Clubhouse-Konkurrenz? Warum Spotify mit «Greenroom» bessere Chancen hat

Durch den – mittlerweile bereits wieder abgeebbten – Hype um Clubhouse ist Spotify nun ebenfalls auf den Audio-Zug mit aufgesprungen. Dominik Sedlmeier von El Clasico Media erklärt, wieso sich Spotify durch den Launch ein Stück weiter zur Monopolstellung manövriert und wieso Greenroom mehr Erfolg verspricht als Clubhouse.

Clubhouse-KonkurrenzNach dem diesjährigen Hype rund um die audiobasierte App Clubhouse, scheint auch Spotify auf den Zug mitaufspringen zu wollen. Im «Greenroom» finden hier ähnlich wie bei anderen Audio-Apps Live-Gespräche über Kultur, Sport und Musik statt, so verkündet es Spotify. Insbesondere wenn sich Greenroom mit Spotify verknüpfen lässt, zeigt sich die neue App enorm vielversprechend – explizit für Musiker mit einer grossen Reichweite auf der Streaming-Plattform.

Doch was kann Greenroom was Clubhouse nicht kann? Und was passiert, wenn die Live-Gespräche auch zum Nachhören auf Spotify zur Verfügung stehen?

Zuerst Clubhouse, jetzt Greenroom?

Dass auch noch im Jahr 2021 das Interesse seitens User an neuen Social-Media-Plattformen vorhanden ist, wurde kürzlich durch den Erfolg von Clubhouse bewiesen. Eine rein audiobasierte App, in welcher Gespräche wie eine Art Podiumsdiskussion geführt werden.

Lange Zeit galt Spotify als Marktführer im Bereich der Audio-Welt, mit exklusiven Podcasting-Formaten manövrierte sich das Unternehmen aus Schweden immer weiter in Richtung Monopolstellung.

Es wirkt, als würde Spotify in der Clubhouse-App eine grosse Konkurrenz wittern, erschien nun relativ rasch die Beta-Version von Greenroom zum Testen für alle Interessierten. Dabei liegen die beiden Apps dem gleichen Konzept zugrunde, abgesehen von visuellen Aspekten unterscheiden sich Clubhouse und Greenroom nur gering voneinander.

Ein gravierender Vorsprung

Kann zwar Clubhouse durch seine Pionierstellung punkten, so könnte Spotify diesen Konkurrenzkampf dennoch letztendlich für sich entscheiden. Ausschlaggebend hierfür zeigt sich dessen Machtstellung im auditiven Bereich. Sowohl im Streaming-Sektor als auch im Podcasting- und Hörspielbereich gilt das Unternehmen aus Schweden als einer der Marktführer.

Diesen Einfluss könnte Spotify nun auch bei der Implementierung von Greenroom am Markt nutzen, haben doch einige Podcaster und Musiker eine enge Verbindung, wenn nicht sogar finanzielle Abhängigkeit zu Spotify. Insbesondere wenn sich zukünftig ein Künstlerprofil auf der Streaming-Plattform mit jenem auf Greenroom verknüpfen lässt, würden ebendiese Künstler von ihrer bereits auf Spotify generierten Reichweite in Form von Followern profitieren.

Es wäre ein grosser Vorsprung, den Spotify so einnehmen könnte, da Fans bei einer Verknüpfung der beiden Plattformen sofort auf die Profile ihrer Stars gelangen könnten. Ob dieses Feature tatsächlich implementiert wird, steht derzeit noch nicht zur Gänze fest, laut Spotify bereite man sich jedoch bereits darauf vor.

Weiterhin Themenvielfalt

Was die in den Rooms zu diskutierenden Themen betrifft, lässt sich aktuell kein Unterschied zu Clubhouse erkennen, auch hier reichen die Themengebiete von Stars über Sport bis hin zu Coaching und Smalltalk. Auch wenn anfangs das Musikstreaming das Steckenpferd von Spotify zu sein schien, so zeigten die letzten Jahre, dass die Plattform zugleich auch den Podcast-Markt dominiert. Beschränken sich hier die Themengebiete der Audioformate keineswegs, so dürfte die Vielfalt der Gespräche auf Greenroom in Harmonie zur Plattform stehen.

Podcaster aller Thematiken, die bereits auf Spotify eine Hörerschaft finden konnten, werden ebendiese auch auf Greenroom transferieren können, solch ein Room kann unter diesem Aspekt als Erweiterung des regulären Podcastings betrachtet werden. Die Themenvielfalt auf Greenroom schadet der auditiven Plattform also keineswegs. Vielmehr bietet sie die Möglichkeit, die individuelle Interessen der Hörer weiter bedienen zu können.

Live oder doch zum Nachhören?

Es ist der Live-Faktor, den Clubhouse so besonders macht. In Echtzeit finden hier die Gespräche statt. Wer sich nicht per App dazu schaltet, verpasst den Talk. Da Spotify jedoch bereits die Infrastruktur für auditive On-Demand-Inhalte besitzt, liegt die Überlegung nicht weit fern, Greenroom-Gespräche zukünftig auch als Podcast zum Nachhören anzubieten.

Fällt so zwar das Gefühl der Exklusivität des Moments weg, so ergibt sich jedoch zugleich seitens der Creator ein enormer Vorteil. Zum einen rentieren sich die Live-Gespräche in Rooms mehr, wenn diese auch zum späteren Anhören für Follower zur Verfügung stehen, die bei dem Live-Event nicht in der App anwesend sein konnten. Andererseits können Podcaster ihre Zuhörer direkt in die Entstehung einer neuen Podcast-Folge miteinbinden, auf ihre Fragen eingehen und somit interaktiv Inhalte produzieren. Mit dieser möglichen Funktion von Greenroom würde Spotify die Podcastwelt erneut revolutionieren und den Startschuss für interaktives Podcasting legen.

Fazit

Greenroom wirkt vielversprechend. Durch die Machtposition von Spotifyim Streaming- und Podcasting-Bereich dürfte auch diese neue Plattform nicht floppen. Hier greift zudem ganz klar der Vorsprung der Streaming-Plattform in Bezug auf Bekanntheit und Nutzung unzähliger Hörer. Sowohl für Musiker als auch für Podcaster kann Greenroom als erweiternde Kommunikationsform genutzt werden, wobei Podcaster ihre Gespräche womöglich sogar als interaktive Podcast-Folgen gestalten können.

Die Idee hinter Greenroom ist zwar keineswegs neu, dennoch wird es Spotify mit der neuen Plattform schaffen, wieder einen Schritt weiter Richtung Monopolstellen zu gleiten und Clubhouse ausser Konkurrenz zu schalten.


* Dominik Sedlmeier ist CEO und PR-Manager der Markenagentur El Clasico Media und Experte, wenn es um Marketing, Social Media und Digitalisierung geht.

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