«Gute politische Kommunikation verzichtet auf Stimmungsmache»

Das Erklärvideo zur Abschaffung der Emissionsabgabe, das Festland mit der Schweizersichen Bankiervereinigung SwissBanking kreiert hat, ist ein für die Agentur ungewohnter Abstecher in die Politik-Arena. Marco Casile und Othmar Geser sprechen im Interview über das Wie und Warum.

Gute politische Kommunikation verzichtet auf Stimmungsmache
Im Interview sprechen der Kreative Othmar Geser (links) und der Stratege Marco Casile von der Zürcher Agentur Festland über das Erklärvideo von Swiss Banking zur Abstimmung über die Stempelsteuer.

m&k Werbewoche.ch: Festland macht in aller Regel keine politische Kommunikation. Warum diese Ausnahme?

Maro Casile: Das hat zwei Gründe. SwissBanking ist ein Kunde von uns, und wir fanden die Möglichkeit spannend, das gemeinsam kreierte Konzept für Erklärvideos zu erweitern. Ausschlaggebend war aber, dass wir im Briefing zum Schluss gekommen sind, dass es um eine positive, nicht polarisierende Form der politischen Kommunikation geht. Unabhängig davon, wie jede*r von uns zur Vorlage steht.

 

Wie ist die Idee zum Erklärvideo entstanden?

Casile: Um ein so komplexes Thema zu veranschaulichen, braucht es eine einfache Rahmenstory. Dabei erwies sich die Idee, die Stempelsteuer mit einem Ballastsack in der Luftfahrt zu vergleichen, als beste Lösung. Die Analogie ist inhaltlich treffend und visuell inspirierend.

Othmar Geser: Das zeigte sich auch beim Erstellen des Moodboards, wo etliche kreative Optionen für Bilder und Szenen entstanden. Die Kunst der Klarheit bestand einmal mehr im Weglassen.

 

Festland hat schon viele Erklärvideos kreiert. Worin liegt das Spezielle an dieser Produktion?

Geser: Im besonders plastischen Filmstil. Gemeinsam mit den Spezialisten von I/O FX wurden die Schlüsselszenen im 3D-Design entwickelt, und damit das bestehende Konzept um eine Dimension erweitert – wortwörtlich. Die erklärenden Fakten sind dagegen als grafische Info-Animationen gestaltet, wie man sie etwa von SRF-Erklärfilmen kennt.

 

Was braucht es, damit aus einer guten Idee ein gutes Erklärvideo wird?

Geser: Das beginnt bei der Story-Idee, aber es geht auch darum, im Drehbuch die richtige Balance zwischen Rahmenstory und Erklärteil zu finden. Etwas vom Wichtigsten ist für mich die Liebe zum Detail, in jeder Phase der Kreation und auf allen Ebenen der Produktion: Text, Bild, Animation, Sound, bis hin zu den Kurzclips für Social Media. Bei uns ist das ein eingespielter Prozess, mit klaren Meilensteinen für Feedbacks und Freigaben der Kund*innen.

 

Was zeichnet gute politische Kommunikation aus?

Casile: Dass sie auf Stimmungsmache verzichtet und Argumente offen vermittelt, mit Fakten, die konkret und überprüfbar sind. Wir glauben auch, dass ein Augenzwinkern mehr bringt als der erhobene Mahnfinger. Das Resultat ist eine Kommunikation, die natürlich parteiisch ist, sich aber der Kritik der Gegenseite stellt, und damit zur demokratischen Meinungsbildung beiträgt.

 

Wird man Festland jetzt häufiger in der Politik begegnen?

Casile: Da schauen wir von Fall zu Fall. Was in unserem Manifestland steht, gilt hier allerdings ganz besonders: Wir sagen lieber «Nein» als «Ja, aber.»

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