Was bedeutet eigentlich… «ergebnisoffen»?

Benno Maggi erklärt in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich...?» Begriffe aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal teilt er seine Gedanken zum Begriff «ergebnisoffen».

Die magische Kraft der Kommunikation lässt sich im Einsatz einzelner Worte am besten darstellen. Begegnen sich Leute der Kommunikationsbranche, dann gleicht das manchmal Druidentreffen, bei denen ebensolche Worte wie Zauberformeln ausprobiert und ausgetauscht werden. Nun sind physische Begegnungen seit längerem nicht mehr möglich, was einem Begriff besondere Verbreitung ermöglichte: «Wie war der Call?», «Wie war der Remote-Workshop?» – «Ergebnisoffen!» Im Moment ist leider viel zu vieles ergebnisoffen und manche fragen sich, weshalb das Wort so hoch im Kurs steht. Ein Erklärungsversuch.

Stehenbleiben statt vorwärtsmachen

Zuallererst stellt es die aktuelle Befindlichkeit ziemlich treffend dar. Wie das alles aus- oder vor allem gutgehen soll, weiss im Moment niemand. Dann scheint die Invasion des Wortes mit den Veränderungen in der Kommunikation aufgrund des Remote-Workings zu tun zu haben: In Zeiten von Homeoffice und Conference-Calls bleibt viel mehr ergebnisoffen als zu Zeiten, als die Meetings noch physisch stattfinden konnten. Das hängt einerseits damit zusammen, dass viele Leute ohne Druck oder Rückendeckung ihrer Vorgesetzten nicht entscheidungsfreudig sind. Und weil die Vorgesetzten meist kurz vor Ende der vereinbarten Zeit in den nächsten, noch wichtigeren Videocall eilen, hinterlassen sie in den Fenstern der Videocalls ratlose Gesichter statt Mitarbeitende, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und den nächsten Schritt zu machen. Andererseits fehlt bei ebendiesen Videocalls momentan oft der Epilog an der Kaffeemaschine, wo sich Dienstleister oder Subalterne dann zusammenraufen und dazu aufmuntern, trotz fehlender Entscheidung voranzuschreiten. Und so bleibt alles stehen – oder eben ergebnisoffen. Dabei wäre doch jetzt die Gelegenheit, einfach Ergebnisse zu liefern statt festzustellen, dass die performative Zauberwirkung von einigen Modebegriffen offenbar recht gering ist.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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