Wie NFTs ein Massenpublikum erreichen: 5 Trends

Auf dem Kongress NFT Paris kamen 10.000 Menschen zusammen, um sich mit innovativen Technologien auseinanderzusetzen, u.a. Brigitte Macron. Gastautor Burkhard Müller war vor Ort und hat fünf Trends identifiziert.

Der Kongress NFT Paris war ein großer Erfolg und ein Meilenstein für den Einsatz von Non-Fungible Tokens (NFTs) in Europa. Mehr als 10.000 Menschen versammelten sich Ende Februar an der Seine, um sich mit innovativen Technologien und ihren Anwendungsbereichen auseinanderzusetzen. Die Teilnahme der First Lady Brigitte Macron unterstrich die Bedeutung der NFT-Welt für ihr Land. Wird das NFT-Ökosystem jetzt ein Massenpublikum erreichen? Das Line-up aus Kunst, Fashion, Tech, Marketing und Politik hatte viel zu bieten. Burkhard Müller, CDO von Mutabor und ADC Vorstand Digital, war vor Ort, um sich ein Bild zu machen.

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Anfang 2022 ging der erste Hype um NFT zu Ende: Kryptokurse brachen ein und der Handel mit NFTs ging deutlich zurück. Die NFT Paris kann als Indikator dafür gelten, ob NFT sich im Stillen weiterentwickelt oder an Bedeutung verliert. Auffallend war die hohe Dichte an Markenentscheider:innen im Vergleich zu 2022. Besonders Automotive-, Fashion- und Lifestylemarken diskutierten im Publikum und auf den Bühnen ihre ersten Projekte und Strategien. In den Panels, Chats und Keynotes haben sich 5 Trends abgezeichnet, die Potenzial haben Massen zu erreichen.

Virtuelle Markengemeinschaft verbindet die Kund:innen

Für das Unternehmen Gmoney liegt die Zukunft der Marke darin, Menschen in der echten Welt zu verbinden und ihre Treffen über die Blockchain zu verewigen. So entsteht eine Community, um die Marke und alle Menschen, die mit ihr interagieren. Gmoney zeigt mit seiner Luxus Marke 9dcc, wie dies spielerisch funktioniert: Jedes 9dcc-Shirt ist zum einen mit einem NFT verbunden, was seine Authentizität beweist und hat zum anderen einen integrierten NFC-Chip, mit dem jede:r, der die Besitzer:in des Shirts trifft, einen NFT sammeln kann – als Beweis, dass man sich getroffen hat. Was einerseits Schutz vor Plagiaten bietet, stärkt darüber hinaus die Markengemeinschaft.

Immersive Commerce

Onlineshops sehen heute alle gleich aus, egal ob Amazon oder Louis Vuitton. In der physischen Welt kennen wir Supermärkte, aber auch Flagship Stores, Show Rooms, Malls und mehr. Immersive Shopping-Erlebnisse sind die Zukunft des Online-Handel. Es ist vorstellbar, dass digitale und physische Produkte in virtuellen Schaufenstern präsentiert werden, die optional durch NFTs geschützt werden. Auch Live-Shopping-Events, virtuelle Flagship-Stores sowie der Besuch von Showrooms gemeinsam mit Gleichgesinnten sind eine Option. Lacoste und H&M haben bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen, und auch andere großen Modehäuser arbeiten derzeit an Strategien, um ihre Marken in einer eigenen, immersiven Welt inszenieren und monetarisieren zu können.

Sustainable Sampling

NFTs bieten eine Chance für nachhaltige Produktentwicklung. Die Idee des „Sustainable Samplings“ beinhaltet, dass Marken zunächst digitale Produkte an eine innovationsfreudige Community verkaufen, um das Interesse zu testen und sicherzustellen, dass nur die notwendige Menge physisch produziert wird. The Fabricant ist ein Fashion-Unternehmen, das bereits auf diesen Trend setzt und glaubt, dass in zwei Jahren etwa die Hälfte der Fashion-Kunden auch digitale Mode kaufen werden.

Storyfied Products

In seinem Panel erklärte Benoit Pagotto, Mitgründer von RTFKT, dass Fashion-Marken in Zukunft nicht mehr nur eine bloße Kollektion präsentieren sollten. Vielmehr sei es wichtig, eine einzigartige Erlebniswelt zu verkaufen. RTFKT liefert mit seiner Rimowa-Kollaboration ein Beispiel dafür. Neben dem eigentlichen Hauptprodukt, dem Koffer, gibt es ein digitales Sammelobjekt: einen kleinen Roboter oder Workerbot mit höherer Stückzahl zu einem günstigeren Preis. Das Produkt wird zur Kampagne und die Kampagne wird zum Produkt. Wichtig: Etablierte Marken müssen nicht unbedingt ihre eigene immersive Welt erschaffen. Erfolgreiche NFT-Projekte wie DegenToonz suchen immer wieder gezielt nach Kooperationspartnern. Unternehmen wie Deadfellaz und Wrangler haben bereits erfolgreich davon Gebrauch gemacht.

Mini Games

Angesichts der Tatsache, dass NFTs von einer Attention Economy leben, die kontinuierlich Engagement erfordert, hat das Team von Farokh (RugRadio) und Yuga Labs (Bored Ape Yacht Club) in diesem Jahr daran gearbeitet, wie sie mehr Engagement erwirken können. Mit ihrem Minigame DookeyDash haben sie es geschafft: Ihre Community hat in den letzten Wochen konsequent gespielt und Inhalte auf Social Media geteilt, was zu einem Wachstum von 40 Prozent geführt hat. Sie gaben dem Publikum einen Tipp: »Beginnen Sie mit etwas Lustigem oder Absurdem und entwickeln Sie von dort aus eine liebevolle und hochwertige Erfahrung« – in ihrem Fall ein Poop-Joke.

Wer jetzt beginnt, investiert in die Zukunft und hat Vorsprung in Wissen, Markenbildung und Kundenbindung.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Dass auf der Konferenz in diesem Jahr nicht nur Techies und Künstler:innen, sondern auch große, internationale Marken vertreten waren zeigt, dass das Thema als zukunftsträchtiger Markt erkannt wird. Allerdings ist die Branche noch in den Anfängen und hat noch keinen Massenmarkt erreicht. Tim Walther von der Volkswagen Group hat auf den Punkt gebracht: «Der Markt ist aktuell noch klein, zu klein. Es braucht ein Momentum wie es ChatGPT gerade hatte.»

Für mich steht fest, dass Unternehmen, die jetzt investieren, zukünftig Vorteile in Bezug auf Wissen, Markenbildung und Kundenbindung haben werden.


*Burkhard Müller ist CDO bei Mutabor und ADC Vorstand Digital.

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