Sunrise sagt die ausserordentliche Generalversammlung zum UPC-Kauf ab

Eine Mehrheit der Aktionäre unterstützt die Kapitalerhöhung zur Finanzierung des 6,3 Milliarden-Kaufs von UPC nicht – Sunrise sagt deshalb die geplante ausserordentliche Generalversammlung (AGV) vom Mittwoch in letzter Sekunde ab.

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Die AGV war geplant, um eine ordentliche Kapitalerhöhung im Umfang von 2,8 Milliarden Franken durchzuführen. Damit hätte UPC Schweiz gekauft werden sollen. Die Zustimmung zur Kapitalerhöhung war die letzte Bedingung für den Kauf. Der Aktienkaufvertrag («Share Purchase Agreement») hat laut Sunrise ein «Long-Stop»-Datum per 27. Februar 2020 und bleibt in Kraft bis eine Partei ihn kündigt.

Aufgrund klarer Hinweise von Aktionären und der Ankündigung von Freenet, an der AGV gegen die Kapitalerhöhung zu stimmen, sei der Verwaltungsrat von Sunrise zum Schluss gekommen, dass die deutliche Mehrheit der Aktionäre, die ihre Aktien zur Abstimmung an der AGV registriert hätten, die Kapitalerhöhung nicht unterstützten, schreibt Sunrise in einer Mitteilung vom Dienstagmorgen.

Wortführerin des Widerstands war die deutsche Grossaktionärin Freenet, die 24,5 Prozent an Sunrise besitzt. Freenet-Chef Christoph Vilanek kritisierte den Kaufpreis und die dazu nötige Kapitalerhöhung von 2,8 Milliarden Franken als zu hoch. Auch die Struktur des Deals sei nachteilig für die Sunrise-Aktionäre. Zudem sieht er den strategischen Sinn der Übernahme nicht mehr. Wegen der neuen Mobilfunkgeneration 5G lohne sich der Kauf des UPC-Kabelnetzes für so viel Geld nicht. Dafür 6,3 Milliarden Franken auszugeben, sei «Irrsinn». Ins selbe Horn stiess der aktivistische Aktionär Active Ownership Capital (AOC).

 

Unerwartete Empfehlung

Unerwartet war, dass sich der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS dem Nein-Lager anschloss. Für die NZZ eine richtungsweisende Entwicklung, denn den Empfehlungen von ISS würden manche institutionelle Anleger fast blind folgen. Der Bericht habe zudem grobe faktische Fehler enthalten und sei nachträglich korrigiert worden.

Peter Kurer, Präsident des Verwaltungsrates von Sunrise, erklärt: «Wir bedauern die Annulation der AGV. Wir haben viel Zeit in die Gespräche mit unseren Aktionären investiert und sind weiterhin von den strategischen und finanziellen Gründen der Übernahme überzeugt».

 

Mögliche Folgen für Sunrise und die Konsumenten

Die meisten Medien und Kommentatoren sind sich einig: Mit der Absage der AGV ist der Deal zwischen Sunrise und UPC vom Tisch. Tagesanzeiger.ch weist darauf hin, dass Sunrise nun Firmenchef Olaf Swantee verlieren könnte, da dieser im Vorfeld den Rücktritt angedeutet hatte, sollten die Aktionäre dem Übernahme-Kurs nicht folgen. Ausserdem habe der geplatzte Deal für die Konsumenten Folgen: Ihnen werde nun ein schlagkräftiger neuer Anbieter vorenthalten, welcher den unagefochtenen Marktführer Swisscom erstmals seit der Liberalisierung des Telcommarktes ernsthaft hätte herausfordern können.   (hae/SDA)

 

Sunrise und UPC – Chronik eines gescheiterten Deals:

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