re:publica 2014: Eindrücke und Empfehlungen aus Schweizer Sicht

DIGITALE GESELLSCHAFT Die re:publica 2014 ist Geschichte. Auch zahlreiche Schweizer nahmen an der Konferenz rund um das Web 2.0 teil. Bettina Werren*, Leiterin Inszenierung im Raum Schweizer Radio und Fernsehen, schildert ihre Eindrücke. An der re:publica trifft sich die digitale Gesellschaft zum Austausch.Die re:publica in Berlin ist eine der grössten und wichtigsten Konferenzen rund um […]

14159657713_0bd8279746_b
An der re:publica trifft sich die digitale Gesellschaft zum Austausch.Die re:publica in Berlin ist eine der grössten und wichtigsten Konferenzen rund um das Leben im digitalen Zeitalter. Im Jahr 2007 ursprünglich als Bloggertreffen gegründet, hat sich die Konferenz stetig weiterentwickelt. Sie spricht mit ihrem breiten Themenspektrum nicht nur Internet-Spezialisten an, sondern alle am digitalen Leben und dessen Facetten interessierten Personen.Vor-, Mit- und Querdenker des Netztes boten den über 6’000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom 6. bis 8. Mai 2014 auf rund 17 Bühnen über 250 Stunden Programm. Das diesjährige Motto «Into the wild» befasste sich mit der «ungezähmten Netzkultur», dem Kampf gegen die Überwachung und auch mit Ansätzen, wie die Gesellschaft und das Internet in naher Zukunft verstanden und verbessert werden können.Zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer reisten im 2014 erneut nach Berlin. Hier einige Eindrücke und Empfehlungen:

Session «Freiheit und Vorhersage: Über die ethischen Grenzen von Big Data»

Viktor Mayer-Schönberger«Die öffentliche Diskussion über die Herausforderungen und Gefahren von Big Data geht am Thema vorbei – und genau das macht uns in Zukunft besonders verwundbar.» (Quelle www.re-publica.de)Video zur Sessionhttp://www.youtube.com/watch?v=XRPFSbxybxs&list=PLAR_6-tD7IZV–8ydJQRCZNEWOp9vf6PY&feature=share&index=145

Sandra Bornand

Online Kommunikation, www.paperclip.ch• Innerhalb von 15 Jahren haben wir uns von einer analogen in eine digitale Gesellschaft verwandelt. Heute sind weniger als 1% der Daten Analog.• Daten sind nur eine Reflektion der Wirklichkeit, ein Schatten der Realität und dadurch immer auch ein wenig falsch.• Wo sind die Grenzen der Ethik im Zusammenhang mit den Daten und dem daraus gewonnen «Wissen». Wie gehen wir in Zukunft damit um.

Chris Beyeler

Online Marketing Manager und Social Media Experte, My Sign AG, www.mysign.ch• Viktor hat das Publikum begeistert und hob sich sehr positiv von restlichen Speakern ab.• Das Thema Big Data war nicht nur philosophisches Gequatsche, sondern eine praxisnahe Erläuterung von Pro und Contra.

Natascha Tummeley

Kommunikationsverantwortliche und Community Managerin, One 100 (Swiss Life AG), www.one100.ch• Ich fand diese Session besonders gut, da sie vom Aufbau, von der Persönlichkeit des Sprechers, bis hin zu den, am Ende der Session formulierten Forderungen an die moralischen Grenzen von der Nutzung von Big Data, sehr durchdacht und auf den Punkt gebracht war. Dabei wurden sehr eindringliche Forderungen und Lösungsansätze aufgezeigt, wo man Grenzen ziehen kann und aus ethischen Gesichtspunkten auch ziehen sollte, was mir bei anderen Sessions sehr oft gefehlt hat.

Session «Die ethische Maschine»

Sarah Spiekermann«Die Zeiten des „Function-Hype“ sind ein für alle Mal vorbei. Wachstum durch immer wieder neue Features? Ein totes Konzept. Damit läuft Innovation ins Leere. Aber technische Möglichkeiten schreiten dennoch voran; und zwar mit rasender Geschwindigkeit. Wenn Ray Kurzweil Recht behält, werden wir in den nächsten 100 Jahren technische Fortschritte machen, wie wir sie im Vergleich in den letzten 21.000 Jahren erlebt haben.» (Quelle www.re-publica.de)Video zur Sessionhttp://youtu.be/ddK1ui1UUys

Yves Moret

Freischaffender Sichtbarkeitsspezialist, www.digital-karma.ch• Spannend, weil das Thema zum einen völlig abgespaced klang, beim genaueren hinsehen aber aktueller und brennender wurde, als manch anderes Thema an der re:publica.• Immer wieder hinterfragen, was für Auswirkungen eine Arbeit hat, die zu unvorhergesehenen Ergebnissen führen und andere schädigen kann. Zu schnell zeigen sich Auswirkungen, die so nie geplant waren.• Gerade in der Softwareentwicklung wird Ethik immer wichtiger, je physischer die Geräte werden, die mit der Software gesteuert werden. (z.B. Robotik, selbstfahrende Fahrzeuge, Drohnen).

