Information ist die Schlüsselressource

DIGITAL Die Beitragsserie «Digital ist nicht trivial» von Christoph Oggenfuss* geht in die fünfte Runde. Sein Interviewpartner ist Anne Stringfellow, Ph.D. Associate Professor of Marketing, Thunderbird School of Global Management in Glendale-Arizona. «Ohne Business Impact ist die IT wertlos.»Was bedeutet Digitalisierung von Unternehmen? „Information can be a basis for better decisionmaking.“ Sie meint damit, dass […]

Business Impact
«Ohne Business Impact ist die IT wertlos.»Was bedeutet Digitalisierung von Unternehmen? „Information can be a basis for better decisionmaking.“ Sie meint damit, dass digitalisierte Information leichter zu teilen ist (share economy), geografische Grenzen untergeordnet sind, gleichzeitig aber die Komplexität auf ein höheres Niveau gehoben wird. Für viele Manager ist diese Entwicklung auch bedrohlich, weil damit das Informations-Monopol der Führungs-Hierarchie wegbricht. Die Digitalisierung hat aber das Dilemma und die Unsicherheit zwischen den Begriffen „Daten“ und „nutzbarer Information“ noch nicht gelöst.Und was denkt Professorin Stringfellow  ob Digitalisierung mehr Hype oder Realität sei? „I do not know“ – ist definitiv eine sehr ehrliche und auch entwaffnende Antwort. “We hear what is possible with Big Data“ – auch diese Aussage macht deutlich, dass sich einiges rund um die Digitalisierung noch auf Schlagwortebene bewegt. Die „Daten-Leute“ leben in einer anderen Welt als die Leute in den Geschäftsbereichen. Die Kenntnisse  und Erwartungen dieser beiden Gruppen müssen sich überlagern. Stringfellow spricht vom sogenannten „Knowledge-Overlap“ der nötig ist damit die aktuell vorhandene Kluft überwunden werden kann. Dabei sind beide Seiten gefordert Schritte aufeinander zu zumachen. Kommt dieser Brückenschlag nicht zu Stande wird vieles Hype bleiben. Sie spricht vom „Missing Link“ zwischen Marketing und Informatik.Wo sieht sie die zentralen Treiber für die Digitalisierung ? Stringfellow nennt als Erstes die grosse Menge an digitalisierten Daten, gewissermassen als Blut in diesem neuen Organismus und Blutarmut ist hier definitiv kein Problem. Weiter erwähnt sie die vielen Onlinetransaktionen die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind – damit sind Fakten geschaffen worden. Den zunehmenden Wettbewerb sieht sie als dritte Kraft mit dem Zusatz, dass durch die Medienpräsenz auch ein me-too-Verhalten von Unternehmen zu beobachten ist. „Jumping on the bandwagon“ oder „Peer pressure“ zu Neudeutsch. Man will einfach auch dabei sein. Als letzten Punkt hebt Stringfellow jedoch hervor, dass der Einsatz von Daten die Effektivität und Effizienz von Firmen deutlich verbessern kann.Und wo liegen die Chancen und Risiken der digitalen Transformation? Bezeichnenderweise beginnt Stringfellow mit der Beschreibung der Risiken und  bezieht sich auf den bekannten Grundsatz „garbage in garbage out“. An dieser Tatsache haben die gängigen Buzzwords der Digitalisierung wie „Crowd“, „Share“, „Analytics“ nichts geändert. Ein weiteres Risiko sieht sie darin, dass die Digitalisierung zu einem zu einseitigen, quantitativen Ansatz verleitet. Dabei würden wichtige aber nicht quantifizierbare Aspekte, wie z.B. Wertvorstellungen, ausgeblendet. Die primäre Chance der Digitalisierung sieht die Professorin im effektiveren Ressourceneinsatz – „do more with less, focus the effort“ was sich ultimativ in verbesserter Profitabilität niederschlagen kann. Bezüglich verbesserter Kundensegmentierung im digitalen Zeitalter verwendet sie die Begriffe „from Broadcasting to Beaming“ also deutlich fokussierter im Marktzugang sein. An der jüngsten Retailer Konferenz in den USA sprach der CEO von IBM Ginni Rometty. Sie meinte Big Data sei derzeit der „most under-hyped“ Begriff im Business. Was im 18. Jahrhundert Dampf als Ressource und im 19. Jahrhundert die Elektrizität darstellten, ist nun Information – die Schlüsselressource mit differenzierender Kraft im Wettbewerb. Ein aktuelles US-Beispiel aus der Damenbekleidungs-industrie:-        Targeted E-Mail Kampagne-        63% weniger e-Mails als gewöhnlich-        101% Steigerung bei Click-throughs-        275% Steigerung in der Konversion von Browsers zu KäufernUnd am Ende dieses Gespräches, mit der weltoffenen Professorin die in Südafrika aufgewachsen ist, erwähnt sie zwei Dinge die ihr speziell wichtig sind. Bei der Personalrekrutierung wird es zunehmend darum gehen die „rare Spezies“ von Berufsleuten zu finden die das Marketinghandwerk verstehen und keine IT-Berührungsängste haben – oder umgekehrt. Das wird auch in der Schweiz eine grosse Herausforderung sein. Beim Thema Digitalisierung geht es um ein Business-Thema das zu besseren Entscheidungen für Kunden und Unternehmen führen muss. Die Informatik kann viel beitragen – ohne „Business-Impact“ ist die IT wertlos.

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