UZH: Aus diesem Grund sind Berufsgruppen oft geschlechtstypisch

Typisch Mann, typisch Frau? Eine neue Studie der Universität Zürich erklärt, wie es innerhalb von Berufen zu frauen- und männerdominierten Spezialisierungen kommt.

In manchen Berufen gibt es frauen- und männerdominierte Spezialisierungen. Warum, zeigt die UZH. Foto: Tim Mossholder, Unsplash.

Viele Frauen und Männer arbeiten in geschlechtstypischen Berufen. Eine neue Studie der Universität Zürich erklärt, warum: Demnach ist ein wichtiger Grund dafür, dass Männer selektiv Berufe verlassen, die vermehrt von Frauen ergriffen werden.

Auf dem Arbeitsmarkt gibt es noch immer eine starke Geschlechtertrennung, obwohl sich die berufliche Stellung der Geschlechter in den letzten 50 Jahren angeglichen hat. So sind zum Beispiel viele Pflegeberufe weiblich dominiert, während viele Handwerksberufe vor allem von Männern ausgeübt werden. Warum? Das versucht die Universität Zürich mit einer neuen Studie zu erklären. Demnach gibt es in der Genderforschung daher die Theorie, dass Männer selektiv Berufe und Spezialisierungen verlassen, die von mehr Frauen neu aufgenommen werden.

Theorie empirisch überprüft

Per Block, Professor für Soziologie an der Universität Zürich, hat die Theorie mithilfe neuer Methoden aus der Netzwerkforschung empirisch überprüft. Der Arbeitsmarkt wird dabei als ein Netzwerk verstanden, in dem Arbeitnehmende mit ihren Berufswechseln verschiedene Berufe verbinden. Dadurch kann analysiert werden, ob Männer selektiv Berufe verlassen, die sich feminisieren. Dies geschieht unter Berücksichtigung der verschiedenen Berufsmerkmale, die Männer und Frauen in verschiedene Berufe kanalisieren. Die empirischen Daten der Studie stammen aus Grossbritannien; der dortige Arbeitsmarkt hat Gemeinsamkeiten sowohl mit vielen europäischen, aber auch mit nordamerikanischen Staaten.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Männer mit geringerer Wahrscheinlichkeit in Berufen bleiben, in die mehr Frauen wechseln. Die Studie vergleicht zum Beispiel zwei hypothetische Berufe, die in allen Berufsmerkmalen identisch sind und sich nur darin unterscheiden, dass in einem 25 Prozent und im anderen 75 Prozent Frauen arbeiten. «Die Analyse zeigt, dass Männer mit doppelter Wahrscheinlichkeit den sich feminisierenden Beruf verlassen», sagt Prof. Block. Die Auswirkung dieses Verhalten wird in einer Simulationsstudie erforscht, in der Frauen und Männer sich nicht vom Geschlecht der anderen Arbeitnehmer in Berufen beeinflussen lassen. Würden tatsächlich nur berufsspezifische Attribute (wie Lohn, Flexibilität, oder Charakteristiken der Tätigkeit) die Berufswechsel beeinflussen, sagt die Simulationsstudie eine Abnahme der Geschlechtertrennung in Berufen um 19-28 Prozent voraus.

Die Forschungsarbeit folgert, dass Geschlechtertrennung nicht nur von geschlechtstypischen Berufsattributen verursacht wird, sondern auch von Männern (und Frauen), die sich bewusst oder unbewusst gegen eine Durchmischung wehren.

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