«mPayment steckt noch in den Kinderschuhen»

MOBILE PAYMENT Ein wichtiger Aspekt im mobile Commerce ist das mobile Payment. Also das Bezahlen mithilfe des Smartphones im stationären Handel oder bei Online-Einkäufen. MK hat dazu Tobias Wirth befragt. Er arbeitet bei der Aduno Gruppe, dem Dienstleister für bargeldloses Zahlen, und engagiert sich in der Swiss Mobile Association smama für mPayment und mCommerce. Tobias […]

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Tobias Wirth, Senior Manager Digital Products der Aduno Gruppe, ist Gründungs-/Vorstandsmitglied bei smama (swiss mobile association) und Leiter der smama-Fachgruppe mPayment und mCommerce. Er verfügt über zwölf Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Vermarktung von mServices.VON RUEDI ULMANNMK Wo steht mPayment heute?TOBIAS WIRTH mPayment steckt noch in den Kinderschuhen. Aktuell steht primär das In-Store mPayment im Fokus, also das Bezahlen mit dem Smartphone an der Ladenkasse. Getrieben wird das Thema hauptsächlich von PayPal. PayPal konnte sich im E-Commerce-Bereich etablieren und versucht sich nun auch an den physischen POS (Point of Sales) via mPayment auszubreiten. Gleichzeitig wird das mPayment auch von den grossen Telcos und Kreditkartenorganisationen als interessantes neues Geschäftsmodell angesehen. Aktuell konnte sich aber noch keine mPayment- Lösung für In-Store-Zahlungen durchsetzen.MK Was erwarten Sie in zwei, drei Jahren?WIRTH Es wird weitere Detailhändler mit eigenen mWallets mit integrierter Payment-Funktion geben. Gleichzeitig werden erste mPayment-Angebote von Banken und Kreditkartenherausgebern auf den Markt kommen. Da sich die Lösungen der verschiedenen Marktteilnehmer technologisch fundamental unterscheiden, wird es interessant sein zu sehen, welche die grösste Kundenakzeptanz erfährt. Banken und Kreditkartenorganisationen setzen bereits heute auf die Kontaktlos-Technologie via NFC (Near Field Communication). Es sind allein zwei Millionen Kreditkarten mit dieser Technologie im Umlauf. Diese Technologie wird auch von Migros und vielen weiteren Händlern in der Schweiz unterstützt.MK Worin unterscheidet sich der Einsatz der NFC-Technologie von anderen Lösungen?WIRTH Der grosse Vorteil von NFC liegt in der einfachen Handhabung am POS. Es genügt, das Smartphone eine Sekunde ans Zahlterminal zu halten, um zu bezahlen. Im Gegensatz dazu setzen die Lösungen der Detailhändler oder vieler Start-ups auf die Scanning- Technologie via QR-Code, wobei jeweils zuerst über die mPayment- App ein QR-Code generiert werden muss, welcher dann von der Kassiererin gescannt wird, damit bezahlt werden kann.MK Welchen zusätzlichen Nutzen bringt mPayment, neben der finanziellen Transaktion, für Handel & Kunden?WIRTH Der grösste Vorteil von mPayment sind die Einfachheit und die Geschwindigkeit mit der in Zukunft bezahlt werden kann. Weiter bietet eine mPayment- App interessante Zusatzfunktionen wie eine Transaktionsübersicht, welche dem Kunden mehr Transparenz und somit Sicherheit sowie Kostenkontrolle bietet. Gleichzeitig können über eine App auch kontextbezogene personalisierte Werbung oder Rabattgutscheine angezeigt werden. Dadurch eröffnet sich für die Händler ein interessanter neuer Digital-Marketing-Kanal.MK Wie sieht es mit Akzeptanzfaktoren wie Sicherheit, Standardisierung und einfachem Handling bei den Endkunden aus?WIRTH In verschiedenen Marktforschungsstudien wurde festgestellt, dass die Konsumenten bezüglich mPayment Sicherheitsbedenken haben. Diese Bedenken beziehen sich aber primär auf das Smartphone und nicht auf das darin hinterlegte Zahlmittel. Die Sicherheit muss entsprechend technisch sichergestellt werden. Weiter sind das zweitwichtigste Akzeptanzkriterium die Einfachheit und die Geschwindigkeit, mit der bezahlt werden kann.MK Was braucht es, um den Handel von mPayment-Lösungen zu überzeugen?WIRTH Für den Handel stehen die Kosten und die Geschwindigkeit beim Check-out im Vordergrund. Bezüglich der Kosten bedeutet das, dass der Handel bereits in der Vergangenheit viel in die Zahlinfrastruktur in Form von Zahlterminals und Kassen investiert hat. Somit ist eine Grundvoraussetzung, dass die neue mPayment-Lösung mit der bestehenden Infrastruktur kompatibel ist und keine neue technische Infrastruktur angeschafft werden muss. Weiter muss die neue mPayment-Lösung schneller und einfacher in der Handhabung funktionieren als die aktuellen Zahlmittel, damit der Check-out-Prozess auch effektiv messbar beschleunigt werden kann.MK Ein grosses Thema ist mWallet, also die elektronische Brieftasche: Wohin geht da Ihrer Meinung nach die Reise?WIRTH In einer ersten Phase wird es viele verschiedene mWallet-Angebote seitens der Händler geben. Das bedeutet jedoch, dass Konsumenten für jeden Detailhändler ein eigenes mWallet installieren müssen. Weiter wird es erste universelle mWallets geben, worüber Konsumenten verschiedene Zahlkarten und Kundenkarten verwalten können. Diese universellen mWallets sind in der Lage, die klassische Brieftasche zu ersetzen. Konsumenten können darin Kredit-, Debit- und Kundenkarten hinterlegen und damit in jedem Geschäft weltweit bezahlen.

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