Von Krisen und Chancen: Wie sich Marken jetzt verhalten sollten

Angesichts der aktuellen Krise ist eine Verunsicherung in der Gesellschaft spürbar. Sandra Lehner von Jung von Matt/Limmat teilt ihre Gedanken zur aktuellen Situation und gibt Empfehlungen, wie sich Marken in Zeiten des Coronavirus verhalten sollten.

coronavirus-4931452_1920

Die Welt von letzter Woche ist nicht mehr die Welt dieser Woche. Länder auf der ganzen Welt haben den Ausnahmezustand ausgerufen. Grossstädte sind abgeriegelt – sogar die Stadt, die niemals schläft. Fast alle Konferenzen und Veranstaltungen werden abgesagt, verschoben oder virtuell durchgeführt – sogar die Fussball EM. Überall auf der Welt arbeiten Menschen von zu Hause aus und nutzen die virtuelle Welt, um zu kommunizieren, kreieren, produzieren und distribuieren. Die Unsicherheit ist allerdings allgegenwärtig.

Während COVID-19 eine ernst zu nehmende Angelegenheit ist und zweifellos massive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird, bedeutet dies nicht, dass wir unsere Arbeit niederlegen müssen in den kommenden Wochen. Wir werden uns allerdings erheblich anpassen müssen. Diese sich schnell ändernden und disruptiven Zeiten sind sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance, und die Menschen werden sich noch lange daran erinnern, wie Marken reagiert und kommuniziert haben.

Zunächst sollten Vermarkter ihre geplanten Marketingbotschaften überprüfen. Wenn sie einfach so weitermachen, als ob alles normal wäre, wird dies bei den Kunden keine Resonanz finden oder ihnen einen Mehrwert bieten. Marken sollten jetzt nicht versuchen, die derzeitigen News zu hijacken. Ein Grossteil der Marken, die dies versuchen, wird daran scheitern. Und Gefahr laufen, als unsensibel und unverantwortlich taxiert zu werden.

 

Solidarität zeigen

Die Corona-Krise führt gerade zu einer Welle der Solidarität zwischen Menschen und innerhalb von Communities. Auch Marken sollten sich solidarisch zeigen und helfen, wo sie können. Hier sind einige der besten Brand-Aktionen, die wir bisher gesehen haben:

Der Inhaber der Luxusmarke Louis Vuitton, LVMH, wird seine Parfümproduktionslinien nutzen, um Händedesinfektionsmittel herzustellen, um die Menschen vor dem Ausbruch des Coronavirus zu schützen. Und auch Distillerien in der ganzen Welt produzieren nun nicht mehr nur Gin, Whiskey oder Rum, sondern auch Desinfektionsmittel.

Mint Mobile, der Mobilfunkanbieter von Hollywood-Star Ryan Reynolds, bietet allen neuen und bestehenden Kunden bis zum 14. April unbegrenzt kostenlose Hochgeschwindigkeits-Daten-Add-Ons an. «Die letzten Tage haben die Welt in einen beispiellosen Moment der Unsicherheit versetzt, in dem zuverlässige Kommunikation von grösster Bedeutung ist. Als Ihr Kommunikationsanbieter halten wir es für notwendig, etwas zu tun, das uns allen möglicherweise dabei helfen könnte, diese schwierige Zeit ein bisschen zu meistern», so Ryan Reynolds in einem Statement auf Twitter.

In der Schweiz folgte UPC bereits diesem Beispiel. Der Mobilfunkanbieter erhöhte bei allen Kunden, die über ein Internet-Abo mit weniger als 100 Mbit/s verfügen, vom 19. März bis Ende April die Internetgeschwindigkeit kostenlos auf 100 Mbit/s.

Facebook ist unterdessen bereit, kleinen Unternehmen 100 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen, um den durch den Ausbruch des Coronavirus verursachten wirtschaftlichen Abschwung zu überstehen. Am Dienstag kündigte Sheryl Sandberg, Chief Operating Officer von Facebook, das Programm «Boost with Facebook» an.

