Live-Entertainment in On-Demand-Kanälen ist gefragt

Bewegtbild hat weiter an Bedeutung gewonnen. Ohne Videos, Spots und kleinen Snippets geht nicht mehr viel in der Kommunikation. An die Seite der klassischen TV-Übertragung sind der zeitversetzte TV-Konsum und DOOH getreten. Wie die Live-Eventbranche von diesem Trend profitiert, wird Thema beim Kongress 360° Entertainment Ende März sein. Ein Gespräch mit dem Broadcaster Reto Osterwalder, CEO von NEP Group.

Werbewoche.ch: Reto Osterwalder, warum wird beim Live-Entertainment Broadcasting wichtiger?

Reto Osterwalder: In den letzten Jahren haben die grossen Broadcaster erkannt, dass Festivals eine gute Plattform auch für ihre Marketingaktivitäten sind. Ein Beispiel dafür ist der Sender Blue, der mit der Swisscom in die Festivalübertragung einsteigt. Sunrise UPC engagiert sich auch stark bei Festivals. Ein gutes Beispiel dafür, wie man die ganze Klaviatur der Marketing- und Social Media bedient, ist die Energy Star Night. Backstage arbeitet eine ganze Redaktion daran, dass alle Videos live geschnitten und sofort veröffentlicht werden. Da kommt unsere Dienstleistung als Broadcaster voll zum Zug. Wir arbeiten à la Minute. Sie haben einen Benchmark gesetzt, wie man ein Event multimedial ausschlachten kann.

 

Wir erleben eine Veränderung der Sehgewohnheiten. Wie schwer fällt es, hier mitzuhalten?

Es hat sich hier unglaublich viel verändert. Die Videos sind viel kürzer geworden, werden schneller erzählt und kürzer geschnitten. Heute ist das Hochformat Gebot der Stunde. Für uns als Broadcaster bedeutet das, dass wir die Bilder live den Redaktionen für den Schnitt zur Verfügung stellen müssen. Und das können wir auch: Währenddem der Event aufgezeichnet wird, greifen Redakteure live auf den Content zu und schneiden ihn. Videos im Hochkant-Format für TikTok oder Reels wird automatisch rausgelassen.

 

Die Pandemie war ein Brandbeschleuniger für Streaming & Co. Wie wird sich Ihrer Ansicht nach das Konsumentenverhalten von Live-Events verändern?

Das Live-Erlebnis ist immer noch einzigartig. Aber die Leute sind mittlerweile gewöhnt, dass man nicht mehr persönlich vor Ort sein muss, um etwas zu erleben. Es wird immer wichtiger, dass man das Erlebte noch mal konsumieren kann. Sprich, dass man noch nachhaltiger davon profitieren kann.

 

Gibt es hier Unterschiede zwischen Sport und Entertainment?

Im Vergleich zu einem Sportanlass muss Entertainment nicht live konsumiert werden. Wenn im Sport das Ergebnis feststeht, ist es vorbei. Ein Konzert kann man noch lange danach ansehen. Das ist der grosse Vorteil von Entertainment – es ist quasi zeitlos konsumierbar. Die Wiederverwertung der Aufnahmen ist der grössere Mehrwert als die Live-Übertragung. Man kommt den Künstlern mit den Aufnahmen viel näher.

 

Ein grosses Thema ist die Nachhaltigkeit. Welche Ansätze verfolgen Sie in dieser Hinsicht?

Unser Konzept ist die zentralisierte Remote-Produktion. Wir fahren nicht mehr mit grossen Sattelschleppern vor Ort, sondern wir schicken die Bilder direkt in die Zentrale nach Volketswil. Dort wird dann geschnitten. Die Kreativen beziehungsweise Regisseure möchten natürlich vor Ort sein – sie bedienen das Panel. Aber die ganze Technik ist bei uns Remote in Volketswil. Zudem können wir dadurch Kosten sparen.

 

Wie ist die Auftragslage für Entertainment-Produktionen im Sommer 2022?

Das Glas ist halbvoll und ich blicke positiv in die Zukunft. Ich hoffe nur, dass die Entertainmentbranche nicht den Fehler macht, dass man alles aufholen muss, was verpasst wurde. Ein gesundes Mittelmass ist wünschenswert, damit auch die Kunden adäquat abgeholt werden.


Der Videoproduktionsdienst NEP mit Sitz in Volketswil setzt im Jahr rund 1000 Produktionen in den Bereichen «Entertainment», «Sport» und «Corporate Events» um.

360° Entertainment findet zum sechsten Mal statt und wird von Ticketcorner und ESB Marketing Netzwerk als zweitägiger Kongress am 29. Und 30. März im Radisson Blu Hotel Reussen in Andermatt veranstaltet.

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