HSLU-Projekt recycelt Alttextilien zu neuen Kleidern

Zusammen mit Partnern wie Coop, Rieter, Rohner Socks, Ruckstuhl, Nikin und anderen forscht die HSLU, wie alte Kleidung zu neuen Produkten recycelt werden können.

Neuer Pullover aus alten Jeansfasern - dafür sponn Rieter Fasern zu einem Garn, die Nikin zu einem Pullover verarbeitete. Bild: HSLU.
Neuer Pullover aus alten Jeansfasern – dafür sponn Rieter Fasern zu einem Garn, die Nikin zu einem Pullover verarbeitete. Bild: HSLU.

In der Schweiz landen täglich rund 100 Tonnen Alttextilien in der Kleidersammlung. Etwa die Hälfte davon wird weiterverkauft und exportiert; der Rest zu Putzlappen verarbeitet oder verbrannt. Textildesignerin Tina Tomovic von der HSLU möchte das ändern und erforscht mit ihrem Team im Projekt «Texcircle», wie sich der textile Kreislauf schliessen lässt. Damit alte Pullover, Hosen & Co. wieder zu neuer Kleidung oder anderen hochwertigen Produkten recycelt werden können. Als Partner mit an Bord sind Coop, Rieter, Rohner Socks, Ruckstuhl, Texaid, Workfashion, Bundesamt für Zivildienst (ZIVI), Nikin, Tiger Liz Textiles. Texcircle wurde von der schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse unterstützt.

Partner wie Coop, Ruckstuhl & Co. an Bord

Die Textilindustrie gilt als äusserst ressourcenintensiv. Textilien stehen gemäss eines Nachhaltigkeits-Aktionsplans der EU beim Verbrauch von Rohstoffen und Wasser an vierter Stelle, nach der Lebensmittelherstellung, dem Wohnungsbau und dem Verkehr. Für die HSLU-Forscherin ist klar: «Wir müssen unsere alten Kleider viel besser wiederverwerten als bisher und so den textilen Kreislauf schliessen.»

Das Forschungsprojekt nimmt die gesamte Recycling-Prozesskette unter die Lupe, vom Sammeln der Alttextilien übers Sortieren und dem anschliessenden maschinellen Zerkleinern bis hin zum Spinnen des so gewonnenen Rohstoffs zu neuen Garnen und Vliesen. Die verwendeten Alttextilien – insgesamt 2.5 Tonnen Material – stammten grösstenteils aus den Sammlungen des Textilverwerters Texaid. Eine zentrale Rolle im Projekt spielten die nationalen und internationalen Wirtschaftspartner, welche die Fasern, Garne und Vliese zu Produkten verarbeiteten.

Höhepunkt des zweijährigen Projektes war die Produktion mehrerer Prototypen auf der Basis von Alttextilien. Beispielsweise produzierte die Winterthurer Firma Rieter aus alten Jeanshosen Garn für einen Pullover. Der Zuger Arbeitsbekleidungsproduzent Workfashion wiederum verarbeitete alte Kissen und Bettdeckenfüllungen zu Isolationsfutter für Arbeitswesten – die Produktqualität musste im Rahmen des Projektes stets gleich hoch sein wie bei vergleichbaren Textilien im Laden.

Recycling-Teppich von Ruckstuhl

Die Firma Ruckstuhl im bernischen Langenthal entwickelte derweil einen Recycling-Teppich für den Wohnbereich. Das Garn dafür stammt zur Hälfte von getragenen Wollmänteln. «Wir haben schon länger nach Mitteln gesucht, wie wir im Betrieb einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen können», sagt Ruckstuhls Geschäftsführer Adrian Berchtold. Das Projekt sei somit genau zur richtigen Zeit gekommen. Er erläutert: «Die Projektresultate zwangen uns, zu hinterfragen, welche Produktionsschritte für diesen neuen Teppich nachhaltig sind und welche nicht.» Berchtold überraschte insbesondere die Erkenntnis, dass das Waschen von alten Mänteln mit Wasser umweltschädlicher ist als mit Chemikalien: «Der Wasserverbrauch war einfach zu hoch. Paradoxerweise ist es in diesem Fall ressourcenschonender, die Textilien mit Ozon zu reinigen.» Ruckstuhl plant, den Recycling-Teppich ab Mitte 2023 in kleiner Serie herzustellen.

 

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