«Die Pandemie trieb uns voran»

Nicht wie bisher in der physischen Welt, sondern vollständig virtuell findet am 10. und 11. März 2021 die dritte Austragung der Swiss Cyber Security Days statt. Ein Gespräch mit Initiator und Organisator Béat Kunz.

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m&k: Herr Kunz, ist es eine besonders grosse Challenge, die Swiss Cyber Security Days in Zeiten von Corona zu organisieren?

Béat Kunz: Ja, das war und ist sehr herausfordernd. Es war ja bisher nicht unsere Kernkompetenz, digitale Plattformen auf die Beine zu stellen. Wir mussten dazu verschiedene Provider zusammenbringen, es ist eine relativ komplexe technologische Struktur, unter anderem auch mit Livestreaming und Ticketing Server und einem System zur Simultanübersetzung der Keynotes in drei Sprachen. Wir mussten dazu ein Kompetenz-Netzwerk mit den besten Leuten zusammenstellen, das die ganze Sache zum Fliegen bringt – und das ist gelungen. Dieses Team meistert die Sache mit Bravour. So haben wir die Plattform SCSD 365, die eigentlich erst 2022 starten sollte, schon jetzt auf den Markt gebracht. Die Referate und der Expo-Bereich von SCSD365 werden das ganze Jahr über zugänglich sein und laufend durch aktuelle virtuelle Konferenzen und redaktionelle Beiträge ergänzt.

 

Thematisch bewegen Sie sich ja ohnehin in der digitalen Welt – war es deshalb leichter, den Anlass in den virtuellen Raum zu verlegen? 

Ganz klar, im Bereich der Informationssicherheit sind die Leute dafür leichter ansprechbar. Die meisten unserer Partner und Sponsoren haben sehr positiv reagiert. Sie haben auch erkannt, dass man gerade in Zeiten, in denen physische Präsenz und Begegnungen nicht möglich sind, eine solche Networking-Gelegenheit und Informationsquelle nicht einfach vernachlässigen darf.

 

Was sind die Highlights im diesjährigen Programm?

Es ist bestimmt das attraktivste Programm seit dem Start der Cyber Security Days. Wir bieten Themen, die alle angehen, wie beispielsweise die nationale Sicherheit zu dem Armeechef und Korpskommandant Thomas Süssli sprechen wird. Ebenso referiert der französische Generalmajor Didier Tisseyre, Kommandant der Cyberverteidigung (Comcyber), Auch ein Vortrag des Bundesbeauftragten für Cybersicherheit, Florian Schütz steht auf dem Programm. Zudem wird Martin Vetterli, Präsident der ETH Lausanne, über den Fachkräftemangel im Bereich Cybersecurity in der Schweiz sprechen. Ein Panel des Cyber Peace Institute wird einen möglichen «Fahrplan» in Richtung Cyber-Frieden einbringen und ein internationales Panel des World Economic Forums wird globale Aspekte der Cybersicherheit diskutieren. Am zweiten Tag findet der nationale KMU-Tag, wo auch die Chefs und Entscheidungsträger der KMU auf Themen wie Cyberbedrohungen aufmerksam gemacht werden. Mit einer auf die kleinen und mittleren Unternehmen ausgerichteten Sensibilisierung sollen die Cyberrisiken bewusst gemacht werden. Dabei werden auch konkrete Fälle von Angriffen auf Schweizer Unternehmen, deren Folgen diskutiert und praktische Lösungen gesucht. Ganz besonders freuen wir uns auf die Keynote von Whistleblower Edward Snowden. Weitere namhafte Supporter und Referenten sind neben den bereits erwähnten sind Unternehmer André Kudelski und Bundesrat Ueli Maurer, der auch das Patronat übernimmt. Unter anderem werden auch das Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik und die Europäische Weltraumorganisation vertreten sein.

 

Die Swiss Cyber Security Days finden am 10. und 11. März zum dritten Mal statt. Sind Interesse und Beteiligung an der Messe deutlich gestiegen?

Ja, gerade mit der digitalen Plattform wird sich unsere Community weiter entwickeln und verstärken, vor allem auch auf internationaler Ebene, wo unser Bekanntheitsgrad markant wächst.

 

Hat auch das Thema an Bedeutung gewonnen?

Ja schon allein deshalb, weil jetzt viele im Home Office arbeiten. Laut einer aktuellen Studie war ein Viertel der Schweizer KMUs bereits Ziel eines Cyberangriffs. Mehr als ein Drittel hatte finanzielle oder reputationsrelevante Folgen zu tragen. Deshalb besteht ein dringender Bedarf, mehr darüber zu sprechen und gemeinsam nach praktischen Lösungen zu suchen.

 

Haben Schweizer Dienstleister im Bereich der Cyber Security im weltweiten Vergleich besonders gute Chancen?

Schweizer Firmen und Ausbildungsstätten wie etwa die ETH Zürch und die EPFL Lausanne geniessen einen ausgezeichneten Ruf. Da wir als neutrales und sicheres Land gelten, ist es natürlich besonders attraktiv, seine Daten in der Schweiz sich zu lagern und zu verwalten. Dazu gibt es verschiedene Initiativen, etwa wird die Firma Mount10 wird dazu am KMU-Tag ihr Angebot im Bereich Cyber Defense präsentieren.

In welchen Branchen ist das Thema besonders relevant?

Unter anderem hat das Interesse an Cyber Security im Gesundheitswesen enorm zugenommen. Pharmafirmen, die an Impfstoffen arbeiten, sind derzeit besonders mit Attacken konfrontiert.

 

Wie fit ist die Schweiz im internationalen Vergleich?

Als Organisator sind wir überzeugt, dass die Schweiz im Bereich der Cybersicherheit autonomer werden muss. Wir können uns auf ein breites Innovationspotenzial abstützen. Allerdings herrscht in der Schweiz auch eine grosse Ausblutung von Experten.

 

Was verbindet Sie persönlich mit dem Thema?

Vor vier Jahren habe ich realisiert, dass es in der Schweiz bis anhin noch keine nationale Plattform im Bereich der Cyber Security gab. Ich teilte meine Vision und die Idee mit einigen Kollegen. Mit Unterstützung von verschiedenen Experten haben wir dann entschieden, diese Plattform zu kreieren. Wir alle sind mit diesem Thema ja tagtäglich konfrontiert. So können wir dazu beitragen, dass unsere Welt etwas sicherer wird.

Wird das hybride Austragungsformat an Bedeutung gewinnen, auch wenn die Covid-Pandemie vorbei ist?

Es ist sicher, dass sich die Digitalisierung im Live Marketing weiterentwickelt. Sehr stark und sehr schnell – die Covid-Krise hat dies stark beschleunigt. Aber ich bin auch überzeugt, dass physische Events weiterhin geben, denn wir sind ja Menschen und wollen alle fünf Sinne anwenden, die gehören einfach zu uns. Darum sind auch die sozialen Aspekte sind so wichtig – deshalb wird es in Zukunft also nicht nur noch die virtuelle Ebene geben.

 

Hat die Corona-Krise demnach trotz allem auch etwas Positives für Sie?

Ja, das ist absolut der Fall. Für mich ist das Glas immer halb voll. Ich persönlich betrachte solche Situationen immer als Challenge. Ich bin immer sehr motiviert, wenn sich solche Herausforderungen ergeben – und ich habe das Glück, mit einem Superteam zu arbeiten.

Die Cyber Security Days finden am 10. und 11. März 2021 statt.

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