Leicht unscharfer Blick in die User-Seele

Onlinemarketing Das Marktforschungsinstitut Blue Eyes Marketing präsentierte seine ersten psychografischen Daten von Usern einiger weniger Websites.

Onlinemarketing Das Marktforschungsinstitut Blue Eyes Marketing präsentierte seine ersten psychografischen Daten von Usern einiger weniger Websites. Vier Websitebetreiber haben an der ersten vierwöchigen Bluemind-Befragungswelle im letzten November teilgenommen: Msn.ch, Pro7.ch, Sat1.ch und Swissflirt.ch. Besonders innovativ war Msn.ch: Es liess Surfer befragen, die sowohl das Einstiegsportal aufsuchten als auch jene, die direkt einen von sieben Channels anpeilten. Insgesamt entstanden elf Erhebungen bei je 600 Befragten (eine Zahl, die aber nicht überall eingehalten werden konnte).Bluemind liefert keine Reichweiten, Visits oder Page Views, sondern psychografische Merkmale der User. So kommt beispielsweise der MSN-Reise-Channel bei introvertierten, bürgerlichen Frauen besonders gut an, während der Auto-Channel eine hohe Affinität zu extrovertierten, modernen Männern aufweist. Ebenfalls modern, aber introvertiert sind die Besucher des Unterhaltungs-Channels von Msn.ch. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass die Besucher über hohe bis sehr hohe Einkommen verfügen – was auch
für Swissflirt.ch gilt. Demgegenüber kommen die Sites von Sat1.ch und Pro7.ch eher bei einem jungen Publikum mit tieferem Einkommen gut an.
Die Daten werden online erhoben: Wer eine der teilnehmenden Websites aufsucht, wird mittels Pop-up einmal angefragt, ob er oder sie an der rund sieben Minuten dauernden Befragung teilnehmen will. Der Fragebogen enthält einige von der Interessengemeinschaft elektronische Medien (Igem) definierte Standardfragen sowie einen Test mit 16 Bildern, die von den Surfern beurteilt werden müssen. Gemäss Markus Britschgi von Blue Eyes Marketing haben rund 80 Prozent der jeweiligen User den Fragebogen ausgefüllt.
Mehr Sites müssen her
Die Resultate der ersten Befragung sind auf www.uptodata.ch gratis abrufbar samt dazugehörender Software, die allerdings nicht auf Mac läuft. Auch der Einblick in künftige Resultate wird allen offen stehen, dann aber gegen Entgelt. Damit das neue Strategietool Sinn macht, müssen sich aber weitere Websitebetreiber zum Mitmachen entschliessen. Die nächste Befragungswelle startet im April. Ziel sei, so Britschgi, künftig alle werberelevanten Sites psychografisch erheben zu können.
Erstmals erhoben: Typologien der Websurfer.
Psyche oder MasseZwar kennt auch die MA Comis, nebst der allgemeinen Wemf-Typologie «Wertewelten Schweiz», weitere Typologien, diese sind aber spezifisch auf die Art der Internetnutzung ausgerichtet. Die MA Comis führt zudem 2000 repräsentative Interviews, bei denen gefragt wird, welche Sites wie häufig und von wo aus besucht werden. Dadurch ist ein Reichweitenvergleich möglich. Anders bei Bluemind: Die Auswahl erfolgt online, die Befragten antworten je nach Lust oder Zeit. Zudem hat jede Site eine eigene Stichprobe, weil jemand, der etwa auf Msn.ch befragt wird, selbst bei einem Besuch auf Pro7.ch dank Cookie nicht mehr belästigt wird.
Carine Lins, Wemf-Marketingleiterin, sieht deshalb die qualitative Bluemind-Studie als Ergänzung und weniger als Konkurrenz zur quantitativen MA Comis. (mk)
Markus Knöpfli

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