«Es fehlen klare Affinitäten»

Christof Kaufmann, Geschäftsführer OMD Media, schätzt die tiefen Inseratepreise der Coop-Titel, aber nicht deren diffuse Leserschaft.

Christof Kaufmann, Geschäftsführer OMD Media, schätzt die tiefen Inseratepreise der Coop-Titel, aber nicht deren diffuse Leserschaft.WW Herr Kaufmann, was bedeutet der markant gestiegene Anteil jugendlicher und männlicher Leser beim Publikum der Coop-Presse ?Christof Kaufmann Hinter dem grossen Zuspruch der jungen Zielgruppen verbirgt sich auch der Erfolg von 20 Minuten – diese Erfahrung weckt Appetit auf Ähnliches und bewirkt, dass viele Junge auch noch bei der Coopzeitung reinschnuppern. Trotzdem bin ich aber sehr gespannt darauf, ob die Zahlen von der Mach Basic im Herbst bestätigt werden oder nicht.
Aus welchen Bestandteilen setzt sich das Rezept für den Erfolg der Coopzeitung zusammen?Die Zeitung ist sehr nahe bei der Zielgruppe – sowohl hinsichtlich Auswahl der Lesestoffe als auch im Bereich Service. Was mir aber nach dem Studium von einigen Ausgaben ebenfalls aufgefallen ist: Die Kundenzeitung hat keinen Biss. Meinungen werden meistens ohne Gegenmeinungen aufgetischt – auf jegliches Polarisieren wird verzichtet.
Sieht so aus, als wäre das der Stein der Weisen, um möglichst wenige potenzielle Leser auszuschliessen.
Sicher, man kann auf diese Weise ganz klar breiter fahren.
Wird die Coop-Presse auf Grund der Leserschaftswerte nun für Sie auch zum Inserieren interessanter?Nein. Und zwar gerade wegen des sehr breiten Zielpublikums. Denn damit fehlen klare Affinitäten. Wenn wir eine Mediastrategie entwickeln, definieren wir unsere Zielgruppen sehr eng, und wir prüfen, bei welchen Medien wir das gesuchte Segment konzentriert vorfinden. Klar ist, dass die Coop-Presse mit ihrer diffusen Leserschaft das nicht bieten kann.
Aber wären denn nicht zumindest die eher tiefen Inseratetarife ein Grund, die Coop-Presse trotzdem als Inserateplattform zu wählen? Das Verhältnis von Preis und Reichweite ist grundsätzlich attraktiv. Wenn ich allerdings eine eng eingegrenzte Zielgruppe suche, zum Beispiel die 30- bis 39-Jährigen, dann wird auch die Coopzeitung rasch sehr teuer. Das ist aber generell so bei Titeln mit sehr breit gestreuten Leserschaften. Ein weiterer negativer Effekt für den Stellenwert als Inserateplattform ergibt sich durch die Tatsache, dass die Coopzeitung ein Gratisblatt ist – und daraus resultiert selbstredend auch eine viel tiefere Leserblattbindung als bei einem Kauftitel.
Coop-Titel haben zwar tiefe Anzeigenpreise, aber undeutliche Leserschaftsprofile.

Interview: Daniel Schifferle

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