Von TikTok bis Social Selling: Fünf Social Media Prognosen für 2020

Socialbakers, die einheitliche Marketingplattform für Social-Media-Marketer, veröffentlicht die Top 5 Social-Media-Prognosen für das Jahr 2020.

Meinungsbild Social Media

Das Jahr 2019 war Socialbakers zufolge geprägt durch das explosive Wachstum von TikTok und der steigenden Popularität von Influencer Marketing, insbesondere bei Marketingspezialisten aus den Bereichen Beauty, Fashion, E-Commerce und Automotive.

Für das Jahr 2020 prognostiziert das Unternehmen nicht nur einen weiteren Zuwachs für das Influencer Marketing, sondern auch einen rasanten Aufstieg von Social Commerce – das sei zum Teil der stärkeren Verbreitung von Shopping-bezogenen Inhalte zu verdanken sowie Experimenten mit VR-gestützten Einkaufserlebnissen und der Verbreitung von Bots im Bereich des Kundenservices.

Socialbakers verfügt laut eigener Aussagen über den grössten Social-Media-Datensatz der Branche und arbeitet mit mehr als 2500 Social-Media-Marketing-Teams in 100 Ländern zusammen. Dies verschafft dem Unternehmen einen unvergleichlichen Überblick über das Geschehen in der Social-Media-Landschaft.

Socialbakers prognostiziert die fünf wichtigsten Trends für das Jahr 2020:  

 

1. TikTok wird seinen rasanten Aufstieg fortsetzen

Im Oktober 2018 war TikTok die am häufigsten heruntergeladene Foto- und Video-App im Apple Store weltweit und erreichte 2019 offiziell eine Milliarde Downloads. «Wir erwarten, dass TikTok seinen rasanten Aufstieg im Jahr 2020 dank seiner aggressiven Marketingkampagnen sowie Investitionen in die geografische Ausbreitung fortsetzt», kommentiert Socialbakers CEO Yuval Ben-Itzhak.

TikTok ist bereits Werbetreibender #1 auf Snapchat und #2 auf YouTube gemäss SensoTower, einem Unternehmen für App-Marketinganalysen. TikTok hat zudem Kooperationen mit Prominenten und Influencern dazu genutzt, um das allgemeine Interesse zu wecken und virale Inhalte zu generieren.

Um das Wachstum und die weitere geografische Expansion zu unterstützen, erweitert TikTok seine Büros in London und Mountain View (CA) und wirbt Talente direkt von Facebook sowie von Snap, Apple und Amazon.com ab.  
Doch bei all dem Hype bleiben Kontroversen um TikTok nicht aus. TikTok verwendet beliebte Videos, die auf der Plattform veröffentlicht wurden, als Teil seiner laufenden, externen Werbekampagne. Das Problem ist, dass die Macher dieser Videos nicht informiert wurden, dass ihre Inhalte in den Anzeigen verwendet werden – und sie werden für den Content auch nicht vergütet. Seit kurzem wird die App verstärkt von US-Gesetzgebern geprüft, die befürchten, dass Tiktok eine nationale Sicherheitsbedrohung darstellen könnte.

«Kurz gesagt, ist TikTok die Plattform, die man 2020 im Auge behalten sollte», sagte Ben-Itzhak von Socialbakers. Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Facebook, hat den Erfolg von TikTok gewürdigt und versucht, sich durch die Markteinführung von Lasso im November 2018 gegen TikTok zu behaupten. Bedauerlicherweise für Facebook hatte Lasso Schwierigkeiten, eine grosse Zahl Nutzer anzuziehen. Bis Februar 2019 hat die Plattform in den USA lediglich 70.000 Nutzer gewonnen. Yuval erklärt, warum Facebook mit Instagram Reels weit bessere Chancen hat, TikTok erfolgreich anzugreifen:

«Die App Lasso war der erste Versuch von Facebook, die TikTok-Mechanik mit kurzen Musik-Video-Clips für sich zu nutzen – während Lasso hingegen eine Standalone App war, ist Instagram Reels direkt in der Benutzeroberfläche von Instagram integriert ist. Damit erleichtert Facebook Werbetreibenden und Nutzern den Zugriff auf diesen sehr Engagement-starken Content – ohne die Barriere eine zusätzliche App herunterladen zu müssen. Instagram Stories ist das beste Beispiel dafür, wie Facebook in der Vergangenheit mit einem für ihre bestehende Zielgruppe neuen Content-Format die Konkurrenz – in jenem Fall Snpachat – stark angegriffen hat.»

