«Die Branche muss wieder auf Wachstumskurs kommen»

Werbewoche: Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an den 360° Entertainment Kongress denken?

Oliver Niedermann: Am meisten freue ich mich auf die tollen Referenten und die spannenden Themen, die wir zusammen mit der gesamten Veranstaltungsbranche beleuchten dürfen. Der Austausch mit den Teilnehmenden ist nach der Pandemie wichtiger denn je und ein sehr grosser Mehrwert.

Die Branche ging durch eine schwierige Zeit, welche Folgen hat die Pandemie heute noch für die Branche?

Hans-Willy Brockes: Bis heute leidet die Branche an Umsatz-Einbussen, denn die Besucher sind nicht überall wieder so zurückgekommen, wie es vor der Pandemie war und damit ist es schwierig für die Zukunft ein gesundes Wachstum anzustreben. Am Kongress wird es ein wichtiges Thema sein, Wege zu finden, wie man wieder auf Wachstumskurs kommt.

Niedermann: Dem stimme ich zu. Die Pandemie hat aber auch gezeigt, wie wichtig das Live Erlebnis für uns alle ist und wie schön es ist, Konzerte mit Freunden und Familie live zu geniessen. Das wird auch in Zukunft im Zentrum stehen.

«Back to live», dieses Motto suggeriert Zuversicht auf bessere Zeiten. Wie sehr müssen sich die Live-Entertainer neu erfinden, damit sie zeitgemäss bleiben?

Brockes: Die Frage können und wollen wir nicht beantworten, aber es liegt auf der Hand, dass Künstler wie auch Veranstalter über Herausforderungen wie Metaverse und Veranstaltungsmischformen nachdenken sollten.

Wie müssen Wachstumsstrategien aussehen, die die Branche in die Zukunft führen?

Niedermann: Im digitalen Bereich sehen wir sicher noch Luft. Vor allem zum Beispiel in einem viel intensiveren Austausch mit den Fans vor und nach den Events. Aber auch in der Kommunikation und im zielgruppenspezifischen Marketing zwischen Fans und Veranstaltern, oder auch dem dynamischen Pricing sind wir längst noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Und dann ist da das grosse und berechtigte Thema der Nachhaltigkeit. Auch hier können und müssen wir vorankommen. Alle zusammen – wir sind bereit, hier mit voller Kraft anzupacken.

Nachhaltigkeit ist ein Dauerthema, wie werden sie am Kongress darauf eingehen?

Brockes: Der VSSA Vereinigung Schweizer Stadien und Arenen hat ein komplettes Forum dazu organisiert. Mit Beispielen, Nachhaltigkeitsmonitoring und einem Blick auf die ESG-Kriterien der EU bekommen die Teilnehmenden konkretes Know-how für eigene Nachhaltigkeitsanstrengungen.

Der Kongress wird das Thema Musicals näher beleuchten. Was können sich die Teilnehmer:innen konkret darunter vorstellen?

Niedermann: Der Musical-Markt ist eine ganz besondere Trouvaille in der Branche. Und manchmal bekommt er nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie andere Veranstaltungen. Dabei können wir hier alle lernen. Die Musical-Macher:innen sind extrem innovativ in vielen Bereichen. Sie sind in einem sehr engen Austausch mit ihrem Publikum und gehen bewusst darauf ein. Sei es mit neuen und inhaltlich aktuellen Stücken, mit transformierten Inszenierungen oder neuen Denkansätzen bei den Venues.

Sie sprechen davon, einen völlig neuen Ansatz in der Musikvermarktung vorzustellen, können Sie uns ein wenig mehr dazu sagen?

Niedermann: Im vergangenen April sind wir mit den Partnern Sunrise, Raiffeisen und Mobiliar mit Sunrise starzone an den Start gegangen. Einem einmaligen Rundumpaket im Schweizer Musikbereich. Hier vereinen sich führende Veranstalter, Betreiber von Venues und Artists. Wir sind mit exklusiven Lounges an über 150 Konzerten, vielen Festivals und Venues vor Ort. Musikbegeisterte profitieren davon und von Priority- und Discounted-Tickets. In den ersten zehn Monaten konnten wir so bereits über 100’000 Konzertbesucher:innen happy machen. Daneben gibt’s redaktionell aufbereitete Musiknews, die zum Teil von den Artists selbst gemacht werden. Eine laute und gewichtige Stimme in einer Zeit, in der Musikjournalismus immer mehr an Gewicht verliert.

Der Schweizer Musiker Baschi ist seit 20 Jahren im Geschäft, geboren aus einer Talentshow. Wird er neben einer Musik-Performance auch Impulse geben, wie man sich so lange konstant im Rampenlicht hält?

Niedermann: Wir können sicher in vielerlei Hinsicht von den Künstlern lernen, die mit uns in der Sunrise starzone zusammenarbeiten. Sei es von Baschi, Stefanie Heinzmann oder Dabu. Sie bieten uns und allen Musikinteressierten einen komplett neuen Einblick in die Musiklandschaft. Wir sind überzeugt, dass wir mit sunrise starzone ein nachhaltiges und begeisterndes Produkt für alle geschaffen haben.

Was können wir von der Schlangenfrau Nina Burri über die Live-Entertainment -Branche lernen?

Brockes: Ich bewundere Nina Burri, wie sie es geschafft hat mit der Kontorsion über viele Jahre eine fixe Grösse im Schweizer und internationalen Entertainment zu sein. Im Rahmen ihres Interviews gibt sie Einblick, was die Erfolgsgeheimnisse sind. Und natürlich freue ich mich auf das Wortspiel, ob man sich verbiegen muss, um in einer Nischendisziplin im Entertainment gebucht zu werden.

Aus Ihrer Sicht: Wird es Live-Entertainment immer geben oder löst die Hybridisierung das persönliche Treffen in Zukunft ab?

Brockes: Live ist Premium. Digital ist Standard. Die Mischung aus beidem wird sicher auch ihre Bedeutung weiter ausbauen, aber trotz höchster Videoqualität und dreidimensionalen Erlebnissen, zieht Live die Massen wieder an und ich bin sicher, dass bleibt für Premium-Live-Erlebnisse auch in der Zukunft so.

Niedermann: Als Kind der 80er-Jahre muss ich hier die Austro-Rockband Opus zitieren: «Live is life». Das wird vorerst so bleiben. (lacht) Mit der gleich hohen Wahrscheinlichkeit wie der, dass ihnen nun «nana – nanana» durch den Kopf geht.

Mehr Infos zur 360° Entertainment gibt es hier.