Dem Ausland stinkt Schweizer Käse – Marketing soll Schuld sein

Im Vergleich zum Inland hält das Ausland nicht viel von Schweizer Käse. Schuld am fehlenden guten Image soll das Marketing sein.

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Das Ergebnis einer von Switzerland Cheese Marketing durchgeführten Umfrage, welches die SonntagsZeitung in der aktuellen Ausgabe publiziert, erstaunt: In Frankreich wird der Käse aus den Niederlanden und aus Italien besser eingeschätzt als der aus der Schweiz. Und auch die Anzahl der Menschen, die in Deutschland und Italien die Qualität von Schweizer Käse besser einstufen als Produkte anderer Herkunft, nimmt jährlich ab – in Frankreich ist der Anteil seit 2013 von 32 Prozent auf 23 Prozent (2016) gesunken. Auch in Deutschland wird die Qualität von holländischem Käse höher eingeschätzt als bei den Schweizer Produkten.

Martin Sparh, Marketingchef von Switzerland Cheese Marketing, verneint ein Imageproblem von Schweizer Käse – weist aber auf zu geringe Marketingbudgets hierzulande hin. Diese seien für ausländische Käsesorten viel grösser.

Dabei wäre der Einsatz nötig. Die Absätze stagnieren im Ausland, die bekannten Käsesorten erlitten im ersten Halbjahr Verluste beim Export. Die europäische Konkurrenz nutze das Preisniveau der Schweizer Produkte aus und fahre eine aggressive Preispolitik, heisst es bei Switzerland Cheese Marketing.

«Austauschbar und emotionslos»

Auf den starken Franken allein wollen Experten das Problem aber nicht schieben. Käsehändler Rolf Beeler kritisiert gegenüber der SonntagsZeitung konkret die Käsewerbung. Das Marketing im Ausland sei «lausig», austauschbar und emotionslos, findet er. Es müssten mehr Geschichten erzählt werden, ist er überzeugt – so wie es etwa in Österreich mit dem Heumilchkäse gelungen sei. «Die Sortenorganisationen müssen sich zusammenraufen, um das Image von Schweizer Käse zu verbessern», fordert er.

Auch Uhrenmanager Jean-Claude Biver sieht das Problem im Marketing. Die Schweiz sei diesbezüglich zu bescheiden. Die Franzosen seien erfolgreicher, weil sie es verstünden, dank gutem Marketing höhere Preise zu erreichen und dadurch insgesamt ihrem Käse mehr Prestige zu vermitteln, so der Uhrenchef des LVMH-Konzerns.

Damit man mit Qualität werben und höhere Preise rechtfertigen kann, muss diese aber gewährleistet sein. «Käse-Papst» Rolf Beeler kritisiert etwa, dass Emmentaler und Sbrinz oft viel zu jung in den Export gingen. Beim Emmentaler ging der Absatz seit 2006 um 40 Prozent zurück. Kleine Spezialitäten-Produzenten hingegen kennen keine Absatzprobleme. (hae)

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