Swisscom gibt im Glasfaserstreit nach und ändert Ausbauweise

Die Swisscom gibt im Glasfaserstreit mit der Weko nach: Neu baut der Konzern wieder grösstenteils Direktleitungen von der Telefonzentrale bis zu den Haushalten, statt eine Zuleitung für mehrere Haushalte.

Dies wird naturgemäss teurer, weil mehr Leitungen verlegt und mehr Strassen aufgerissen werden müssen. Deshalb stutzt die Swisscom ihre Ausbauziele: Neu will sie bis Ende 2025 nur noch eine Abdeckung von 50 bis 55 Prozent der Bevölkerung erreichen. Das jährliche Budget für Glasfaserinvestitionen von 500 bis 600 Millionen Franken bleibe unverändert.

Eigentlich hatte der «Blaue Riese» das Ziel, die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis Ende 2025 von einem Drittel der Haushalte und Geschäfte auf rund 60 Prozent zu verdoppeln. Dies wären 1,5 Millionen Glasfaseranschlüsse mehr als heute. Bis 2030 sollen dann eine Abdeckung von 70 bis 80 Prozent erreicht werden.

400’000 Anschlüsse blockiert

Die Eidgenössische Wettbewerbskommission Weko hatte allerdings den Glasfaserausbau gestoppt, weil sie die von der Swisscom geänderte Netzarchitektur mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für wettbewerbswidrig hält. Die Weko pocht auf einen Ausbau mit vier Fasern.

Rekurse der Swisscom gegen die vorsorglichen Massnahmen der Weko waren bisher erfolglos. Das Hauptverfahren läuft noch. Ein formaler Entscheid werde nicht vor dem ersten Quartal 2023 erwartet, erklärte der Konzern.

Durch das Veto der Weko sind mittlerweile knapp 400’000 Glasfaseranschlüsse blockiert, welche die Swisscom in der Zwischenzeit gebaut hat, aber nicht in Betrieb nehmen darf. Und jedes Quartal kämen 70’000 weitere Anschlüsse hinzu. Die Glasfaser-Partnerschaft mit Salt liegt seit Monaten auf Eis. Dies bedeutet massive Einnahmenverluste.

Nun ist der Druck auf den Branchenprimus zu gross geworden: «Das Geschäft kann nicht länger warten», schrieb der Konzern in der Analystenpräsentation. Damit Kunden die schnellen Glasfaseranschlüsse nutzen könnten, habe die Swisscom entschieden, im Netzausbau neue Anschlüsse grösstenteils in der Punkt-zu-Punkt-Architektur zu bauen, hiess es.

Und die bisher blockierten knapp 400’000 Anschlüsse würden teilweise umgebaut auf das Modell mit Direktleitungen von der Anschlusszentrale bis zum Haushalt. Mit Salt seien Gespräche im Gang, um die Partnerschaft an die neuen Gegebenheiten anzupassen, erklärte die Swisscom, ohne Details zu nennen.

Operatives Geschäft solide

Operativ zeigte sich die Swisscom solide: Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten leicht um 1,4 Prozent auf 8,2 Milliarden Franken. Schuld am leichten Rückgang ist der schwache Euro, der das Resultat der italienischen Breitbandtochter Fastweb in Schweizer Franken drückt. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) fiel um 3,6 Prozent auf 3,3 Milliarden Franken.

Der Reingewinn tauchte indes wegen Sondereffekten um 21 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken. Im Vorjahr hatten Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation von Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien für einen Einmalgewinn von 207 Millionen Franken gesorgt. Hinzu kamen Einmaleffekte im Steueraufwand.

Auf der anderen Seite hat die Swisscom in diesem Jahr eine Busse von knapp 72 Millionen Franken der Weko verbucht. Ohne diese Sondereffekte wäre der Reingewinn um 2,5 Prozent gestiegen, schrieb die Swisscom.

Umsatzziel wegen Euro-Schwäche gesenkt

Angesichts der Euro-Schwäche senkt die Swisscom nun die Jahresziele für den Umsatz leicht auf 11,1 Milliarden Franken. Bisher hatte der grösste Telekomkonzern der Schweiz einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden angepeilt.

Die übrigen Ziele für das Gesamtjahr 2022 bleiben dagegen unverändert. Der EBITDA soll rund 4,4 Milliarden Franken erreichen und die Investitionen rund 2,3 Milliarden Franken. Wenn die Ziele erfüllt werden, erhalten die Aktionäre auch für das laufende Jahr eine unveränderte Dividende von 22 Franken. (SDA)

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