Das Secondhand-Geschäft bei Digitec Galaxus boomt

Die Verkäufe gebrauchter Produkte durch Kund*innen haben sich bei Digitec und Galaxus im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Dieses Jahr zeichnet sich ein weiteres starkes Wachstum ab. Die Community ist mit der Option zufrieden, sieht aber auch Verbesserungspotenzial.

Wer bei Digitec und Galaxus im Secondhand-Bereich nach Schnäppchen stöbert, findet nebst als «gebraucht + geprüft» oder «neuwertig + geprüft» deklarierte Retouren auch Occasions-Angebote von Kundinnen und Kunden. Seit Herbst 2017 können diese ihre bei Digitec und Galaxus gekauften Produkte nämlich am selben Ort weiterverkaufen – sei es ein verstaubtes Handy, eine Game-Konsole der letzten Generation oder ein Liegestuhl, der auf dem neuen Balkon keinen Platz mehr findet.

Von dieser Resale-Option machen Digitec Galaxus zufolge immer mehr Onlineshopper*innen Gebrauch: 2020 haben sie 96 Prozent mehr gebrauchte Artikel verkauft. Und dieses Jahr zeichnet sich ein weiteres starkes Wachstum ab: Im ersten Halbjahr 2021 wurden bereits zwei Drittel so viele Occasions-Produkte von Privaten verkauft wie im gesamten Jahr 2020.

Mit dieser Option will Digitec Galaxus verschiedenen Produkten ein zweites Leben schenken und einen Beitrag zur Umwelt leisten. «Weil wir diese einfache, schnelle und sichere Möglichkeit zum Occasions-Verkauf bieten, landen weniger gebrauchte Produkte im Müll oder in der Recycling-Tonne», erklärt Zara Hegemann, Product Ownerin bei Digitec Galaxus und verantwortlich für die Wiederverkaufs-Funktion.

Angaben zu verkauften Stück oder Occasions-Umsätzen mag Hegemann aus Konkurrenzgründen zwar keine machen. Dafür verrät sie andere Zahlen. Etwa den Anteil der Secondhand-Verkäufe von Digitec und Galaxus: Rund 75 Prozent der Verkäufe fanden 2020 auf Digitec statt, und 25 Prozent auf Galaxus. «Der Zweitmarkt für Elektronik hat sich bei Digitec definitiv etabliert», so Hegemann. Der Anteil der Secondhand-Verkäufe im Online-Warenhaus Galaxus wächst allerdings schnell: 2019 lag dieser erst bei 18 Prozent.

44 Prozent Erfolgsquote

Von den Secondhand-Angeboten der Digitec- und Galaxus-Kundschaft finden im laufenden Jahr durchschnittlich 44 Prozent einen Käufer oder eine Käuferin. Die restlichen 56 Prozent der Verkaufsangebote verfallen, etwa weil der Preis des gebrauchten Pingpongtischs zu hoch war, oder weil das Handy einen tiefen Kratzer übers Display hat. «Die 44 Prozent sind eine beachtliche Quote», so Hegemann.

Sie mutmasst, dass dies einerseits am hohen Elektronik-Anteil an den Angeboten liegen dürfte. Denn gebrauchte Handys seien attraktiver als etwa ein gebrauchter Kleiderschrank. «Andererseits bekommen die Angebote bei uns dank der hohen Kundenfrequenz generell sehr viel Aufmerksamkeit.» 2020 haben mehr als zwei Millionen Kundinnen und Kunden bei Digitec oder Galaxus eingekauft.

Die höchsten Erfolgsquoten hatten 2020 Kundinnen und Kunden, die folgende Produkte verkauft hatten:

  • Lüfter-Kontroller: 77%
  • Pulsgurt: 77%
  • Webcam: 76%
  • Externes optisches Laufwerk: 75%
  • Mobiltelefon VR-Brille: 75%
  • Stylus: 75%
  • Kopfhörerständer: 73%
  • Streaming Media Player: 72%
  • Notebook Unterlage: 71%
  • Powerline: 71%

In absoluten Zahlen ausgedrückt hat die Kundschaft von Digitec und Galaxus im vergangenen Jahr allerdings vor allem gebrauchte Mobiltelefone verkauft, gefolgt von PC-Monitoren, Grafikkarten, Kopfhörern und Notebooks.

Zähneknirschen über Servicegebühren

Aus der Community von Digitec Galaxus ist eine grundsätzliche Zufriedenheit gegenüber dem Angebot zu spüren. So wird beispielsweise die Restgarantie des Produkts – falls noch vorhanden – gleich mit übernommen, was die User*innen freut. Auch in Hinblick auf die Grösse der Digitec-Galaxus-Community ist es für Resellers natürlich besonders attraktiv, ihre Secondhand-Ware auf einem Marktplatz mit vielen potenziellen Käufer*innen anzubieten.

Trotzdem gibt es auch Punkte, von denen sich die User*innen in Zukunft Besserung erhoffen. Einerseits sei die Servicegebühr – meist 10 Prozent – relativ hoch, schreiben verschiedene Kund*innen. Dies sei viel, wenn man bedenkt, dass die Verkäufer noch Versandgebühren und weitere Aufwendungen tätigen müssen.

Auch warten einzelne erfolgreiche Wiederverkäufer*innen vergleichsweise lange auf ihr Geld, da dies erst ausgelöst wird, wenn der oder die Käufer*in das Produkt als «erhalten» kennzeichnet.

Auf Anfrage von Werbewoche.ch zeigt sich Alex Hämmerli erfreut über die Rückmeldungen aus der Community. Bezug nehmend auf die vielseitig beklagten Servicegebühren nimmt der Senior PR Manager Stellung: «Unsere Kommission ist mit den Vermittlungsgebühren der Konkurrenz vergleichbar, etwa mit denen von Ricardo. Wir glauben ausserdem, dass unser Preismodell fair ist, denn die Kommission sinkt mit der Höhe des Verkaufspreises.» Bei den teils längeren Transaktions-Wartezeiten verweist Hämmerli auf die Aufforderungen, die Käufer*innen jeweils vier Tage nach Versandbestätigung von Digitec Galaxus erhalten. «Falls keine Bestätigung folgt, bekommt der Käfuer nach weiteren fünf Tagen eine weitere Erinnerung», führt er aus.

Bei der Weiterentwicklung, so Hämmerli, will Digitec Galaxus den gesamten Prozess noch einfacher gestalten – sowohl für die Käufer als auch die Verkäufer.

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