«Bei Siroop hat das tragende Eigengeschäft als Motor gefehlt»

Coop-Chef Joos Sutter äussert sich in der SonntagsZeitung zur Digitalstrategie seines Unternehmens.

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Ein eigener Onlineshop für Coop City wird weiter auf sich warten lassen. «Wir werden mit den Warenhäusern nicht so schnell in den Onlinebereich einsteigen wie geplant, weil dies sehr komplex ist», sagt Sutter. Bis es soweit sei, nutze man die Verkaufskanäle von Microspot.ch und Coop@home.

Als «ziemlicher Hype» bezeichnet der Coop-CEO die Modernisierungsbemühungen gewisser Konkurrenten mittels Hightech und Chatbots: «Wir warten, bis sich eine wirklich matchentscheidende Technologie durchsetzt und investieren dann.»

Name im Onlinegeschäft sekundär

Dass Microspot.ch den in den Köpfen verankerten Ruf als Elektronikhändler verwässert, indem die Plattform – wie die Konkurrenz – das Sortiment etwa um Kleider erweitert, findet Sutter unproblematisch. Im Onlinegeschäft zählten Kundennutzen, Einfachheit in der Bedienung und Schnelligkeit – der Name sei sekundär, so die Einschätzung des Coop-Chefs.

Angesprochen auf die Fehler, die man beim gescheiterten Marktplatzversuch Siroop gemacht hat, nennt der 54-Jährige zwei Gründe: Einerseits hätten nicht alle Dritte die Prozesse wie zum Beispiel Datenqualität oder Logistik im Griff gehabt, andererseits habe Siroop ein starker Motor gefehlt – nämlich das tragende Eigengeschäft. Darum sei es zur Strategieänderung gekommen, man nehme aber viel Know-how mit.

Marktplatzgedanke nicht vom Tisch

Dabei werden in einer ersten Phase die umsatzstärksten Siroop-Partner auf Microspot mitgenommen. Gleichzeitig soll aber das Eigengeschäft ausgebaut und gestärkt werden – der Fokus liege dabei auf dem eigenen breiten Sortiment, sagt Sutter. «Erst in einer zweiten Phase werden wir den Gedanken des Marktplatzes wieder aufnehmen.»

Gut möglich also, dass Coop in Zukunft mit einer Art «Siroop 2» einen zweiten Marktplatz-Versuch wagt. Microspot als etabliertes und funktionierendes Fundament mit einem starken Eigengeschäft würde diesmal vermutlich von Beginn weg für die virtuelle Laufkundschaft sorgen, die bei Siroop aufgrund des unklaren Kundennutzens oftmals ausblieb. Ebenfalls denkbar, dass dabei der in die Jahre gekommene, und wenig nach Marktplatz mit breitem Sortiment klingende Name «Microspot» beerdigt würde. Zumal der Name ja gemäss Sutter ohnehin sekundär sein soll im Onlinehandel.

«Jegenstorf ist nicht Zürich»

Damit sich Microspot wie gewünscht weiterentwickeln kann, ist Know-how nötig. «Jegenstorf ist nicht Zürich, gutes Personal zu finden schwierig», so Sutter, angesprochen auf den neuen Standort im Kanton Bern. Man habe deshalb die Siroop-Geschäftsräume in Zürich noch nicht gekündigt: «Wir halten uns alle Optionen offen». Man verfüge mittlerweile jedoch auch über eine «beträchtliche Zahl von Internetpionieren in den eigenen Reihen». (hae)

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