Sir Mary holt sich einen Graphite Pencil an den D&AD Awards 2020

Die Zürcher Agentur Sir Mary holt sich mit der «WTFold»-Kampagne für Samsung bei den D&AD Awards 2020 einen Graphite Pencil. Gründer Florian Beck hat Werbewoche.ch erzählt, worum es bei der Kampagne geht und wieso er die Award-Szene weiterhin sehr kritisch sieht.

Sir Mary

Für den Launch des Samsung Galaxy Fold 5G hat Sir Mary eine Schrift entwickelt sowie eine Teaser-Kampagne mit einer koordinierten Influencer-Aktion gestartet. Nun konnte die Agentur mit der «WTFold»-Kampagne sich zwei Plätze auf der Shortlist in den Kategorien «Typography/Integrated» und «Typography/Type Design» ergattern und holt sich in der Kategorie «Typography/Posters» sogar Silber beziehungsweise den Graphite Pencil. Damit ist Sir Mary bislang die einzige Schweizer Agentur, die dieses Jahr beim prestigeträchtigen Kreativwettbewerb ausgezeichnet wurde.

 

Sir Mary-Mitgründer und Chief Creative Florian Beck freut sich über die Auszeichnung – sieht Awards in der Werbebranche aber weiterhin skeptisch, wie er im Interview erzählt.

 

Werbewoche.ch: Florian Beck, das ist der erste D&AD-Pencil überhaupt für Sir Mary. Was bedeutet dieser Preis für Ihre Agentur?

Florian Beck: Fürs Business ist das nicht relevant. Für unsere Mitarbeiter ist es eine tolle Anerkennung für ihre tägliche Arbeit. Und für mich: Wow, bin ich alt geworden. Vor fast 20 Jahren war ich beim D&AD in der Jury. Als Jungspund.

 

Können Sie uns kurz erklären, was es mit der Kampagne für Samsung auf sich hat?

Es ist die Launchkampagne für das erste faltbare Smartphone von Samsung. In einer für Samsung schwer erreichbaren Zielgruppe – junge Fashion- und Lifestyle-affine Opinionleaders und nicht «Techis». Und ohne dabei das Produkt zu zeigen. Dass Samsung diese Idee letztlich voll mitgetragen hat – trotz Verschiebung des Produkts – ist für uns der grösste Erfolg.

 

Wer war bei Sir Mary federführend? 

Das ganze Samsung-Team inklusive Kunde, der dafür gekämpft hat. Anders kriegt man so eine Idee nicht umgesetzt.

 

Als die Typographie stand, wurde sie mit einer Influencer- und einer Aussenwerbungs-Kampagne ausgespielt. Wieso diese Kombination?

Weil wir die Zielpersonen gezielt durch Instagram erreichen konnten. Wenn man die Zielgruppe zum Teil der Kampagne macht, geht das einfacher. Erst nach der grössten koordinierten Influencer-Aktion der Schweiz haben wir die Idee klassisch verlängert.

 

2019 wurde Sir Mary in Berlin Megaphon-Newcomer des Jahres, was gebührend gefeiert wurde. Sie haben aber auch gesagt, dass Preise Ihnen «eigentlich gar nicht so wichtig» seien. Werden Sie jetzt auch verstärkt in die internationale Award-Jagd einsteigen?

Wir haben lange diskutiert, ob wir die Arbeit überhaupt einreichen. Ich stehe dem ganzen Zirkus sehr kritisch gegenüber, gerade weil ich mal ein Teil davon war. Ich kann deshalb aber auch nachvollziehen, dass unsere talentierten Mitarbeiter ein Interesse an Awards haben. Letztlich haben wir uns entschieden, nur diese Arbeit an selektierten Wettbewerben einzureichen. Das ändert aber nichts daran, dass das Award Business keine Relevanz in unserem Tagesgeschäft hat. Wir wollen auf echten Briefings herausragende Kommunikation entwickeln, die unsere Kunden erfolgreicher macht. So wie bei dieser Kampagne.

 

Die Verleihung fällt mitten in die Nachwehen der Coronakrise. Wie ist Sir Mary durch die vergangenen Monate gekommen?

Nach heutigem Stand den Umständen entsprechend sehr gut. Aber hätten Sie mich am Anfang des Lockdowns gefragt, wäre die Antwort anders ausgefallen. Die erste Welle an Stopps und Verschiebungen mussten wir erstmal verarbeiten und sortieren.

 

Sind die nächsten preiswürdigen Projekte schon in der Pipeline?

Ideen sind – auch dank Corona – viele da. Ausserdem denken wir gerade die Agentur neu, beziehungsweise haben das Privileg, sie nun so zu bauen, wie wir das von Anfang an wollten. Jetzt müssen wir das «nur» noch auf den Boden bringen. Aber das ist eine andere Geschichte. Einreichen kann man das nicht (zwinkert).

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