«Ein Schuss in den Ofen»

Regionalverlage Die Solothurner Zeitung-Herausgeberin Vogt-Schild/Habegger leidet unter der Konkurrenz des Solothurner Tagblatts. Ihr Geschäftsführer Medien, Christian Müller, wirft Espace Media unlautere Methoden vor.

Regionalverlage Die Solothurner Zeitung-Herausgeberin Vogt-Schild/Habegger leidet unter der Konkurrenz des Solothurner Tagblatts. Ihr Geschäftsführer Medien, Christian Müller, wirft Espace Media unlautere Methoden vor.WW Spürt die Solothurner Zeitung die wachsende Auflage des Solothurner Tagblatt (ST)?Christian Müller: Nicht eigentlich. Wir verzeichnen zwar einen marginalen Abo-Rückgang von ein bis zwei Prozent, aber nicht wegen des ST. Denn der Rückgang ist im Raum Solothurn, wo das ST erscheint, nicht grösser als in den Gebieten unserer Splitausgaben Grenchner Tagblatt, Langenthaler Tagblatt und Berner Rundschau.
Das erstaunt angesichts des happigen Abo-Preisunterschieds.
Der Dumpingpreis des ST macht uns schon Sorgen. Abo-Abbesteller, bei denen wir mittels Telefonmarketing nachfragen, geben vermehrt wirtschaftliche Gründe an. Wir vermuten deshalb, dass einige zum ST wechseln, dessen Abo die Hälfte kostet.
Im August startet das ST auch in Grenchen mit der Frühzustellung und einer separaten Seite. Wie sehen Sie dem entgegen?
Ohne grosse Sorgen, denn es gibt wenig Pendlerbewegungen von Grenchen nach Bern. Deshalb wird wohl auch dieser Vorstoss ein Schuss in den Ofen sein. Unser Grenchner Tagblatt wird kaum leiden.
Vorerst verursacht Ihnen das ST also kaum Bauchschmerzen?Es schadet uns schon: Wir haben generell höhere Marketingkosten, etwa im Bereich Sponsoring. Weil Espace Media (EM) unseren Sponsoringpartnern oft sehr hohe finanzielle Angebote macht, müssen auch wir mehr Geld in die Hand nehmen. Zudem schnappte uns die Bevo, die teilweise der EM gehört, die Frühzustellung für NZZ und Tages-Anzeiger weg. Mühe machen uns auch unlautere Werbemethoden der EM. Vor zwei Wochen etwa hat das ST in einem Mailing für Inserate geworben – mit den Leserzahlen der Berner Zeitung-Gesamtausgabe! Das war aber nicht deklariert. Briefkopf und Unterschrift der ST-Mediaberaterin suggerierten, dass sich die Zahlen auf das ST beziehen. Das ist Betrug – und nicht zum ersten Mal: Die Kommission für die Lauterkeit in der Werbung hat schon einmal ein ST-Mailing als «unlauter» bezeichnet. Doch Lauterkeit ist für die EM halt keine Richtlinie…
Interview: Markus Knöpfli

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