ist weiterhin der italienische Sender RTO mit 21200 Hörern (–9,4 %).
Verluste wegen neuem SatellitDer Kabelsender Radio Eviva fiel im ersten Semester von 86400 auf 80100 Hörer zurück. Das ist die Fortsetzung des Rückgangs, wie er schon im zweiten Semester 2002 (–10000 Hörer) festzustellen war, ist man geneigt zu denken. Eviva-Geschäftsführer Alfons Spirig winkt jedoch ab. Dies sei auf einen Satellitenwechsel zurückzuführen, sagt er. «Wir haben von Analog (Astra) auf Digital (Eutelsat Hotbird) gewechselt. Weil sich Radio Eviva keinen Parallelbetrieb von Astra und Hotbird leisten konnte, realisierten wir diesen Wechsel Ende letzten Jahres ohne Übergangszeit.» Im Vorfeld seien zudem einige technische Probleme aufgetaucht, die immer wieder zu Ausfällen geführt hätten. (mk)
Radios deutsche Schweiz (2. Semester 2002 + 1. Semester 2003), Nettoreichweite in 1000 Hörer und Marktanteil in % in der Deutschschweiz, Mo-So, 24 h, Personen 15+
2. Halbjahr 2002 1. Halbjahr 2003
NR-T MA-% NR-T MA-%
Total Radio 3896.0 100 3927.5 100
Zeit: 121 (127,119, 124)
Radiogruppen
Total SRG 2912.3 64.5 3009.7 66.8
Private CH 2313.6 26.4 2253.6 25.1
Ausland 1803.2 9.1 1761.4 8.1
SRG
Total DRS 2714.1 60.8 2812.6 63.0
DRS 1 1982.3 42.1 2032.5 42.6
DRS 2** 396.8 4.3 438.8 5.0
DRS 3 914.0 11.2 999.9 12.5
MW 531** 293.1 3.1 275.9 2.7
Virus 27.9 0.1 33.1 0.1
2. Halbjahr 2002 1. Halbjahr 2003
NR-T MA-% NR-T MA-%
 1 Radio 24 253.1 3.0 250.2 3.0
 2 Hitradio Z 207.7 2.2 181.9 2.0
 3 Top 189.8 1.5 170.5 1.3
 4 Argovia 169.1 2.0 157.1 1.7
 5 Zürisee 157.7 1.6 149.2 1.4
 6 (7) Pilatus 138.1 1.5 144.8 1.6
 7 (6) Grischa/Piz 153.4 1.2 141.7 1.1
 8 (9) Radio 32 131.9 1.6 140.2 1.5
 9 (8) Basilisk 132.6 1.5 128.4 1.4
10 Central 120.7 1.1 127.7 0.9
11 Sunshine 117.2 1.2 116.5 1.1
12 (13) BE1 86.3 0.9 92.0 0.9
13 (14) ExtraBern 85.0 0.6 88.7 0.8
14 (12) Eviva 86.4 1.0 80.1 0.8
15 BeO 80.5 0.9 71.6 0.8
16 (21) Radio 7 (D) 63.5 0.4 70.2 0.5
17 Edelweiss 71.2 0.6 69.9 0.6
18 (19) Rottu 71.1 0.6 67.2 0.6
19 (18) Aktuell 71.1 0.7 67.0 0.6
20 Radio Munot* — — 64.2 0.2
21 Canal 3 (netto) 71.1 0.3 64.0 0.3
22 (16) Regenbogen (D) 74.8 0.5 63.9 0.4
23 Freiburg (netto) 61.0 0.2 60.4 0.2
24 Ri 52.0 0.3 51.5 0.3
25 (23) Radio 105 57.1 0.4 50.9 0.5
26 Emme 49.4 0.3 48.7 0.3
27 Radio L (FL) 38.2 0.1 37.2 0.1
28 Antenne Vorarlberg 33.5 0.1 32.2 0.1
29 Toxic.FM 31.9 0.1 32.1 0.1
30 3fach 28.2 0.1 29.7 0.1
31 Tropic 26.9 0.1 26.4 0.1
32 32 Goldies 22.8 0.1 26.2 0.2
In Klammern: Position im 2. Semester 02.