 

2. Influencer-Marketing wird – entgegen anderer Meinungen – weiter wachsen und nicht schrumpfen

«Die Verbraucher suchen zunehmend nach Reviews beziehungsweise Bewertungen und glaubwürdigen Stimmen, wenn sie Kaufentscheidungen treffen», sagte Ben-Itzhak. «Dies schafft grosse Chancen für Influencer und Marken, um gemeinsam und authentisch das Publikum zu erreichen.»

Grosse Verbrauchermarken in den Bereichen Beauty, Mode, E-Commerce und Automotive stiegen 2019 in das Influencer-Marketing ein und stellten fest, dass das Geschäft davon merklich profitierte. Es ist zu erwarten, dass die Investitionen im Jahr 2020 weiter steigen, sodass das Influencer-Marketing sich bis 2020 zu einer 10-Milliarden-Dollar-Industrie entwickelt.

Die Daten von Socialbakers für das letzte Jahr zeigen:

  • Influencer-Sponsored-Ads wuchsen um mehr als 150 %
  • Die Anzahl der Influencer, die den Hashtag #ad) nutzen, um damit eine Werbe-Kooperation zu kennzeichnen, hat sich mehr als verdoppelt
  • Mikro-Influencer werden immer wichtiger und machen heute die Mehrheit der Influencer aus. So sind über 75 Prozent der Influencer in Nordamerika sind Mikro-Influencer.

Namhafte Vermarkter setzen auf Digital-, Social Media- und Influencer-Marketing wie nie zuvor:

  • Estee Lauder erklärte, dass 75% des Marketingbudgets in das digitale Marketing fliessen, insbesondere in Social Media Influencer und dass diese Investition sich auszahlen.
  • Boss vermarktet sein Anzuggeschäft mit dem Hashtag #SuitChallenge und animiert Influencer und Athleten weltweit, die härtesten Herausforderungen anzunehmen, während sie von Boss von Kopf bis Fuss eingekleidet wurden. Die Anzug-Challenge fand sogar jüngst Erwähnung in einer Telefonkonferenz zu den Finanzergebnissen.
  • Die Social-Media-Erfolge von Burberry auf Instagram und WeChat wurden ebenso kürzlich von ihrem CEO in einer Telefonkonferenz zu den Quartals-Finanzergebnissen thematisiert.

 

3. Der Durchbruch von VR/AR wird kommen

Virtual Reality (VR) wurde lange Zeit mit Videospielen oder Hollywood-Filmen in Verbindung gebracht. «Zwar haben technisch versierte Marketer in der Vergangenheit mit VR experimentiert, die meisten machen aber den Fehler, das Potenzial dieser Technologie zu unterschätzen und sie nur als auffälliges Gimmick zu sehen», sagt Ben-Itzhak.

«Bei Socialbakers wissen wir, dass VR eine grosse Chance für Marketingspezialisten darstellt. Die interaktive Technologie kann das Publikum begeistern, die Markenbekanntheit steigern sowie das Entdecken und Verkaufen von Produkten vorantreiben», ergänzt Ben-Itzhak. «Stellen Sie sich vor, Ihre Kunden haben die Möglichkeit, Produkte zu entdecken, indem sie durch virtuelle Kleiderständer und Ausstellungsräume stöbern – eine lebensechte Erfahrung für Ihre Kunden, die anschliessend zu einem Kaufabschluss führt. Es könnte zwar 5 bis 10 Jahre dauern, bis diese Technologie weite Verbreitung findet, doch VR verspricht ein mächtiges Tool im Arsenal der Händler zu werden.»

Gap experimentierte mit VR in Form einer virtuellen DressingRoom-App. Gap-Shopper konnten damit Kleidung vor dem Kauf virtuell anprobieren. Die App half den Käufern, die richtige Kleidung für ihre Körperform und -grösse auszuwählen, und reduzierte dabei die Unzufriedenheit der Kunden und die Produkt-Retouren, wodurch das Unternehmen Geld und Ärger einsparte.