Darüber hinaus öffnen immer mehr Lebensmittelgeschäfte auf der ganzen Welt frühzeitig ihre Türen für Senioren und Menschen mit anderen gesundheitlichen Problemen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, mit weniger Kunden einzukaufen.In Zürich liefert der Lebensmittel-Lieferservice Felfel nun Frühstück, Mittag- und Abendessen an die Haustüren, und Zürcher Restaurants wie die Bauernschänke und die Neue Taverne starten unter dem Namen «Auswärts Daheim» einen neuen Bestell- und Hauslieferservice. Der Tages-Anzeiger hat eine Übersicht erstellt, wer was liefert.

 

Digitale Kommunikation nutzen

Die aktuelle Zeit verändert die Spielregeln unserer Branche. Wir alle müssen agil und konstruktiv auf das sich verändernde Umfeld reagieren. Im besten Fall reagieren wir nicht nur, sondern werden zu proaktiven Gestaltern dieser neuen Welt.

Dazu gehört unter anderem die breite und wechselseitige Kommunikation über digitale Kanäle, vorzugsweise über Video. Wir Menschen sind es nicht gewohnt, unsozial und isoliert zu sein. Wir bei Jung von Matt/Limmat verwenden Videokonferenz-Tools wie Zoom gerade nicht nur um Meetings abzuhalten, sondern versammeln uns auch vor unseren Computern, um gemeinsam Yoga zu machen, zu kochen und zu Abend zu essen, zusammen zu stricken und so weiter.

Chipotle offeriert beispielsweise Lunches mit Celebrities. Sie nennen es «Chipotle Together» und nutzen Zoom als «virtual hangout». In der vergangenen Woche konnten sich jeden Tag 3000 Fans virtuell mit Prominenten in Online-Chats unterhalten. Das Unternehmen teilt Links zu den Chipotle Together Zoom-Meetings auf Twitter.

Überlegen Sie sich, wie Sie Ihre Kunden mithilfe von Webinaren, Podcasts, aufgezeichneten Videos, Live-Streaming und anderen Formen des Online-Engagements unterhalten und informieren können. Jetzt ist es an der Zeit, Videos zur Verfügung zu stellen, um beispielsweise eine neue Fähigkeit zu erlernen oder ein bisschen Ablenkung in schwierigen Zeiten zu bieten, wie es NBCUniversals Universal Pictures gerade getan hat, indem sie ihre aktuellen Filme, die für die Kinoveröffentlichung geplant waren – ‹Invisible Man›, ‹The Hunt› und ‹Emma› – bereits am Freitag für eine 48-Stunden-On-Demand-Miete zum Preis von jeweils 19,99 US-Dollar von zu Hause aus erhältlich zu machen.

Wir und unsere Kunden müssen immer noch unsere Arbeit erledigen. Wir müssen es einfach etwas anders machen als vor Corona. Oder: Wir dürfen es anders machen, können neue Möglichkeiten, neue Spielregeln ausprobieren und Chancen nutzen. Aus diesem Grund wird Jung von Matt/Limmat ab Freitag regelmässig auf LinkedIn eine #allezuhause-Spielregel publizieren. Diese Spielregeln basieren auf Insights, die wir durch unsere Recherchen generieren. Sie sollen dabei helfen, die Folgen dieser ausserordentlichen Situation besser einordnen zu können und im Idealfall proaktiv darauf zu reagieren.

Sandra Lehner

* Sandra Lehner ist Senior Content Strategist bei Jung von Matt/Limmat. In ihrer Funktion beschäftigt sie sich vor allem mit den Themen Video Marketing, Social Media Storytelling und Gen Z und als MK-Vordenkerin mit der Zukunft der Markenkommunikation. 

Weitere Artikel zum Thema