Die digitale Readiness überprüfen

DIGITAL ist nicht trivial. Die Beitragsserie von Christoph Oggenfuss geht in die nächste Runde. Dieses Mal schildert Petra Jenner, Country Manager bei Microsoft Schweiz ihre Ansichten zum Thema Digitalisierung. Was sind die Gefahren und wie geht Microsoft mit der Digitalisierung um? Die Digitalisierung ermöglicht es ein Unternehmen ortsunabhängig zu führen.VON CHRISTOPH OGGENFUSS*Was bedeutet Digitalisierung von […]

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Die Digitalisierung ermöglicht es ein Unternehmen ortsunabhängig zu führen.VON CHRISTOPH OGGENFUSS*Was bedeutet Digitalisierung von Unternehmen? „Analoge und digitale Welten funktionieren anders, eine Transformation lässt sich nicht immer 1:1 umsetzen. Wir haben es in der digitalen Welt sehr stark mit Daten zu tun. Wo aber finden sich diese und welche Endgeräte nutzt der Kunde?“ Daten repräsentieren eine geschäftskritische strategische Ressource – das „Gold“ der Zukunft. Mit der fortschreitenden Digitalisierung verändert sich die Art unserer Arbeit und damit auch die eingesetzten Hilfsmittel. „Stellen sie sich vor, mit meinem Smartphone und meinem Notebook kann ich als CEO Microsoft Schweiz ortsunabhängig führen“ ein klares Statement, wo wir bereits heute betreffend Digitalisierung stehen. Frau Jenner meint, dass die Digitalisierung bei Microsoft schon sehr weit  fortgeschritten sei. Das lässt sich z.B. daran erkennen, dass die bisher übliche DVD-basierte und postalische Software-Distribution heute via Cloud-Lösung und Online Store ersetzt ist. Dem Kunden stehen verschiedene Marktzugänge zur Verfügung, die er seinen Präferenzen entsprechend auswählt. Auf Grund dieser Beispiele wird klar, dass die Softwareindustrie definitiv Vorreiter im Bereich Digitalisierung ist. Unabhängig von Microsoft weist Frau Jenner darauf hin, dass schon jetzt weit über 50% der der Beschäftigten in der Schweiz sogenannte „Wissensarbeiter „ sind.Und was denkt Petra Jenner zur Frage ob Digitalisierung mehr Hype oder Realität sei? Digitalisierung ist heute noch beides, weil einerseits sehr viel darüber gesprochen wird und das beinhaltet dann auch übersteigerte Erwartungen. Realität ist es andererseits darum, weil viele Unternehmen daran sind ihre Wertschöpfungsprozesse zu digitalisieren. Die meisten Branchen sind bereits in dieser Richtung unterwegs. Der B-to-C-Handel kann neben der Softwareindustrie ganz klar als „Early Adopter“ bezeichnet werden. Dies zwar nicht ganz freiwillig, da die Multichannel-Zugänge der Kunden Druck in Richtung Digitalisierung erzeugt haben. Einkanal-Onlineanbieter wie z.B. Amazon haben vor vielen Jahren diesen Stein ins Rollen gebracht – die klassischen Händler mussten in geeigneter Form nachziehen. Auch die Automobil-Industrie ist schon deutlich erfasst von der Digitalisierung. Online-Fahrzeug-Konfiguratoren entführen Interessenten vor dem Kauf im Web in attraktive virtuelle Welten. Daneben steigt die Anzahl eingebauter Chips in Autos fast exponentiell. Mit „M to M“ kommunizieren neuerdings ja auch Maschinen und Dinge. Bierfässer in Restaurants bestellen den notwendigen Nachschub gleich selbst, bevor die Kunden auf den Trockenen sitzen (NZZ am Sonntag 30.03.2014)!Für Petra Jenner sind die Kosten der prioritäre Treiber – digitale Geschäftsprozesse sind einfach günstiger in der Abwicklung und häufig auch noch mit Annehmlichkeiten für den Kunden verbunden. Als exemplarisches Beispiel kann Cloud-Computing erwähnt werden. Ein Online-Shop musste für die Abdeckung von Spitzen den Server-Park entsprechend auf diese dimensionieren. Mit der Cloud wird während der Spitzenzeit die zusätzliche Kapazität einfach zugeschaltet. Eine Art virtuelle Skalierung ohne Fixkosten für das Unternehmen. Ein weiterer Treiber ist das Thema „Speed“. Mit der zunehmenden Beschleunigung die sich nicht nur auf das Wirtschaftsleben beschränkt kann die Digitalisierung eine Antwort geben, die mit den Aspekten Cloud, Mobile und Big Data im direkten Zusammenhang stehen. Ob die neuen Technologien auch „treibend“ sind für die aktuelle Entwicklung war nicht Gegenstand meines Gesprächs. Vielleicht eine „Huhn-Ei-Thematik“.Und wo sieht Jenner die Chancen und Risiken der digitalen Transformation? Die Chancen liegen in der kostengünstigen Erschliessung neuer Märkte (tiefere Einstiegshürden), der Ansprache neuer Zielgruppen (Social, Crowd-Ansätze), der Entwicklung neuartiger Lösungen (3-D-Printing, Wearables), bedarfsgerechtere Ansprache der Kunden und Interessenten sowie der Erschliessung neuer Vertriebskanäle. Der Einsatz digitaler Möglichkeiten verschafft Unternehmen die Möglichkeit die Kundenzentrierung weiter zu verstärken. Natürlich sind mit der Digitalisierung auch Risiken verbunden: Verbraucher- und Datenschutz erwähnt Petra Jenner hier als Erstes. Die aktuelle Gesetzgebung stammt noch aus einer anderen Ära und muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Aber auch der Konsument muss sich die Frage stellen wie er sich bezüglich „Data-Privacy“ organisiert. Auf Unternehmensseite stellt sich die Frage, wie Kundeninformationen „korrekt“ und verantwortungsbewusst genutzt werden können. Eine gelebte Kundendaten-Policy muss inskünftig Standard für Unternehmen in der digitalen Welt sein.Und wo liegen die speziellen Herausforderungen der Digitalisierung? Es besteht die Gefahr, dass die Kommunikationsnetze zum Engpassfaktor werden. Der Ausbau dieser Infrastruktur bedingt massive Investitionen – wer aber diese Kosten trägt ist nicht klar. Engpässe und Instabilitäten in den Netzen können für Unternehmen und Konsumenten höchst unangenehme Folgen haben. Eine zweite Herausforderung sieht die Microsoft-Chefin in der Sicherstellung qualitativer Inhalte – die Gefahr des undifferenzierten „Informations-Einheitsbreis“ besteht in der Tat.  Das Mantra „alles ist frei“ ist nicht zukunftsfähig. Qualitäts-Content muss und darf wieder etwas kosten. Frau Jenner spricht sich für eine Entwicklung weg vom News-Überfluss hin zu „Erkenntnis-Gewinn“ aus – wie recht hat sie damit.Quintessenz aus diesem Gespräch für Marketing und Kommunikation: Einzelne Branchen, und auch viele Kunden, sind bewusst oder unbewusst in ihrem täglichen digitalen „Konsum“ schon weit fortgeschritten. Unternehmen und v.a. Marketingleiter tun gut daran ihre „digitale Readiness“ zu überprüfen und den eigenen strategischen Pfad zu definieren. Die digitale Ökonomie ist ein schnelles Geschäft – zuwarten oder aussitzen sind keine Optionen.

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