Coronavirus: Wie weiter in der Live-Kommunikation?

Durch die reihenweisen Absagen von Messen erleiden die Messeveranstalter, dann ihre Dienstleister und dann deren Dienstleister Schäden, die in die hunderte von Millionen Euro gehen. Expodata Live Kommunikation beginnt eine Serie zum Thema mit dem Status Quo in der Messewirtschaft.

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Nach seiner ausserordentlichen Sitzung hat der Bundesrat am 28. Februar Grossveranstaltungen in der Schweiz mit mehr als 1000 Personen verboten. Hauptleidtragende sind die Konzert-, Sport- und eben die Messewirtschaft. Das Verbot gilt bis zum 15. März.

Die wichtigsten Messen, die seither verschoben wurden sind in der Schweiz der Internationale Automobilsalon, Genf vom 3. – 15. März (Absage), die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld vom 30. April – 5. Mai (verschoben auf 2021), die AM-Expo, Luzern vom 3. – 4. März, die Giardina, Zürich vom 11. – 15. März und viele weitere.

In Deutschland wurden die Metav, Düsseldorf, die IT Trans in Karlsruhe vom 3. – 5. März verschoben. Aktuell hat am 4. März die Deutsche Messe AG die Hannover Messe auf den 13. – 17. Juli 2020 verschoben. Auch die Spotlight + Sound in Frankfurt wurde am 4. März auf den 26. – 29. Mai 2020 verschoben

Anderseits hält die Leipziger Buchmesse an ihrem geplanten Termin vom 12. – 15. März fest. Und die Loggia Stuttgart mit ihren über 1640 Ausstellern findet nach aktuellem Stand wie geplant vom 10. bis 12. März in Stuttgart statt.

Der Fama schätzt, dass im 2020 allein in den Wochen 9 – 10 der deutschen Messewirtschaft ein Schaden von 1600 Millionen Euro entstanden ist und hält fest, dass von weiteren Schäden auszugehen sei.

Namentlich Messedienstleister befürchten jetzt drohende Konkurse. Gemäss der schweizerischen Boulevardzeitung Blick hatten bis am 4. März von den 157 Mitgliedern des Branchenverbandes Expo Event Swiss Livecom Association bereits 30 Firmen in der Live Kommunikation Kurzarbeit beantragt. 15 Firmen schickten ihre Mitarbeiter in Zwangsferien. Zehn Unternehmen mussten Personal entlassen.

Der Präsident der Expo Event Swiss Livecom Association, Eugen Brunner fordert jetzt eine finanzielle Unterstützung des Bundes. Nun sei schnelles und konsequentes Handeln der Politik gefordert. «Wir benötigen umgehend ein Paket an geeigneten Massnahmen. Die Existenz einer ganzen Branche steht auf dem Spiel», sagte er am 4. März im Blick. Gemäss Eugen Brunner wäre es der Todesstoss für viele Unternehmen, würde der Bundesrat sein Verbot über den 15. März 2020 hinaus verlängern.

 

Die Live-Kommunikationsbranche bangt um ihre Existenz

Täglich kommen neue Absagen dazu. Der Schaden geht in die hunderte von Millionen. Aber nicht nur das: Corona könnte Messen, die sich in einer Turnaround Situation befinden, endgültig den Todesstoss geben. Ein weiterer, bleibender Schaden entsteht.

Die Live-Kommunikationsbranche wird durch den Ausbruch des Corona-Virus in extremem Ausmass getroffen. «Die Unternehmen unserer Branche sind dieser Situation regelrecht ausgeliefert und benötigen dringend Hilfe. Wir beobachten die gesellschaftlichen und politischen Strömungen in dieser Angelegenheit mit großer Sorge. Die Folgen für den gesamten Veranstaltungsstandort Schweiz werden dramatisch sein, wenn nicht sehr bald wieder vernunftgeprägtes Handeln einkehrt», sagt Eugen Brunner in einer Pressemeldung von Expo Event Swiss Livecom Association.

Der nationale Branchenverband Expo Event hofft, dass Veranstaltungen mit weniger als 1’000 Gästen schweizweit weiterhin durchgeführt werden dürfen, dies ohne unverhältnismässige Auflagen. Weiter soll das Veranstaltungsverbot nach dem 15. März 2020 nicht verlängert werden, wenn sich die Situation nicht verschärft. Die LiveCom-Branche wie auch viele Schweizer KMUs bangen um ihre Existenz. Aber nicht nur die. Von den Messeabsagen ist das ganze begleitende Gewerbe betroffen, in erster Linie Hotels, der öffentliche Verkehr und das lokale Kleingewerbe wie Restauration.

Gemäss der neusten Statistik des Branchenverbandes Expo Event beträgt der Gesamtumsatz der Messebranche beträgt 760 Millionen Franken pro Jahr. Je nach Extrapolation führt das zu gesamtwirtschaftlichen Effekten von vielleicht 6 Milliarden Franken. Gemäß Expo Event beträgt der Umsatz der gesamten Live Kommunikationsbranche 2.7 Milliarden Franken pro Jahr. Das ist es, was jetzt auf dem Spiel steht.

Das Messebau-Atelier Damböck aus München mutmasst, dass 40 Prozent der 5000 Messebauunternehmen in Deutschland unwiederbringlich vom Markt verschwinden werden. Atelier Damböck sagt am 4. März auf der eigenen Homepage: «Der Messebau ist binnen 4 Wochen bereits völlig am Boden. Es ist eine der ersten Industrien, die bereits jetzt ernsthaft Probleme bekommen hat.» Lesen Sie hier das Argumentarium des Ateliers Damböck.

 

Rechtsauskunfts-Hotline für Verbandsmitglieder 

Expodata Live Kommunikation wird sich in den nächsten Tagen laufend mit den einzelnen wirtschaftlichen Auswirkungen und rechtlichen Fragen wie, ob es sich bei den Absagen Höhere Gewalt handelt, befassen, ob Unternehmen einen wirtschaftlichen Verlust geltend machen können und was eine Epidemieversicherung ausrichten kann und lässt direkt Betroffene zu Wort kommen.

Expo-Event-Mitglieder haben die Möglichkeit, sich bei Bedarf mündlich beim Centre Patronal zu arbeits- und sozialversicherungsrechtlichen Fragen, die sich aufgrund des Coronavirus stellen, beraten zu lassen (Anmeldung unter: 058 796 99 54, von 08:00 bis 17.00 Uhr). Die Kosten für die telefonische Erstauskunft werden vom Verband übernommen.

Wichtige Quellen für tägliche News aus der Live Kommunikationsbranche: Expo-Event.ch, Famab.de, Ifesnet.org und dieselben Branchenverbände auf sozialen Netzwerken wie LinkedIn oder Facebook.

PS: Die Ausgabe Expodata Live Kommunikation 3,4/2020 wird wegen Anzeigenrückgang mit der folgenden Ausgabe 5,6/2020 zusammengelegt. 

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