Das Rezept heisst Wildeisen

Zeitschriften Das Magazin Kochen weist ein erstaunliches Wachstum auf. Grund dafür ist auch eine clevere Multichannel-Marketingstrategie.

Zeitschriften Das Magazin Kochen weist ein erstaunliches Wachstum auf. Grund dafür ist auch eine clevere Multichannel-Marketingstrategie.Ueli Eckstein, bei den AZ Medien Leiter Print-Medien, kann sich über wärmendem Küchenfeuer die Hände reiben: das Magazin Kochen, dem er im März 2002 als Projektleiter und Verlagsleiter ad interim bei der Geburt zur Seite gestanden ist, hat sich prächtig entwickelt – mehr noch: nach gut einem Jahr hat der Titel den Break-even bereits erreicht. In seinen ersten neun Ausgaben bis Dezember 2002 enthielt Kochen 80 Inserateseiten, in den ersten vier Ausgaben dieses Jahres waren es 44 Seiten. Und schon jetzt steht auf Grund der Buchungen fest, dass Kochen 2003 besser abschneiden wird als die im letzten Jahr eingestellte Chuchi (Verlag Meyers) in ihrem besten Jahr. «Die Anzeigen entwickeln sich erfreulich, aber wir hatten doch mit mehr gerechnet», sagt dazu Eckstein trocken.Der Faktoren, die zum raschen Erfolg des jungen Titels geführt haben, sind viele. Eine wichtige Rolle spielt zweifellos der Name Annemarie Wildeisen. Die Chefredaktorin wechselte Anfang 2002 mit ihrem ganzen Team von der Chuchi zur AZ Medien – zuvor hatte sie beim Verlag Meyer auch noch fast ein Dutzend Kochbücher publiziert. Ebenso wichtig ist, dass Meyers im Mai 2002 die Segel strich und Chuchi an die AZ Medien verkaufte. Diese stellte die unliebsame Konkurrenz kurzerhand ein, übernahm aber den schweizweiten Abostamm. Obschon: Hanspeter Eggenbergers Editorialfirma Duktus hatte in Meyers Auftrag in nur wenigen Monaten das biedere Chuchi-Heft auf guten Weg gebracht.
Der Übernahmecoup katapultierte die Druckauflage von Kochen ohne grossen Werbeaufwand von damals 40000 auf 90000 Exemplare. Mittlerweile kann der Titel gemäss einer Wemf-Zwischenbeglaubigung eine Auflage von 75265 Exemplaren ausweisen, 25000 mehr, als gemäss ursprünglichem Businessplan für den Break-even gereicht hätten.
Wildeisen, Wildeisen, WildeisenAber auch eine clevere Marketing-strategie trägt zum Erfolg bei: Dass die AZ Medien ihr jüngstes Kind auf allen hauseigenen Medienkanälen pusht, versteht sich von selbst, bringt dem Titel aber kaum Neuabonnenten ausserhalb des Rüeblikantons. Mailings, eine Hotline für Fragen rund ums Kochen und die Homepage www.wildeisen .ch sind dafür eher geeignet. Tatsächlich generiert der Internetauftritt nicht nur 180000 Pageimpressions pro Monat, sondern auch überdurchschnittlich viele Probeabos. 800 waren es von Januar bis Mai 2003, vergleichbare Homepages generieren bestenfalls 50 bis 200 pro Jahr. Und die Umwandlungsquote liegt bei 50 Prozent. «Fragen Sie mich nicht, warum das so ist», staunt selbst Eckstein.
Seit vier Monaten versucht Kochen zudem verstärkt in Zürich, Bern und Basel Fuss zu fassen. Dafür ging man eine Partnerschaft mit 20 Minuten ein, so dass nun freitags in der Pendlerzeitung jeweils ein «Wildeisernes» Kochrezept erscheint. Zudem war Kochen über eine Anzeigenkampagne während dreier Wochen in der Gratiszeitung präsent, gleichzeitig erhöhte man die Kioskauflage um 30 Prozent. «Innerhalb von 14 Tagen gewannen wir so 4000 Schnupperabos von vorwiegend jungen Leuten. Mit 20 Minuten erreicht man dieses Zielpublikum wirklich», lobt Ecksein – wohl nicht ohne Seitenblick auf den happigen Druckauftrag, den die AZ Medien für das Pendlerblatt seit einiger Zeit ausführt.
Bleibt noch die dreiminütige TV-Kochsendung von Wildeisen zu erwähnen, die wöchentlich auf Tele M1 und Tele Tell ausgestrahlt wird. Sie gehört dort zu den Ratingleadern und promoted Kochen somit auch in der Innerschweiz. «Wir sind zudem mit weiteren zwei TV-Stationen in Verhandlung», sagt Eckstein.
Klares Layout, klare Rezepte – und TV-Promo: Annemarie Wildeisens Kochen würzt in helvetischen Küchen.

Markus Knöpfli

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