Düstere Aussichten für die Hotellerie wegen Corona

Eine aktuelle Umfrage zur Lageeinschätzung in der Beherberungsbranche vom Verband Hotellerie Suisse zeigt: Die Lage sowie auch die Prognose für den Winter verschlechtern sich. Die Ergebnisse legen eine höhere Konkurswahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten nahe.

Hotellerie

Die Branchenumfrage, die zwischen dem 30. September und dem 4. Oktober 2020 durchgeführt wurde, zeigt schweizweit eine Verschärfung der Lage auf. Die kommenden Monate werden für die Beherbergungsbranche deutlich herausfordernder als der Sommer.

 

Touristische Erholung nur schleppend

Die Sommersaison verlief für die grosse Mehrheit der Betriebe schweizweit deutlich schlechter als im Vorjahr (66 Prozent). Obwohl in den ländlich-alpinen Gebieten mehr Schweizerinnen und Schweizer Ferien machten, wurden teils massive Einbussen verzeichnet. Vor allem Betriebe im Berner Oberland und im Wallis fehlten die internationalen Gäste.

In den kommenden Monaten erwarten die Hotelbetriebe klar tiefere Auslastungszahlen sowie grosse Umsatzeinbussen. So rechnen schweizweit 70 Prozent der Betriebe mit einer schlechteren Wintersaison als im Vorjahr. Besonders alarmierend sind die Einschätzungen aus den städtischen Gebieten. 90 Prozent der Befragten in den städtischen Gebieten sehen eine deutliche Verschlechterung der Lage. In den Ferienregionen rechnen 57 Prozent mit einem negativeren Verlauf der Wintersaison.

 

Unklare, uneinheitliche Reisebestimmungen bremsen Tourismus aus

Als besondere Herausforderung sehen die Befragten die uneinheitlichen Reiseregelungen in Europa. Derzeit wird die Erholung der Reisetätigkeit massiv ausgebremst. 63 Prozent der Befragten befürworten eine Harmonisierung. Weiter wünschen sich 61 Prozent eine schnelle Zulassung von Schnelltests und die Anpassung der Quarantäneregelungen. Verbandspräsident Andreas Züllig fordert deshalb den Bundesrat auf, «schnellstmöglich für die Harmonisierung der Reiseregelungen einzutreten und die Quarantäneregelungen anzupassen».

Die derzeitigen Regeln würden die Wirtschaftlichkeit der Betriebe gefährden, was die Gefahr für unnötige Betriebsschliesungen erhöhe. Oft werden ganze Teams von Mitarbeitenden unter Quarantäne gestellt. Zudem werden Reisende abgeschreckt, in die Schweiz zu kommen.

 

Investitionen werden sistiert, Fachkräfte abgebaut

Aufgrund der Corona-bedingten Liquiditätsprobleme werden zwei Drittel der Hotelbetriebe (67 Prozent) ihre geplanten Investitionen in den nächsten sechs Monaten verschieben. Damit greifen deutlich mehr Betriebe zu dieser Massnahme als noch in der Juni-Umfrage, wo es noch 55 Prozent waren.

Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) werden in den kommenden Monaten Kündigungen aussprechen müssen. Die Quote ist vor allem in den Städten hoch (59 Prozent). Somit bleibt die Situation auf dem Arbeitsmarkt besorgniserregend. Die Möglichkeit der Kurzarbeit bleibt deshalb auch in den kommenden Monaten eine wichtige Stütze im Kampf gegen Massenarbeitslosigkeit im Gastgewerbe.

 

Konkurswahrscheinlichkeit steigt

Aufgrund der deutlich getrübten Aussichten schätzt die Hotellerie die Konkurswahrscheinlichkeit wieder höher ein. Während im Juni ca. 3 Prozent der Hotelbetriebe eine Konkurswahrscheinlichkeit von 60% und mehr angegeben hatten, rechnen nun 6 Prozent mit einem solch hohen Konkursrisiko. Dabei sind vor allem städtische Betriebe betroffen: Die Konkurswahrscheinlichkeit von 60 Prozent und mehr droht 12 Prozent der Betriebe in der Stadthotellerie, vor allem in Zürich und Genf. Allein auf die gesamte Stadthotellerie hochgerechnet sind aktuell rund 142 Betriebe konkursbedroht.

Der Verband fordert deshalb einen zeitnahen Rückzahlungserlass einfacher Covid-Kredite in Härtefällen sowie einen Nullzinssatz während der gesamten Laufzeit. Diese Massnahmen seien nötig, um Liquiditätsprobleme und Investitionsstaus zu bekämpfen sowie Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten.

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