Wesentlich mehr Geld in der Kasse

LZ Medien Dank des Einstiegs der NZZ weist die Luzerner Medienholding für 2002 einen Konzerngewinn aus, der fast so hoch ist wie im Vorjahr – und sie verfügt über eine prall gefüllte Kriegskasse.

LZ Medien Dank des Einstiegs der NZZ weist die Luzerner Medienholding für 2002 einen Konzerngewinn aus, der fast so hoch ist wie im Vorjahr – und sie verfügt über eine prall gefüllte Kriegskasse.Die Ergebnisse 2002 der LZ Medien müssen von einem andern Blickwinkel aus betrachtet werden als in den Jahren zuvor: Bis Anfang 2002 war die Konzern-Milchkuh Neue Luzerner Zeitung AG (NLZ) noch zu 49 Prozent im Besitz von Ringier, weshalb Ringier diese jeweils fast zur Hälfte melken konnte, bevor sie buchhalterisch gesehen in den LZ-Medien-Stall geführt werden musste. 2001 flossen so immerhin 7,8 Millionen Franken von Luzern nach Zürich. Die über 1400 LZ-Medien-Aktionäre, die nur über die Holding an der NLZ AG beteiligt sind, sahen jeweils murrend ihre Felle davon- schwimmen. Mit der Übernahme des Ringier-Anteils durch die NZZ vor einem Jahr wäre dieses Spiel munter fortgesetzt worden.Kein Abzug von Cash durch NZZ
Der LZ-Medien-VR aber wollte keinen Minderheitsaktionär mehr bei der NLZ AG und nahm mit der NZZ Verhandlungen auf. Er bot ihr 33 Prozent an der Holding an, wenn sie ihren NLZ-Anteil in die Holding einbringen würde. Die NZZ ging darauf ein, kaufte noch weiter Anteile hinzu – unter anderem von Tamedia – und hält mittlerweile 41,75 Prozent an der LZ Medien.
Die finanziellen Auswirkungen sind auf beiden Seiten eklatant: Wäre die NZZ wie Ringier an der NLZ AG beteiligt geblieben, hätte sie nun geschätzte 5,5 Millionen Franken einstreichen können, wodurch das Konzernergebnis der LZ Medien wohl auf etwa 3 Millionen Franken gesunken und auch die Dividende viel tiefer ausgefallen wäre – wenn überhaupt eine ausgeschüttet worden wäre. Als Aktionärin der LZ Medien erhält die NZZ nun aber nur etwa 650000 Franken an Dividenden – ein Verzicht also, der angesichts des happigen NZZ-Defizits als echter Tatbeweis für deren deklariertes «langfristiges Engagement» in der Zentralschweiz gewertet werden kann.
Die LZ Medien kann heute somit ein Betriebsergebnis ausweisen, das zwar wegen des geringeren Anzeigenertrages mit 15,3 Millionen Franken um 5,4 Millionen Franken tiefer ausfällt als noch 2001. Augenzwinkernd bezeichnet VR-Präsident Hans Kaufmann dies als «rein rechnerischer» Rückgang, eben weil der LZ Medien am Ende mehr Geld in der Kasse verbleibt. Mit Stolz verweist Kaufmann, der für 2003 mit ähnlichen Umsatz- und Gewinnzahlen wie im letzten Jahr rechnet, auch auf die Cashflow-Marge von 18 Prozent und die Eigenkapitalquote von mittlerweile 63 Prozent.
Wohin expandiert LZ Medien?
Damit steht dem VR-Delegierten Erwin Bachmann eine volle Kriegskasse zur Verfügung. Eine Tatsache, zu der Bachmann lediglich vielsagend lächelt. Ein neues Engagement hat er bereits angekündigt: Der 30-Prozent-Einstieg beim Anzeiger Luzern. Dieser erfolgte nicht nur aus Respekt vor dem mittlerweile zu Grabe getragenen Tamedia-Express und vor 20 Minuten. Die LZ Medien erhalten so die Möglichkeit, ihre (Umsatz-)Gren-zen etwas auszuweiten.
Denn für die Neue Luzerner Zeitung, die in der Zentralschweiz etwa 66 Prozent aller Haushalte abdeckt, gibt es in Sachen Auflage kaum noch Steigerungsmöglichkeiten. Auch aus diesem Grund liebäugelt Bachmann unverhohlen mit weiteren Anteilen an elektronischen Medien, so bei Radio Pilatus (derzeit 36,4%), Tele Tell (6,5%) und Radio Sunshine (16%). Konkretes scheint aber nicht in Sicht, vielleicht mit Ausnahme jenes 18,3-Prozent-Anteils bei Radio Pilatus, der immer noch bei Ringier geparkt ist und dort kaum mehr Sinn macht (siehe WW 44/02).
Auch mit dem neuen Medienzentrum, das derzeit in Planung ist und Ende 2006 bezugsbereit sein soll, wird einiges auf die LZ Medien zukommen. Ob sie selbst baut, steht zwar noch nicht fest, doch wenn, dann würden sich die Investitionen zwischen 35 und 40 Millionen Franken bewegen.
Die Neue Luzerner Zeitung mit ihren Kopfblättern lieferte der Holding auch im vergangenen Jahr fette Gewinne ab.
Markus Knöpfli

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