Wie Wissenschaftskommunikation in der Schweiz gestärkt werden kann

Eine von den Akademien der Wissenschaften Schweiz eingesetzte Expertengruppe hat am Donnerstag einen Bericht zum Status Quo der Wissenschaftskommunikation in der Schweiz vorgelegt. Auf dieser Grundlage formulierte sie zwanzig Empfehlungen, wie sich die Wissenschaftskommunikation verbessern liesse.

Der rund hundert Seiten starke Bericht deckt ein breites Spektrum der Wissenschaftskommunikation in der Schweiz ab: Wie die Öffentlichkeit die Wissenschaft wahrnimmt und wie sie sich darüber informiert, wie Forscherinnen und Forscher sowie Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen mit der Öffentlichkeit kommunizieren, die Rolle der sozialen Medien und des Wissenschaftsjournalismus in der Schweiz.

Demnach geniesst die Wissenschaft einen starken Rückhalt in der Bevölkerung, und erhält vielfältige Möglichkeiten, sich über wissenschaftliche Themen zu informieren und sich damit auseinanderzusetzen. Sei es etwa in Museen, botanischen Gärten, in journalistischen und sozialen Medien, Wissenschaftscafés oder in Citizen-Science-Projekten.

Schwachstellen identifiziert

Doch die Studie zeigt auch Schwachstellen in der Wissenschaftskommunikation auf. Dazu gehören unter anderem die unzureichende Unterstützung von Forscherinnen und Forschern, die mit der Öffentlichkeit kommunizieren, die Erosion des Wissenschaftsjournalismus und die damit einhergehenden schwierigen Arbeitsbedingungen der Journalistinnen und die Verbreitung von Des- und Misinformation in den sozialen Medien, wie die Akademien mitteilten.

Zudem sagte Mike S. Schäfer, Professor an der Universität Zürich und Sprecher der Expertengruppe: «Forschungsergebnisse zeigen, dass ein kleiner, aber nicht unbedeutender Teil der Schweizer Bevölkerung sich von der Wissenschaft distanziert hat.» Und damit könne man nicht zufrieden sein.

Zwanzig Empfehlungen formuliert

In den zwanzig Empfehlungen fordern die Expertinnen und Experten beispielsweise, dass Forschende und wissenschaftliche Organisationen kommunizieren sollen, wie Wissenschaft funktioniert – eingeschlossen der Unsicherheiten, unterschiedlichen Perspektiven und der gesellschaftlichen Relevanz. Zudem müsse die Wissenschaftskommunikation der Des- und Misinformation entgegenwirken, die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik gestärkt und institutionalisiert sowie der Wissenschaftsjournalismus gestärkt werden.

«Es wird ausserdem deutlich gemacht, dass Wissenschaftskommunikation nicht nur in eine Richtung, sondern in Dialogform stattfinden muss und dass Forscherinnen und Forscher versuchen sollten, die Perspektiven der Bevölkerung zu verstehen», so Schäfer.

«Corona-Schwung» ausnutzen

Insbesondere während der Corona-Pandemie zeigte sich, wie wichtig Einschätzungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind. Auch gab es in dieser Zeit vermehrt wissenschaftsjournalistische Inhalte in den Medien. Zwar sehe er derzeit noch keine Trendwende im Wissenschaftsjournalismus, sagte Schäfer zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Doch die Corona-Pandemie verlieh ihm Schwung. «Mit diesem Schwung sollten wir nun neue Organisations- und Finanzierungsmodelle erarbeiten und die nötigen Strukturen aufbauen, damit der Schweizer Wissenschaftsjournalismus gestärkt in die Zukunft geführt werden kann», so Schäfer.

Die 16-köpfige Expertengruppe «Communicating Sciences and Arts in Times of Digital Media» bestand aus Forschenden, Kommunikationsspezialistinnen und Wissenschaftsjournalisten aus allen Sprachregionen der Schweiz. (SDA)

Weitere Artikel zum Thema