Zur Sache: es reicht

Die Qualität der Medien in der Schweiz ist zu einem Must-Thema geworden. Seit ewiger Zeit beklagen linke Politiker den Rechtsdrall gewisser Journalisten und rechte Politiker jammern über den linken Mainstream der Schreiberlinge.

Wirtschaftsbosse monieren die generell wirtschaftsfeindliche Haltung der Journalisten und alternative Gruppen prangern die Verflechtungen der Medienhäuser an. Alle beklagen sich über schwindende oder gar nicht mehr vorhandene Dossierkompetenz bei den Journalisten. Medienforscher warnen vor einer immer stärker werdenden Boulevardisierung und einer damit einhergehenden Personifizierung und selbst ernannte Medienethiker beklagen sich generell. Printjournis beklagen sich über die Oberflächlichkeit ihrer Online- Kollegen und die Onliner lächeln über die ewig gestrigen Argumente der Print-Saurier.

Vieles ist übertrieben und zum Teil sehr interessengetrieben, doch haben die unzähligen Sparmassnahmen bei den Redaktionen schon gewisse Spuren hinterlassen. In manchen Fällen führten diese eindeutig zu einem Absinken der Qualität. Man spart an Produzenten, man streicht das Korrektorat zusammen und auch die Zeit für tiefergehende Recherchen wird immer knapper. Anstelle von Zurücklehnen und Reflexion heisst es Online first. In den Kommentarspalten der Medien erscheinen immer mehr kritische Kommentare zur Leistung der Medien und diese wohlgemerkt nicht nur von den üblichen Bagatell-Cholerikern und Trollen. So oft wie in den letzten Monaten musste ich meinen Berufsstand noch nie verteidigen. Das ist dann nicht einfach, wenn einem die Argumente fehlen.

Die Medien ihrerseits tun wenig dafür, dass die Qualitätskeule wieder eingepackt wird. Man zeigt zerfetzte Opfer von Flugzeugabstürzen und erschossene Kriegsgefangene im Nahen Osten und wenn man es schon nicht zeigen kann, dann weist man wenigstens darauf hin, dass das Video der Hinrichtung auf YouTube zu finden sei … Alles entweder gar nicht verpixelt oder dann so, dass es die Neugier des Lesers nur noch mehr anstachelt. Jede kleinste Geschichte wird zu einem nationalen Empörungsfall (Porno-Selfie aus dem Bundeshaus, Geri-Gate), die Persönlichkeitsrechte werden nicht mehr berücksichtigt oder zumindest nur in Teilen. Mittlerweile kann praktische jeder Lesende mit geringem Aufwand die H. X. in Y. identifizieren – Facebook sei Dank.

Der «Stifterverein Medienqualität Schweiz» will eine Stiftung errichten, die durch Aufbau und Betrieb einer unabhängigen Bewertungsinstitution die Qualität der Schweizer Medien neutral und fair bewertet und ein Rating der Medien Schweiz erstellt. Es bewegt sich was und schon das ist gut.

Pierre C. Meier, Chefredaktor

pc.meier@werbewoche.ch
 

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