Sunrise-Führungsspitze tritt nach geplatztem UPC-Kauf ab
Sunrise wechselt nach der geplatzten Übernahme von UPC Schweiz die Führungsspitze aus. Sunrise-Chef Olaf Swantee tritt per sofort von seinem Amt zurück. Der stark in die Kritik geratene Verwaltungsratspräsident Peter Kurer wird zudem an der Generalversammlung im April 2020 nicht mehr zur Neuwahl antreten.
Tritt per sofort zurück: Sunrise-CEO Olaf Swantee. (Bild: Sunrise.ch)
Zum neuen Chef des zweitgrössten Schweizer Telekom-Unternehmens ist der bisherige Finanzchef André Krause ernannt worden, wie Sunrise am Freitag bekanntgab. Swantee werde ihn noch bis zur Generalversammlung 2020 im April unterstützen, um einen «reibungslosen Führungswechsel zu gewährleisten», heisst es in einer Mitteilung. Swantee war fast vier Jahre lang CEO von Sunrise.
Der neue CEO Krause ist seit 2011 bei Sunrise. Als Finanzchef habe er den Börsengang von Sunrise und den späteren Verkauf der Mobilfunkmasten vorangetrieben, heisst es in der Mitteilung. Vor seiner Zeit bei Sunrise war der deutsche Staatsbürger bei Telefónica O2 Germany als Finanzchef tätig gewesen.
Keine Angaben zu Kurer-Nachfolge
Zur Nachfolge des noch bis im April 2020 im Amt verbleibenden VR-Präsidenten Kurer werden in der Medienmitteilung keinerlei Angaben gemacht. Neben Kurer wird auch Vizepräsident Peter Schöpfer an der Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Der Verwaltungsrat «bedaure die Entscheidung», heisst es in der Mitteilung.
Kurer ist seit April 2016 Verwaltungsratspräsident des Telekommunikationsunternehmens. Dabei habe er die «Transformation von Sunrise erfolgreich überwacht», heisst es in der Mitteilung. Der abtretende Vizepräsident Schöpfer war gemäss Angaben unter anderem massgeblich am Börsengang von Sunrise im Jahr 2015 beteiligt.
In den vergangenen Monaten war Kurer im Umfeld der missglückten UPC-Übernahme stark in die Kritik geraten. In den Medien war zuletzt immer wieder über seinen Rücktritt und über eine bereits laufende Suche nach einem Nachfolger spekuliert worden. Vor seiner Zeit bei Sunrise war Kurer der Öffentlichkeit als Mitglied der UBS-Konzernleitung bekannt, 2008/2009 hatte er bei der Grossbank als Nachfolger von Marcel Ospel das Amt des Verwaltungsratspräsidenten inne.
Aktionärs-Widerstand
Sunrise hatte im Februar 2019 bekanntgegeben, für rund 6,3 Milliarden Franken den Kabelnetzbetreiber UPC Schweiz von Liberty Global übernehmen zu wollen. Der Kauf war allerdings auf massiven Widerstand bei Aktionären gestossen, die vor allem den hohen Kaufpreis kritisiert und sich gegen eine Kapitalerhöhung gestemmt hatten.
Wegen der mangelnden Unterstützung wichtiger Aktionärskreise musste die Sunrise-Führung im Oktober eine ausserordentliche Generalversammlung zur Kapitalerhöhung absagen. Im November wurde dann der Kaufvertrag mit Liberty Global gekündigt. Die Kosten für den gescheiterten Deal beliefen sich für Sunrise auf 120 bis 125 Millionen Franken. (SDA)
Sunrise und UPC – Chronik eines gescheiterten Deals:
- 27.2.2019: Sunrise übernimmt UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken
- 3.6.2019: Die WEKO prüft den Zusammenschluss von Sunrise und UPC vertieft
- 3.7.2019: Milliarden-Deal: Sunrise-Grossaktionär stimmte gegen Übernahme von UPC
- 17.8.2019: Der UPC-Kauf durch Sunrise steht plötzlich auf wackligen Beinen
- 23.8.2019: Freenet-CEO Vilanek: «Der Markt will die UPC-Übernahme nicht»
- 4.9.2019: Sunrise wirbt bei Kunden für einen Zusammenschluss mit UPC
- 22.9.2019: Plötzlich sieht es wieder gut aus für die UPC-Übernahme durch Sunrise
- 26.9.2019: Weko genehmigt die UPC-Übernahme
- 29.9.2019: Freenet behält Sunrise-Aktien in jedem Fall
- 18.10.2019: Showdown an Sunrise-GV um milliardenschweren Kauf von UPC
- 20.10.2019: Sunrise verdächtigt Freenet und erwägt Beschwerde
- 22.10.2019: Sunrise sagt die ausserordentliche Generalversammlung zum UPC-Kauf ab
- 27.10.2019: Ist der UPC-Deal für Sunrise doch noch nicht vom Tisch?
- 31.10.2019: Swisscom sieht nicht weniger Konkurrenz nach Aus von UPC-Sunrise
- 10.11.2019: Gerüchte, dass der UPC-Deal doch noch klappen könnte, mehren sich
- 13.11.2019: Sunrise beerdigt UPC-Deal – UPC-Mutter hält sich eine Hintertüre offen
- 17.12.2019: UPC-Mutter Liberty schliesst Tür für Deal mit Sunrise