20-Jahre-Jubiläum: Das berühmteste unbekannte Auto der Schweiz

Im neueröffneten Museum für Kommunikation steht ein zur Hälfte russschwarzer Fiat Fiorino. Das sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus - dahinter steckt aber die grösste Gaunergeschichte der Schweiz.

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Am Vormittag des 1. September 1997 biegt ein kleiner weisser Lieferwagen vom Typ Fiat Fiorino in die Einfahrt der Zürcher Fraumünsterpost. Ein Aufkleber der Telecom, Postnummernschilder und ein Mitarbeiterausweis machen den Weg frei zum Innenhof und ermöglichen damit den grössten Raubzug der Schweizer Gaunergeschichte. Fünf unmaskierte Männer springen aus dem Auto, fuchteln mit Pistolen herum und packen im Innenhof Kisten in den Fiat Fiorino. Kurze Zeit später braust der vollgepackte Fiat wieder aus dem Innenhof – an Bord 53‘000‘000 Franken. Weitere Kisten mit 17 Millionen Franken lassen die Posträuber stehen, weil sie keinen Platz mehr im kleinen Gefährt finden.

Bald zeigt sich aber, dass der Jahrhundertcoup kein Meisterwerk ist. Die Täter hinterlassen zahlreiche Spuren. Auch der Versuch, das Tatfahrzeug ausbrennen zu lassen, misslingt kläglich – zurück bleibt ein angekohlter Fiat Fiorino, eine wichtige Spur für die ermittelnden Beamten. Wenig später waren vier der Bankräuber gefasst, der fünfte blieb 15 Monate verschwunden. Letztlich brachte ihn die Liebe dazu, entscheidende Fehler zu machen, die zu seiner Verhaftung führten. Von den 53 Millionen bleibt allerdings ein Grossteil verschwunden.

Nach Abschluss der Untersuchungen kam der Fiat Fiorino in die Sammlung des Museums für Kommunikation. Wer den Fluchtwagen dieser einmaligen Geschichte sehen will, der kann das seit dem 19. August 2017 im rundum erneuerten Museum für Kommunikation tun. «Ein Museum erzählt Geschichten und dieses angekohlte Auto bringt davon jede Menge mit», so Museumsdirektorin Jacqueline Strauss. «Es war deshalb schnell klar, dass wir dieses einmalige Stück in der neuen Kernausstellung zeigen wollen.»

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