Instagram hingegen experimentiert mit AR-Shopping, indem sich Produkte per AR-Filter direkt in der App anprobieren lassen. Weitere Experimente im Bereich VR/AR werden mit Sicherheit 2020 folgen.

 

4. Social Commerce wird 2020 einen rasanten Wachstum erleben

Die Daten von Socialbakers zeigen, dass Shopping-Inhalte auf Social Media – einschliesslich Shopping-Erlebnisse mit VR – rapide zunehmen. Die Plattform-Anbieter reagieren auf diese Entwicklung mit zusätzlichen E-Commerce-Funktionen.

Mit Instagram Shopping bietet Instagram für ausgewählte Marken eine immersive Plattform, in der Nutzer Produkte entdecken und kaufen können. Facebooks App-Portfolio, bestehend aus WhatsApp, Facebook Messenger und Facebook Gruppen, bieten inzwischen Werkzeuge für das Community Management und die Kundenbetreuung an. So können alle Marketingaktivitäten innerhalb des Sales Funnels – vom Entdecken des Produkts bis hin zur Kundenbetreuung nach dem Kauf – auf Social Media abgedeckt werden. Facebook plant mit Libra sogar eine eigene Krypto-Währung. «2020 könnte das Jahr werden, in dem Social Commerce durchstarten wird und Kunden innerhalb einer Social Media Plattform Produkte erwerben, anstatt die App einer Shopping-Seite aufzurufen oder auf den Online-Store verwiesen zu werden», erklärt Ben-Itzhak.

 

5. Kampf um die Werbeausgaben: Facebook vs. Instagram

Wer gewinnt 2020 den Kampf um die Werbeausgaben, der Koloss Facebook oder der aktuelle Liebling Instagram? (Antwort: Facebook, da dem Unternehmen beide Plattformen gehören)

Aber was ist der gewinnbringende Mix für Marketer?

«So rudimentär es auch erscheinen mag, glauben wir, dass alle Marken bei der Entscheidung, in welchem Bereich sie ihr Budget einsetzen wollen, drei wichtige Grundlagen berücksichtigen müssen – Reichweite, Engagement und Demografie», sagte Ben-Itzhak. «Von da an kann eine Marke präziser werden, welche Plattform für eine bestimmte Kampagne oder für eine kontinuierliche Präsenz am sinnvollsten ist.»

Eine jüngste Datenanalyse von Socialbakers zeigt, wohin die Werbeausgaben fliessen und was im neuen Jahr zu erwarten ist. «Unsere Daten zeigen, dass Marketer ihre Werbeausgaben auf Instagram zwar erhöht haben, aber immer noch 60 Prozent aller Ad Spendings auf den Facebook News Feed entfallen», erklärt Ben-Itzhak. «Mit weitem Abstand auf Platz 2 folgt der Instagram Feed mit 20 Prozent, gefolgt von Instagram Stories mit 10 Prozent. Die restlichen 10 Prozent teilen sich unter Facebook Suggested Video und Facebook Instream Video auf. Untern Strich wird ca. ein Drittel des Budgets für Instagram aufgewendet, die Plattform mit dem stärksten Engagement. Das wirft die Frage auf: Erzielen Unternehmen mit ihrem Investment wirklich das bestmögliche Resultat?», so Ben-Itzhak.

Ben-Itzhak von Socialbakers glaubt, dass viel Potenzial in den Facebook Suggested Videos liegen, welche die zweithöchste Klickrate (CTR) mit fast 0,8 Prozent aufweisen, aber auf die vergleichsweise geringe Werbeausgaben entfallen.

«Für Marketingspezialisten ist es entscheidend, sich auf die Optimierung von Werbeinhalten und der Personalisierung von Anzeigen zu konzentrieren. Eine pauschale Strategie für die verschiedenen, unterschiedlichen Kanäle zu nutzen, wird nicht die erwünschten Ergebnisse liefern», fasst Ben-Itzhak zusammen.

Yuval

Socialbakers CEO Yuval Ben-Itzhak. 

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