* erstmals erhoben
** DRS 2 und MW 531 übernehmen die Nachrichten von DRS 1 zeitgleich, was seit dem 1.1.02 vom RC-System auch richtig zugeordnet werden kann. Quelle Publica Data
Radios Romandie (2. Semester 2002 + 1. Semester 2003)
Nettoreichweite in 1000 Hörer und Marktanteil in % in der Romandie,
Mo-So, 24 h, Personen 15+
2. Halbjahr 2002 1. Halbjahr 2003
NR-T MA-% NR-T MA-%
Total Radio 1241.9 100 1244.2 100 Zeit 118‘ (wie 2/01, dazw. 115‘ u. 116‘)
Radiogruppen
Total SSR 884.8 61.7 903.8 62.8
Private CH 717.2 23.1 709.6 22.1
Ausland 636.2 15.2 635.2 15.1
SRG SSR
Total RSR 760.8 54.3 775.7 55.4
RSR 1 536.6 37.5 573.4 39.0
RSR 2 99.1 3.7 95.5 3.4
RSR 3 142.6 4.6 130.3 4.2
Option Musique 194.7 8.6 196.1 8.8
2. Halbjahr 2002 1. Halbjahr 2003
NR-T MA-% NR-T MA-%
1 Nostalgie (F) 98.6 3.0 95.8 3.2
2 Lausanne FM 86.9 2.8 92.5 3.0
3 Framboise 80.6 2.4 80.2 2.2
4 (6) RTN 2001 67.9 2.2 66.3 2.2
5 One FM 68.0 2.4 62.7 2.3
6 (7) Rhône 62.8 2.3 61.5 2.0
7 (4) NRJ (F) 75.3 2.0 61.5 1.5
8 Lac 59.4 1.6 61.3 1.6
9 Fribourg (netto) 57.0 1.6 56.6 1.6
10 Fréquence Jura 56.3 2.1 53.7 2.2
11 Jura Bernois 51.6 1.6 46.6 1.3
12 (13) Europe 2 (F) 43.9 0.9 46.3 1.0
13 (12) Chablais 48.4 1.8 43.8 1.6
14 Thollon (F) 33.2 0.6 29.0 0.5
15 Canal 3 (netto) 23.5 0.5 21.3 0.3
16 WRG FM 20.4 0.4 16.4 0.3
17 Meyrin FM* — — 4.5 0.0
In Klammern: Position im 2. Semester 02* erstmals erhoben
** RSR 2 und Option Musique übernehmen die Nachrichten von RSR 1, was seit dem 1.1.02 vom RC-System auch richtig zugeordnet werden kann. Quelle Publica Data
Radios Tessin (2. Semester 2002 + 1. Semester 2003)
Nettoreichweite in 1000 Hörer und Marktanteil in % im Tessin,
Mo-So, 24 h, Personen 15+
2. Halbjahr 2002 1. Halbjahr 2003
NR-T MA-% NR-T MA-%
Total Radio 245.3 100 245.9 100 Zeit 119‘ (120,117,123)
Radiogruppen
Total SSR 206.5 81.3 207.5 81.3
Private CH 82.3 5.3 85.4 5.6
Ausland 129.7 13.4 127.7 13.1
SRG SSR
Total RSI 183.4 69.9 184.9 69.5
RSI 1 153.2 53.9 151.2 51.7
RSI 2* 27.8 7.2 31.1 7.6
RSI 3 50.8 8.8 53.2 10.2
2. Halbjahr 2002 1. Halbjahr 2003
NR-T MA-% NR-T MA-%
1 RTO (I) 23.4 3.0 21.2 2.9
2 Fiume Ticino 17.7 2.2 16.6 2.2
3 3iii 14.3 1.8 15.0 2.0
4 Studio Star (I) 5.8 0.6 4.9 0.4
RSI 2 übernimmt die Nachrichten von RSI 1 zeitgleich, was seit dem 1.1.02 vom RC-System auch richtig zugeordnet werden kann. Quelle: Publica Data
Unklare DatenlageSeit dem 12. Mai übernimmt DRS 3 sonntags zeitgleich die vierstündige Hitparade vom Kabelsender Virus, umgekehrt strahlt Virus seit dem
2. Juni insgesamt zehn Stunden «Sounds» von DRS 3 aus. Das ist ein Problem für das Radiocontrol-System: Bei zeitgleicher Ausstrahlung identischen Inhalts kann es den vom Hörer effektiv eingeschaltenen Sender nicht immer identifizieren. Der SRG-Forschungsdienst suchte deshalb nach einer «wissenschaftlich korrekten Lösung». Diese wurde bis heute jedoch noch nicht gefunden, teilten FD und Radio DRS auf Anfrage mit. Wem aber wurden die unklaren Hörer nun bei den Daten des ersten Semesters 2003 zugeordnet? Wegen Ferienabwesenheiten beim Forschungsdienst und bei
Radio DRS konnte dies nicht geklärt werden. (mk)
Markus Knöpfli

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