Was bedeutet eigentlich… «IRL»?

Benno Maggi erklärt in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich...?» Begriffe aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal erklärt er das Kürzel «IRL».

Nein, mit IRL ist hier nicht der internationale Länderkürzel von Irland gemeint. Das Akronym steht für «In Real Life». Und trotzdem haben beide Interpretationen mehr gemeinsam, als vielleicht auf den ersten Blick zu vermuten wäre.

IRL gehört in der Gaming-Welt schon lange zum Slang und hat es bereits vor über 20 Jahren in den Oxford English Dictionary geschafft. Jetzt hat der Ausdruck es auch in die Corporate World geschafft. Ursache dafür ist, wie für fast alles das, was sich in den letzten drei Jahren verändert hat: die Pandemie.

Vom Gaming ins Marketing

Das Virus hatte in den Büros etwa den gleichen Exodus ausgelöst, wie ein Pilz Mitte des 19. Jahrhunderts, der in Irland die Kartoffeln auf den Äckern verfaulen liess. Damals verhungerten schätzungsweise eine Million Iren, bis zu fünf Millionen wanderten in den folgenden Jahren aus. Während der Pandemie waren auch wir gezwungen, unsere Büros zu verlassen. Und haben durchaus Gefallen daran gefunden – viele (75 Prozent der Befragten, gemäss Schweizer Umfragen) sind bis heute zumindest teilweise gleich dortgeblieben. Wie die Iren in Übersee.

Auch ähneln verlassene Büroflächen und Sitzungszimmer den leeren Feldern und Höfen Irlands von damals, genauso wie die überfüllten Screens in Videocalls den Bildern aus den Schiffen nach Übersee. Nur verhungert ist wegen der Pandemie wohl noch niemand. Ausgehungert höchstens von realen Begegnungen und Emotionen im Homeoffice.

Aber wir sollten nicht jammern. Im Gegensatz zu den damals auswanderten Iren haben wir heute die Wahl, wo wir wann sein wollen. Wir können uns in der alten oder der neuen Welt treffen. IRL eben oder Online. Vor allem in unserer Branche ist es deshalb üblich geworden zu fragen: Online oder IRL. Es scheint, als bräuchten wir diese Abgrenzung von «Real Life» zum «Virtuellen Leben».  Und das ist bei weitem nicht nur örtlich gemeint, denn es geht neben dem «wo» auch immer um das «wie». Es geht um Nähe, Körpersprache und Emotionen – kurz um das reale Erleben.

Wenn jemand also seine oder ihre Fähigkeiten IRL zeigen möchte oder IRL um ein Meeting bittet, dann geht es mehr als einfach nur um den Ort. Daran denke, wer ins Homeoffice ausgewandert ist!

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