Wien – als smart City an die Weltspitze

DIGITALISIERUNG In der zweiten Beitragsserie «Digital – from Talk to Walk» spricht Christoph Oggenfuss* mit Exponenten aus Wirtschaft und Forschung über die Umsetzung der digitalen Transformation. Der vierte Gesprächspartner ist Dipl.-Ing. Thomas Madreiter, Wiener Planungsdirektor. Der innovative Planungsdirektor der Stadt Wien DI Thomas Madreiter.Ich treffe Thomas Madreiter in seinem Büro im altehrwürdigen Rathaus – ein […]

madreiter
Der innovative Planungsdirektor der Stadt Wien DI Thomas Madreiter.Ich treffe Thomas Madreiter in seinem Büro im altehrwürdigen Rathaus – ein architektonisches Prunkstück aus dem Jahre 1872 im neugotischen Stil. Für mich weist noch nichts auf smart oder digital hin, Dinge die für die Erfolgsstory der Stadt Wien bezüglich Lebensqualität entscheidend sind.«Digitalisierung ist entscheidender Innovationstreiber»Auf meine erste Frage, welchen Stellenwert das Thema Digitalisierung für die Stadtentwicklung hat, antwortet Thomas Madreiter: «Die Digitalisierung war und ist entscheidender Innovationstreiber für das was wir in der Stadt Wien in den vergangenen Jahren erreicht haben. Da sich die Digitalisierung in der Gesellschaft in kleinen Schritten entwickelt sind die Auswirkungen nicht so augenfällig – und ja, es handelt sich nicht um eine IT-Thematik.»Wichtig scheint ihm aber in diesem Zusammenhang, dass die Robustheit der Systeme und die Benutzersicherheit gewährleitet sind. Der Bürger erwartet, dass mit seinen Daten verantwortungsvoll umgegangen wird. Für Madreiter bringt die Digitalisierung eine fundamental andere Form der Kommunikation mit sich: schneller, unmittelbarer, direkter. Zudem verändern sich dadurch Prozesse; so wurde in der Stadt eine Diskurs-Kultur entwickelt mit der in Schlüsselfragen ein Konsens erzielt werden kann, was die Umsetzung von Vorhaben massiv begünstigt.3-D-Stadtmodell und digitale ParkplatzbewirtschaftungNun frage ich nach konkreten Beispielen der Digitalisierung in der Stadt nach: «Pläne lesen und verstehen zu können ist bekanntlich nicht jedermanns Sache. Mit dem heutigen 3-D-Stadtmodell, das auch mit «augmented reality» angereichert ist, können wir deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger erreichen und in einen partizipativen Prozess einbinden.»Als weiteres Beispiel erwähnt der Planungsdirektor die Parkraumbewirtschaftung mit online Bescheidabwicklung, mit der einerseits der Komfort für den Bürger verbessert wurde und gleichzeitig erhebliche Effizienzgewinne realisiert wurden. Natürlich wollte ich noch die Meinung zum jüngsten Taxifahrer-Aufstand gegen «Uber» erfahren. Hier gibt sich der Direktor pragmatisch. Für ihn ist es nur die Frage wie mit diesen neuen Geschäftsmodellen (das gilt auch für «airbnb») regulatorisch umgegangen wird – die tradierten Gewerbestrukturen müssen sich anpassen.Effizienz dank DigitalsierungNun will ich wissen ob Madreiter die Digitalisierung mehr als Wachstumstreiber oder eher als Kostensparer sieht. «Ich sehe die Digitalisierung eher als Wachstumstreiber – bei den Kosteneinsparungen übersieht man gerne gewisse «Rebound-Effekte», die die kurzfristigen Einsparungen in der Gesamtbetrachtung wieder neutralisieren.» Als positives Beispiel erwähnt er den Bahn-Fahrplan: Vom dicken Buch zur CD und dann zum Online-Fahrplan – was zu einer klaren Qualitätsverbesserung geführt hat. Und die Effizienz kann noch weiter gesteigert werden, wenn inskünftig durch Assistenz-Systeme passende Vorschläge generiert werden.Digitale Inhalte frei verfügbarZudem erwähnt Madreiter das Vorhaben «Open Data», welches bereits gestartet sei. Damit wird das Ziel verfolgt, digitale Inhalte – nach gewissen Standards – für die Bürger frei verfügbar zu machen. Das heisst z.B., dass die Bewohner der Stadt die Solarpotentiale von Fassaden und Dächern abrufen können und so die Wirtschaftlichkeit entsprechender Investitionen berechnen können. Der Ausbau des geografischen Informationssystems wird nicht nur der Stadt als Planungsgrundlage gute Dienste leisten sondern auch für die Aufklärung der Bevölkerung zu bestimmten Themen nützlich sein. Am Rande erwähnt der Direktor, dass heute sämtliche Publikationen der Stadtplanung in digitalisierter Form verfügbar sind und mit modernsten Suchwerkzeugen bearbeitet werden können.Sicherheit der Systeme zentralUnd wo sind die zentralen Herausforderungen oder Stolpersteine bei der Umsetzung digitaler Initiativen? Die Sicherheit der Systeme ist für Madreiter sehr zentral. Wenn ich meine Heizung via Smartphone von extern steuern kann soll ein Hacker nicht zugreifen können, um zu erfahren wann ich nach Hause komme. Die digitalen Möglichkeiten sollen smart eingesetzt werden, was konkret bedeuten kann, dass eine Stadtentwicklungs-Agenda mit einer Community diskutiert werden kann. Das führt zu glaubwürdiger Partizipation und Integration der Bürger einer Stadt. So wir z.B. bei einer «App-Challenge» das Kreativ-Potential der Stadtbewohner genutzt. Inskünftig will die Stadt die Apps nicht mehr entwickeln sondern lediglich die relevanten Daten dafür zur Verfügung stellen – eine clevere Sourcing-Logik?Am Schluss des Gespräches betont Thomas Madreiter, dass bei aller Chancenorientierung rund um das Thema «Digital» der Schwanz nicht mit dem Hund wedeln darf – will heissen: Die IT ist nur ein Enabler für weitere smarte Lösungen, um die Position von Wien, als weltweit attraktivste Stadt bezüglich Lebensqualität, weiter zu stärken.Im Rahmen der Digital-Serie in Marketing&Kommunikation von Christoph Oggenfuss (markITing ag) stand die erste Staffel unter dem Titel «Digital – nicht trivial». Die Beiträge gibt es hier.

Weitere Artikel zum Thema