Politiker auf Social Media

SOCIAL MEDIA Personen, welche sich in den Grossen Rat wählen möchten, sind in den sozialen Netzwerken sehr unterschiedlich präsent. Eine Umfrage unter den Kandidaten im Wahlkreis Thun hat ergeben, dass einige Facebook, Twitter und Xing als Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit betrachten, andere sehen keinen Bedarf.  «Als Politikerin sehe ich mich auch als Volksvertreterin und will wissen, […]

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«Als Politikerin sehe ich mich auch als Volksvertreterin und will wissen, was die Menschen bewegt» sagt Andrea de Meuron. VON JÜRG KOBEL, www.sozialemedien.chIn diesen Tagen waren sie wieder in den Briefkästen. Die Abstimmungsunterlagen mit den Prospekten der Parteien und den grünen Wahlzetteln. 62 Frauen und 133 Männer sind im Wahlkreis Thun wählbar. Nur 17 können am 30. März 2014 den Einzug oder Verbleib im Grossen Rat feiern. 73 Personen haben die Umfrage beantwortet, wieso sie in welchen sozialen Netzwerken aktiv sind oder wieso sie es vorziehen, sich Facebook und Twitter (vorerst) zu verweigern.Facebook vor TwitterNicht überraschend sind die meisten Personen in Facebook unterwegs (63% der Antwortgebenden). Der Microblogdienst Twitter folgt an nächster Stelle (26%), Rang 3 teilen sich die Videoplattform YouTube und das Business-Netzwerk Xing. Das zweite bedeutende Berufsnetzwerk LinkedIn wird etwas weniger angewendet. Teils werden diese Social Media-Kanäle beruflich, teils privat und teils auch politisch benutzt. Wenige Politikerinnen und Politiker teilen ihre Bilder auf Instagram. Weitere von Kandidierenden erwähnte benutzte Netzwerke sind das Politnetz, Pinterest, Foursquare, Klout, Blogger, StudiVZ, Scrib, Slideshare und Netlog. 25 Personen, welche auf die Umfrage antworteten, besitzen zudem eine eigene Website.Der Nutzen von Social MediaDie aktiven Nutzer schätzen am meisten die Kontaktpflege. Über die sozialen Netzwerke kann der Kontakt mit Freunden und Bekannten aufrechterhalten werden. Der Informationsaustausch und der Dialog sind ebenfalls wichtig für die Kandidatinnen und Kandidaten. Die aktuellen Informationen, welche auf Facebook oder Twitter gelesen und verbreitet werden können, werden als zweitwichtigsten Grund genannt, wieso sich eine Präsenz auf Social Media lohnt. Einige Personen erwähnen die Marketingmöglichkeiten als Pluspunkt und bezeichnen die Netzwerke als gute und günstige Werbung.Notwendigkeit…«Social Media ist heute für eine öffentliche Person ein Muss», sagt Grossrat Marc Jost. Seine amtierenden Kolleginnen und Kollegen aus dem Wahlkreis Thun scheinen nicht alle dieser Ansicht zu sein, ist er doch der Einzige, der zum Beispiel regelmässig auf Twitter Nachrichten verfasst. Aus dem Kandidatenkreis für den Grossen Rat sieht aber die Mehrheit die sozialen Netzwerke als Bereicherung. «Als Politikerin sehe ich mich auch als Volksvertreterin und will wissen, was die Menschen bewegt», meint Andrea de Meuron. Lukas Lanzrein sagt mit anderen Worten das Gleiche: «Ich bin auf Social Media, weil mich der Kontakt mit meinen Mitmenschen, egal ob im politischen oder privaten Rahmen spannend dünkt.» …oder bedeutungslos?Zwar haben einige Kandidierende für die Wahlen eine Website aufgeschaltet, daneben mögen sie aber die sozialen Netzwerke nicht nutzen. Als Grund für das Fernbleiben auf Social Media wird am meisten die fehlende Zeit genannt. Weiter ziehen die Politikerinnen und Politiker den persönlichen Kontakt dem virtuellen vor, so wie Manfred Oester: ´Ich bin auf Social Media nicht präsent und zwar aus Überzeugung. Ich bevorzuge echte menschliche Kontakte und bin überzeugt, dass weniger mehr ist.´  Er erwähnt aber gleichzeitig, dass dies für die Wahlen vielleicht nicht ideal ist, aber dafür ein klares Votum gegen die Überflutung. Und einige sehen schlichtweg keinen Bedarf oder haben kein Interesse. Vereinzelt haben die zu Wählenden auch Bedenken in Sachen Datenschutz. So möchte sich Theo Schmidt nicht von grossen Firmen abhängig machen, ganz besonders nicht von solchen, welche Data-Mining betreiben.Fazit: Social Media nimmt für die Wahlen an Bedeutung zuMomentan scheint ein Mitmachen in den sozialen Netzwerken noch keine Notwendigkeit zu sein, damit die Wahl in den Grossen Rat gelingt. Dies kann zwar erst nach dem 30. März 2014 so gesagt werden, doch bei den bisherigen (bejahrteren) Damen und Herren im Grossen Rat dürfte die fehlende Präsenz auf Social Media keine negativen Auswirkungen haben. Für die Kandidierenden, welche neu in den Grossen Rat Einsitz nehmen wollen, ist neben der traditionellen Wahlwerbung  (Plakate, Flyer, Inserate, Podiumsgespräche usw.) eine Website und der Dialog via Facebook, Twitter oder Xing aber wichtig. Ein Konto in einem sozialen Netzwerk zu erstellen ist kostenlos, Nachrichten versenden auch, die Reichweite teilweise beträchtlich. Social Media ist als Ergänzung neben der bewährten Wahlwerbung zu sehen, für einige ist es aus Kostengründen die Alternative.Die Parteizugehörigkeit scheint für ein aktives Mitmachen bei Facebook, Twitter & Co. keine Rolle zu spielen. Es ist eher eine Altersfrage. Von einer digitalen Kluft zu sprechen wäre verfehlt, aber die Umfrage zeigt klar die Tendenz, dass die jüngeren Personen sich den sozialen Medien zugänglicher zeigen als die Menschen ab 50 Jahren.Gelegentlich schimmerte bei den Antworten der Kandidierenden auch durch, dass kein ernsthaftes Interesse für die Wahl in den Grossen Rat besteht. Der Name steht auf dem grünen Wahlzettel, die Wahlbemühungen sind gering.

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