Windstille im Thurgau

Tageszeitungen Der Kampf zwischen der Thurgauer Zeitung und dem Thurgauer Split des St.Galler Tagblatts dauert an. Die eine Seite meldet leichte Verluste, die andere keine Gewinne.

Tageszeitungen Der Kampf zwischen der Thurgauer Zeitung und dem Thurgauer Split des St.Galler Tagblatts dauert an. Die eine Seite meldet leichte Verluste, die andere keine Gewinne.Die Thurgauer Zeitung – die Neue (TZ), die am 1. Januar 2001 gestartet und aus mehreren kleineren Titeln hervorgegangen ist, hat die zweite Abo-Erneuerungsphase hinter sich. Verlagsleiter Urs Bucher weiss deshalb, dass er die letztjährig beglaubigte Auflage von 42000 Exemplaren nicht halten kann. «Wir liegen jetzt etwa bei 41000 Exemplaren», sagt er, somit ist die TZ also wieder etwa auf dem Stand des Starts vor zwei Jahren (41188 Exemplare). Den Rückgang begründet er mit «Fusionsnachwehen». Zudem mache sich der Konjunktureinbruch bemerkbar, so bei Abo-Kündigungen, die als persönliche Sparmassnahme infolge Arbeitslosigkeit deklariert würden. «Die Konkurrenz durch das Tagblatt spüren wir aber nicht», sagt Bucher, die aktuellen Rückgänge hätten nichts mit den St.Galler-Aktivitäten zu tun.Beim Tagblatt, dem Thurgauer Split des St.Galler Tagblatts (SGT), ist ein Vorjahresvergleich schwieriger. Denn das Tagblatt existiert als solches erst seit Ende September 2002, zuvor hatte das SGT im Thurgau zwei Splits, seit Jahrzehnten das Bodensee-Tagblatt (BT) im Oberthurgau (14000 Exemplare) und seit dem 1. Januar 2001 (parallel zum Start der Neuen TZ) das Mittelthurgauer Tagblatt (MTT), das vor einem Jahr auf 1800 Jahresabos kam. Mit der Inbetriebnahme des neuen SGT-Druckzentrums im Herbst wurden BT und MTT zum neuen Tagblatt mit ausgebauter redaktioneller Leistung auf sieben Zeitungsbünden zusammengelegt. Der Start erfolgte gemäss SGT-Verlagsleiter Daniel Ehrat mit 14800 Exemplaren, nach den Herbstferien wurden zudem 7000 Haushalte im Bezirk Steckborn während einer Woche gratis bedient, um Abonnenten zu gewinnen.
Zu hohe Erwartungen
Heute, fünf Monate später, zieht Ehrat eine magere Bilanz. Das Tagblatt komme auf insgesamt etwa 15000 Abos, «damit sind wir klar unter den Erwartungen», sagt er. «Insgesamt haben wir nichts verloren, aber auch nicht viel gewonnen.» An Auflage zugelegt habe das Tagblatt eher im Mittelthurgau – «dort, wo wir neu sind» – in den bestehenden Gebieten habe es jedoch etwas verloren. Unter den Erwartungen von Ehrat blieb auch ein Versuch in drei Mittelthurgauer Gemeinden, wo das Tagblatt als Träger amtlicher Mitteilungen einmal pro Woche gratis an alle 2970 Haushalte geliefert wird. Dies brachte bisher etwa 200 Abos.
Bei den Werbeeinnahmen zeigt sich ein etwas anderes Bild: Gemäss VSW-Statistik verlor die TZ letztes Jahr 22,9 Prozent ihres Volumens oder 1213 Seiten, vor allem bei den Stellenanzeigen. Auch in dieser Hinsicht sei aber die Konkurrenz durch das Tagblatt nicht spürbar gewesen, sagt Bucher. Ehrat spricht hingegen beim Tagblatt von einem «mehr oder weniger stabilen Werbevolumen» und sogar von einem «leichten Anzeigenwachstum aus dem Gebiet des ehemaligen MTT». Bucher kann dies nicht bestätigen.
Auch Todesanzeigen aus dem Mittelthurgau seien im Tagblatt «höchst selten» zu finden, sagt er. Sie gelten als Gradmesser für die regionale Verankerung. Deshalb wohl hat das Tagblatt für Todesanzeigen Spezialpreise eingeführt. Diese Aktion sei «zeitlich beschränkt, gratis stellen wir den Platz nicht zur Verfügung», sagt Ehrat mit Blick auf die Aktion der Berner Zeitung im Raum Solothurn (siehe WW 9/03). Bucher bestätigt dies. Er spricht darum von einem «sehr fairen Wettbewerb» im Thurgau, ohne Dumpingpreise.
Markus Knöpfli

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