«ZüriCityGPT» weiss nicht alles – aber vieles – über Zürich

Von Unternehmensgründungen über Schulferien bis Bevölkerungszahlen – der Chatbot «ZüriCityGPT» beantwortet Fragen zu diesen und vielen weiteren Zürich-bezogenen Themen. Seine Informationen bezieht die KI von den offiziellen Websites der Stadt Zürich. Hinter «ZüriCityGPT» steckt die Agentur Liip.

(Symbolbild: Unsplash.com)

Was gilt es zu beachten, wenn man in Zürich einen Laden aufmachen will? Wann sind die nächsten Schulferien? Und wie alt ist Zürich eigentlich? Auf all diese Fragen liefert ein neuer Chatbot namens «ZüriCityGPT»  Antworten. Und nicht nur darauf: «Sie können mich alles fragen, was mit der Stadt Zürich zu tun hat», bewirbt der Chatbot sich selbst.

Zürichs Websites, gepaart mit OpenAIs KI

Im Test sind die Antworten des Chatbots meist akkurat und ausführlich. Im Selbstversuch erfuhr die Redaktion etwa die Namen verschiedener Anlaufstellen, die bei der Unternehmensgründung nützlich sein könnten; dass die nächsten Ferien «vom 17. Juli bis zum 18. August 2023» stattfinden werden; und dass Katzenstreu «im Restmüll und nicht im Biomüll oder in der Toilette» entsorgt werden muss – ergänzt durch Empfehlungen zur Wahl von «biologisch abbaubarer Katzenstreu» und zum Entsorgen «in einem verschlossenen Plastiksack, um Gerüche und Verschmutzungen zu vermeiden». Seine Antworten versieht «ZüriCityGPT» jeweils mit Links zu den Websites, die die künstliche Intelligenz (KI) für die Antwort verwendet hat.

Hinter dem Chatbot steckt die Agentur Liip. Entstanden ist das Projekt während einer Innovations-Session, wie es auf der Website heisst. Das Tool stehe nicht mit der Stadt Zürich in Verbindung und stelle einen «Proof of Concept» dar, stellt das Unternehmen in einem Blogbeitrag klar.

Im gleichen Beitrag gewähren die Entwickler auch einen Blick hinter die Kulissen der Züri-KI. Wenig erstaunlich spielt dort der von OpenAI betriebene ChatGPT-Service eine zentrale Rolle: Die Informationen, die der KI zur Verfügung stehen, hat Liip von den offiziellen Websites der Stadt Zürich gesammelt, in einer eigenen Datenbank abgespeichert und für die Verwendung mit den Programmschnittstellen (APIs) von OpenAI aufbereitet. Die auf «ZüriCityGPT» gestellten Fragen werden ebenfalls per OpenAI zu einem «Embedding Vector» umgewandelt. Mit den Textschnipseln aus der Datenbank, die dazu passen, erstellt Liip dann eine Eingabeaufforderung (Prompt) für ChatGPT. Und die OpenAI-KI kreiert daraus dann die Antwort, die dem User angezeigt wird. Die ausführliche Erklärung des Vorgangs, samt diverser Links mit weiterführenden Infos, findet sich im Blogbeitrag von Liip.

Kein Weg nach Bern

«Der Bot ist nicht unfehlbar», hält Liip fest, «daher raten wir Ihnen dringend, Ihre Antworten anhand der offiziellen Seiten zu überprüfen.» In den meisten Fällen – und sofern die entsprechenden Informationen auf den gescannten Websites verfügbar seien – liefere das Tool nützliche Antworten. «Wir sind begeistert vom Potenzial, mit dieser Technologie den Zugang zu öffentlichen Informationen zu verbessern, und wünschen Ihnen viel Spass beim Erkunden von Zürich mit ‹ZüriCityGPT›» , schreibt das Liip-Team im Firmenblog.

Im Test stiess «ZüriCityGPT» aber auch ein paar Mal an seine Grenzen. Auf die Frage, wie viel das von der Stadt angebotene «Soziokultur Mobil» kostet, verweist die KI auf ein PDF auf der Website, ohne aber die Preise selbst zu nennen. Wie viele Gefängnisse es in Zürich gibt, weiss «ZüriCityGPT» auch nicht; die KI zählt zwar ein paar auf, verweist aber dabei auf eine Liste des «Justizvollzugskonkordats, das die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen in der Schweiz im Bereich des Strafvollzugs regelt». Eine Suche nach dem Begriff «Justizvollzugskonkordat» schlägt aber fehl – sowohl auf der Website der Stadt als auch des Kantons Zürich. Und – für den schreibenden Redaktor René Jaun der Netzwoche besonders betrüblich – auf die Frage nach dem schnellsten Weg nach Bern liefert der Chatbot die bislang kürzeste beobachtete Antwort: «Ich weiss nicht, wie ich Ihnen helfen kann». (René Jaun/cka)


Dieser Artikel wurde zuerst in der Netzwoche publiziert.

Weitere Artikel zum Thema