Unternehmen und Organisationen schwächeln beim Gemeinwohl

Der neue Gemeinwohlatlas 2019 zeigt, welche Organisationen und Unternehmen sich für das Gemeinwohl einsetzen. Die Migros schneidet dabei einmal mehr gut ab.

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Das Ranking wird alle zwei Jahre von der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit der Handelshochschule Leipzig erhoben. Die SonntagsZeitung publiziert die am 22. September veröffentlichten Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe. Befragt werden jeweils 15’000 Einwohner in der ganzen Schweiz.

Die Spitzenplätze belegen naturgemäss Organisationen mit einem gemeinwohlorientierten Leistungsauftrag: Rega, Spitex, Pro Senectute, Paraplegiker-Stiftung, Rotes Kreuz, AHV, Pro Infirmis, Suva, Reka, Heilsarmee und Caritas.

Genossenschaften schneiden gut ab

Auf Rang 12 platziert sich mit der Migros das erste gewinnorientierte Unternehmen. Der Detailhändler geniesst in der Bevölkerung – nicht zuletzt aufgrund der genossenschaftlichen Organisation oder des Migros-Kulturprozents – ein hohes Ansehen. Hauptkonkurrent Coop schafft es auf Platz 19. Auch andere Genossenschaften wie Volg (17), Mobiliar (18) oder Landi (22) schneiden gut ab. Als erstes rein privatwirtschaftliches Unternehmen erscheint auf der Liste Geberit auf Rang 28.

Gesellschaftliche Akzeptanz ist auf die Dauer überlebenswichtig

Laut den Erfindern des Gemeinwohlatlas genügt es nicht, wenn Unternehmen ihr Kerngeschäft erfolgreich und effizient betreiben und so Löhne, Lieferanten und Steuern bezahlen. «Der Begriff der Wertschöpfung muss über das rein Ökonomische hinaus ausgeweitet werden», sagt Peter Gomze, Ex-Rektor der HSG und Patron des Projektes, zur SonntagsZeitung. Und Studienleiter Timo Meynhardt: «Ohne gesellschaftliche Akzeptanz wird die effiziente Erledigung des Kerngeschäfts in Zukunft nicht mehr möglich sein».

Eine Art Warnung an Unternehmen, die in der Gunst der Bevölkerung schlecht abschneiden und wenig Kredit zu haben scheinen, was ihr Engagement fürs Gemeinschaftswohl betrifft. So belegt Marlboro beispielsweise den letzten Platz, Nestlé stürzt im Vergleich zu 2017 ab und die Medienmarke Blick befindet sich auf Rang 105 in direkter Gesellschaft von umstrittenen Unternehmen wie Syngenta, Tamoil oder Glencore.

Allgemein zeigt sich, dass der Beitrag zum Gemeinwohl in der Schweiz kleiner geworden ist. Lediglich zehn Organisationen – darunter der Fussball-Schweizermeister BSC Young Boys und die Grossbank Credit Suisse – konnten sich im Vergleich zu 2017 verbessern. Dagegengibt es – nebst Nestlé – auch andere Unternehmen regelrecht ab. Raiffeisen etwa, oder Techgiganten wie Amazon, Facebook oder Apple. «Führungskräfte sollten diesen Rückgang als Warnung sehen, die mindestens so viel Aufmerksamkeit erfordert, wie das regelmässig angedrohte Schrumpfen der Writschaft», so Timo Meynhardt zur SonntagsZeitung.

GemeinwohlAtlas 2019 Ausgewählte Ergebnisse
RangOrganisationNoteArt
1Rega5,55Verein/Verband/Stiftung
12Migros5,06Genossenschaft
16SRF4,96Öffentliches Unternehmen
19Coop4,84Genossenschaft
28Geberit4,63Unternehmen
29Post4,63Öffentliches Unternehmen
30Neue Zürcher Zeitung4,63Unternehmen
34Swisscom4,55Öffentliches Unternehmen
42Tages-Anzeiger4,45Unternehmen
75Google4,00Unternehmen
8320 Minuten3,86Unternehmen
86Apple3,81Unternehmen
92Youtube3,59Unternehmen
102Facebook3,14Unternehmen
103Amazon3,14Unternehmen
105Blick3,04Unternehmen
110Marlboro2,26Unternehmen
Quelle: Gemeinwohl.ch

GemeinwohlAtlas 2019: Keyfacts

  • Die Schweiz macht sich noch immer grosse Sorgen um das Gemeinwohl in der Schweiz. Wie bereits in der Befragung 2017 sind 73 von 100 Befragten besorgt, dass dem Gemeinwohl in der Schweiz zu wenig Beachtung geschenkt wird. 

  • Generell straft die Schweizer Bevölkerung vor allem Grosskonzerne ab; diese haben im Vergleich zu 2017 besonders im Ranking verloren. 

  • Erstaunlich ist, dass der wahrgenommene Gemeinwohlbeitrag der meisten Organisationen gesunken ist. Neben Nestlé (-14,89%) haben vor allem Coca Cola (-13,17%) und FC Basel (-10.00%) massiv eingebüsst. 

  • Gewinner des Jahres sind BSC Young Boys (+7,27%) und Credit Suisse (+5,19%). Weiterhin können Lidl (+2,36%) und Aldi (+1,96%) leichte Verbesserungen im Vergleich zum GemeinwohlAtlas 2017 verzeichnen. 

  • In der Spitzengruppe liegen wiederum vor allem öffentliche oder genossenschaftlich organisierte oder gemeinnützige Organisationen mit Schweizer Hintergrund. 


Den gesamten Gemeinwohlatlas inklusive aller detaillieten Ergebnisse finden Sie auf Gemeinwohl.ch.

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