Schweizer Sorgenstudie: Corona-Krise vorbei, dafür Angst wegen Ukraine-Krieg

In den Köpfen der Schweizerinnen und Schweizer ist die Coronavirus-Krise vorbei. Das zeigt die neue Sorgenstudie von moneyland.ch. Dafür dominieren 2022 Ängste rund um den Ukraine-Krieg.

Ukraine-KriegDas alljährliche Sorgenbarometer von moneyland.ch zeigt deutlich: Die Schweiz sieht die Pandemie grösstenteils als ausgestanden an. Das Coronavirus ist nicht einmal mehr unter den 20 grössten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer. In der repräsentativen Online-Umfrage von moneyland.ch gaben im April dieses Jahres nur 23 Prozent der 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass sie sich wegen des Virus grosse oder sehr grosse Sorgen machen.

Im Vorjahr waren es über 50 Prozent. Das Coronavirus lag damit auf Platz sechs der grössten Sorgen in der Schweiz. Auch die Angst vor Arbeitslosigkeit hat sich im Vergleich zum Vorjahr markant reduziert. In städtischen Gebieten ist die Angst vor dem Coronavirus und neuen Viren generell allerdings noch etwas grösser als auf dem Land.

 

Studie von Moneyland: Die zehn grössten Sorgen der Schweiz 2022.

Grösste Sorge: Ukraine-Krieg

Die neue, grösste Sorge der Schweizerinnen und Schweizer ist der Ukraine-Krieg. Der militärische Konflikt in Europa, der im vorjährigen Sorgenbarometer von moneyland.ch noch nicht abgefragt wurde, schoss direkt auf Platz eins. 62 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer geben an, dass sie sich diesbezüglich grosse bis sehr grosse Sorgen machen. Darauf folgen Sorgen wegen des Klimawandels und Russland.

«Auch die allgemeine Angst vor möglichen Kriegen gehört mittlerweile zu den grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Mögliche Kriege machen neu der Hälfte der Befragten Personen grosse bis sehr grosse Sorgen – vor einem Jahr waren es noch lediglich 37 Prozent.

Auch die Sorgen um die Krankenkassen-Prämien sind merklich zurückgegangen: In den vergangenen Jahren war dieses Thema in der Schweiz jeweils der grösste Grund für Sorgen – noch grösser als Vorsorge- und Umweltthemen sowie das Coronavirus. Manz vermutet, dass die Grösse dieser Sorgen stark damit zusammenhängt, wie sich die Prämien entwickeln. «Im Unterschied zu diesem Jahr werden die Prämien für 2023 voraussichtlich wieder deutlich erhöht, was diese Sorge zukünftig wieder wichtiger machen könnte.»

«Viele finanzielle Aspekte wie etwa die Altersvorsorge rücken 2022 etwas in den Hintergrund», beobachtet Manz. 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung machen sich generell grosse oder sehr grosse Sorgen um die eigenen Finanzen. Damit ist dieses Thema nicht unter den grössten Sorgen der Schweiz. Die Ausnahme: Die eigenen Finanzen sind die viertgrösste Sorge der Befragten mit einem Vermögen von weniger als 20’000 Franken.

Frauen machen sich mehr Sorgen

In vielen Bereichen machen sich Frauen mehr Sorgen als Männer. So geben beispielsweise je 51 Prozent der befragten Frauen an, dass sie sich wegen eines Atomkriegs und eines dritten Weltkriegs grosse bis sehr grosse Sorgen machen. Bei den Männern sind es in beiden Fällen lediglich je 39 Prozent. Auffällig viele Frauen sorgen sich zudem um ihre Finanzen und um die Altersvorsorge.

Männer machen sich hingegen bei bestimmten internationalen Themen öfter Sorgen als Frauen. So geben beispielsweise 30 Prozent der Männer an, dass sie sich grosse bis sehr grosse Sorgen wegen der weltweiten Staatsverschuldung machen. Diese ist nur bei 21 Prozent der Studienteilnehmerinnen ein grosses Thema. Auch Sorgen bezüglich bestimmter Staaten wie etwa China und den USA sind bei Männern grösser. Bezüglich Russland machen sich die Befragten beider Geschlechter jedoch ähnlich viele Sorgen.

Über 50-Jährige fürchten Russland

Im Altersvergleich zeigt sich: Bei den meisten Themen geben ältere Menschen zwischen 50 und 74 häufiger an, dass sie sich grosse bis sehr grosse Sorgen machen. So sagen etwa 72 Prozent der befragten Personen in dieser Altersgruppe, dass sie sich Sorgen wegen Russland machen. Unabhängig von der Altersgruppe beträgt der schweizweite Durchschnitt hingegen lediglich 56 Prozent. «Die aktuellen Geschehnisse in Europa dürften besonders bei älteren Menschen Erinnerungen an die Ängste des Kalten Kriegs wecken, bei dem Russland als grösste Bedrohung für den Westen galt», sagt Manz.

Besonders überdurchschnittlich grosse Sorgen machen sich Personen zwischen 50 und 74 Jahren zudem bezüglich der Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz sowie der weiteren Einwanderung. Insbesondere die Befragten zwischen 18 und 25 Jahren machen sich in diesem Zusammenhang kaum grosse Sorgen.

Vergleichsweise viele junge Menschen fürchten sich hingegen vor Arbeitslosigkeit. 37 Prozent der Befragten zwischen 18 und 25 Jahren geben an, dass sie sich diesbezüglich grosse bis sehr grosse Sorgen machen. Unabhängig vom Alter ist das bei lediglich 28 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer der Fall. Junge Menschen sowie Personen in der mittleren Altersgruppe machen sich zudem merklich mehr Sorgen um ihre Beziehung beziehungsweise Ehe als Personen im Alter von mindestens 50 Jahren.

Westschweiz sorgt sich um Gesundheit

Zwischen der Deutsch- und Westschweiz gibt es teils enorme Unterschiede. Grundsätzlich zeigen sich Bewohnerinnen und Bewohner der Romandie pessimistischer und geben bei den meisten Themen wesentlich öfter an, dass sie sich grosse bis sehr grosse Sorgen machen.

«Hier treten kulturelle Unterschiede zwischen den beiden grössten Sprachregionen der Schweiz hervor», stellt Manz fest.

Aber auch die Liste der grössten Sorgen sieht in der französischsprachigen Schweiz etwas anders aus als in der deutschsprachigen (Tabelle 3). So machen sich die Romands um nichts mehr Sorgen als um die eigene Gesundheit (64 Prozent). Grad mal rund halb so viele Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer (33 Prozent) geben an, dass sie sich diesbezüglich grosse bis sehr grosse Sorgen machen.

Auch die Krankenkassenprämien gehören ennet des Röstigrabens weiterhin zu den grössten Sorgen. «Das dürfte mit den im Vergleich zur Deutschschweiz höheren Prämien in der Westschweiz zusammenhängen», vermutet Manz. Zwar sorgen sich auch Deutschweizerinnen und Deutschschweizer bezüglich der Prämien, aber andere Aspekte überwiegen in diesem Jahr im Sorgenbarometer.

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