Session «Social Media & Recht: Saisonrückblick 2014»

Thorsten Feldmann und Henning Krieg«Seit 2009 veranstalten die beiden Rechtsanwälte auf der re:publica einen gemeinsamen Workshop zu den rechtlichen Aspekten des Schreibens im Netz und der aktiven Nutzung von Social-Media-Diensten. Auch in diesem Jahr haben die beiden Praktiker die Highlights des Online-Rechts präsentiert.» (Quelle: www.re-publica.de)Video zur Sessionhttp://youtu.be/uINggQAx-xc

Susanne Bühler

www.about.me/suseebeeZu unterscheiden: Recht am Motiv und Recht am Bild• Vorschaubilder bei Facebook: eigentlich müsste geklärt werden, welche Nutzung vom ursprünglichen Verwender eingekauft wurde – in der Rechtswirklichkeit ist das jedoch i.d.R. irrelevant.• ©-Problematik am Pixelio-Urteil: da ein Bild eine eigene URL hat, muss das © in einem weissen Balken am Bild angebracht sein (geht allerdings in Revision).• Aufgrund der Analogien zwischen Schweizer und deutschem Recht und den Verweisen auf US-amerikanisches Recht war die Session auch für Schweizer interessant.

Session «Ein blindes Huhn ist kein Ponyhof: Mit Schabernack auf Wortschatzsuche»

Wibke Ladwig«Der Wortschatz ist das Persönlichste, das wir miteinander teilen können. Sprichwörter und Redewendungen erzeugen Nähe – oder Abgrenzung. Wörter, Sätze und Texte sind neben Bildern die Grundlage der digitalen Kommunikation. Es wird soviel gelesen und geschrieben wie wohl niemals zuvor. Dennoch ist immer wieder von Sprachverfall die Rede. OMG!!! Zu Recht? Ist das Abendland in Gefahr? Werden wir alle durch Social Media zu Sprachstümpern und ruchlosen Verbrechern an unserer Muttersprache? Wibke Ladwig hebt den Wortschatz und lädt zu einem Spaziergang durch die digitalen Refugien der Sprachliebhaber und Wortspielkinder ein.» (Quelle www.re-publica.de)Video zur Sessionhttp://youtu.be/VNCHKxpsAO4

Bettina Werren

Leiterin Inszenierung im Raum, Schweizer Radio und Fernsehen, www.srf.ch, www.frau-w.ch• Die Sprache verändert sich laufend. Wörter verschwinden oder kommen neu hinzu. Wir sollten im Rahmen dieser Entwicklung eher von Sprachwandel als von Sprachverfall reden.• Erstaunlich, wie gross der Unterschied zwischen dem aktiven Wortschatz (1’000 bis 16’000 Wörter) und dem passiven Wortschatz (3’000 bis 216’000 Wörter) ist.• Es lohnt sich, an der eigenen Sprache zu feilen, den Wortschatz untereinander zu teilen und stets auf der Suche nach Synonymen zu sein.

Session «Don´t believe the hype: Wie Netzpolitik in den Mainstream kam und was das für die Zukunft bedeutet»

Markus Beckedahl«Markus Beckedahl (netzpolitik.org) und Kai Biermann (Journalist bei Zeit-Online) unterhalten sich darüber, wie Netzpolitik in den politischen Mainstream kam und was das für die Zukunft bedeutet. Es geht um Themen wie Netzneutralität, Vorratsdatenspeicherung, NSA und ACTA und vor allem über einen Zustand der aktuellen Debatte und ihre Akteure. Was bedeutet die Mainstreamisierung des Themas? Kommt es in der Politik an? Und vor allem, was kann jede/r Einzelne/r tun, damit unsere Grundrechte auch digital gelten?» (Quelle www.re-publica.de)Video zur Sessionhttp://youtu.be/ZlKGlP8uKcY

Marc Suess

Gründer & CEO Hofrat Suess GmbH, www.hofratsuess.ch, www.socialtalents.ch• Für mich war die Haltung von Markus Beckedahl nahezu erschreckend und zeigte mir auf, was unendlich wichtig ist: die Besinnung auf die eigenen Stärken, eine klare Positionierung und eine nachhaltige Strategie.• Ebenso zentral scheint mir, sich auch bei hoher Arbeitsbelastung Zeit zu nehmen, um Rückschau zu halten, aus Fehlern zu lernen sowie mögliches neues Potential zu erkennen und für die entsprechende Bearbeitung notwendige Ressourcen freizustellen. An der Abschlussveranstaltung, an welcher traditionell gemeinsam das Lied «Bohemian Rhapsody» von Queen gesungen wurde, lagen unter anderem folgende Zahlen zur re:publica 2014 vor:• Über 6’000 Besucherinnen und Besucher (Verhältnis Frauen zu Männern 40:60)• 525 Helferinnen und Helfer• Der jüngste Speaker war 12 Jahre alt, der weiseste Helfer 75• Es gab bis zu diesem Zeitpunkt 88’974 Tweets mit dem Hashtag #rp14 (15’198 Twitter-User, Reach 193’211’364)Die nächste re:publica findet in der Woche des 4. Mai 2015 in Berlin statt. Informationen sowie Videos vieler Sessions sind auf der Website www.re-publica.de oder auf dem Youtube-Kanal zu finden.

Weitere Artikel zum Thema